In Den Armen Des Schicksals
warf geheimnisvolle Schatten auf sein Profil. Heute wirkte er wie der Krieger, nicht wie der desillusionierte Poet. Da lag eine wilde Entschlossenheit in seinen Zügen, die, auch wenn er sie oft zu verbergen suchte, nicht bestritten werden konnte. Er war ein Mann starker Emotionen, und wenn er unter den Leuten war, die ihm am meisten bedeuteten, traten sie auch am deutlichsten hervor.
Jetzt kam er zu ihr und bot ihr seinen Arm. Andrew stand ihr eigentlich näher, Billie hatte damit gerechnet, dass er sie zur Kirche hinausgeleiten würde. Doch sie hakte sich bei Iain ein und ging zu den mitreißenden Klängen des Dudelsacks Seite an Seite mit ihm hinaus.
„Es ist vollbracht“, sagte er, als sie nach draußen traten.
Billie zitterte vor Kälte, trotz des Mantels, den jemand ihr für den Rückweg gereicht hatte. In der Kapelle war es schon kalt genug gewesen, aber jetzt zerrte zusätzlich der eiskalte Winterwind an ihr. Den schottischen Hochzeitsgästen schien es nicht einmal aufzufallen. „Bist du froh?“
„Absolut.“
„Ich habe noch nie zwei glücklichere Menschen gesehen. Drei – April mitgezählt.“
„Aprils Mutter bemüht sich, ihrer Tochter so viel zu geben wie nur möglich. Aber Mara wird ihre erste und wichtigste Mutter sein, ganz gleich, als was sie sich selbst bezeichnet.“
Ein blauer Blitz schoss auf sie zu, und das kleine Mädchen, über das sie gerade gesprochen hatten, warf sich in Iains Arme. „Sag, hab ich es gut gemacht?“ April klammerte sich an seinen Hals.
„Du warst der Hit der Feier.“
April lugte über seine Schulter. Sie war das kleine, weibliche Spiegelbild ihres Vaters, mit den gleichen ernsten grauen Augen. „Und was denkst du?“, fragte sie Billie.
„Dein Onkel Iain hat recht. Du warst toll.“
„Heiratest du als Nächste? Mara sagt das.“
„Wirklich? Hat sie auch gesagt, wen ich heirate?“
April runzelte verwirrt die kleine Stirn.
„Lass nur“, beeilte Billie sich zu sagen. „Ich glaube, ich möchte es gar nicht wissen. Das verdirbt ja den ganzen Spaß.“
„Du heiratest jemanden, der Ruaridh heißt.“ April machte sich von Iain frei und rannte zu Andrew weiter.
„Ruaridh.“ Billie wisperte den Namen.
Iain mied ihren Blick. „Sie muss sich wohl irren.“
„Es sei denn, wir befinden uns auf einer Reise in die Vergangenheit. Ich muss sagen, so habe ich mich gefühlt, als ich da in deiner Kapelle gestanden habe.“
„So?“
„Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt, aber das ist ein weihevoller Ort. Ein heiliger Ort, Iain. Ich konnte regelrecht den Geist all derjenigen spüren, die hier gefeiert und getrauert haben.“ Das Lächeln zeigte ihre Grübchen, doch Iain sah sie nicht an. „Auch wenn es Ross’ waren.“
„Nicht alle waren Ross’.“
„MacFarlanes aber nicht, oder? Ich habe das sichere Gefühl, dass es meinen Verwandten nicht erlaubt war, diese Schwelle zu übertreten, es sei denn, sie kamen in Särgen.“
„Die Ross’ hätten niemals gutes Holz auf die MacFarlanes verschwendet. Wir haben schwere Wackersteine an sie gebunden und sie in den See geworfen.“
„Dann bin ich wohl auch mit dem Monster verwandt, nehme ich an. Ich meine, um sieben Ecken herum.“
Er lachte. „Ich bin überzeugt, du bist mit dem Teufel persönlich verwandt. Gibt es eigentlich irgendetwas, das du ernst nimmst?“
„Aber ja. Meine Versuche, endlich aufzudecken, warum meine Familie deine verflucht hat. Ich denke langsam, der Grund war das Zurückhalten von Informationen. Wenn alle Ross’ solche Geheimniskrämer waren wie du, ist es kein Wunder, dass die MacFarlanes auf den Kriegspfad gezogen sind. Unser Fluch ist es nämlich, immer alles wissen zu müssen.“
„Dann sage ich dir jetzt etwas, das du noch nicht weißt.“
„Ehrlich?“ Nein, sie würde jetzt nicht gespannt den Atem anhalten!
„Aye.“
Sie näherten sich dem Haus, und die vielen Gäste strömten zu dem Brautpaar, um ihm zu gratulieren.
„Sag’s mir, schnell, bevor wir niedergetrampelt werden“, drängte sie.
„Keine Sorge, es dauert nur einen Moment.“
„Sag endlich!“
„Ruaridh und Christina sind ebenfalls in dieser Kapelle getraut worden.“
Es mussten Hunderte von Kerzen sein, die in Fearnshaders Räumen und Gängen brannten. Iain hatte einen Mann für den Abend angeheuert, der nichts anderes tat, als die abgebrannten Kerzen durch neue zu ersetzen. Der goldene Schimmer ließ den grauen Stein der Mauern weicher erscheinen, und die weihnachtlichen
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