In den Armen des Sizilianers
Kreisen kam, gewarnt hatten, würde er zurechtkommen.
Aber dann machte ihm die Trennung sehr viel mehr zu schaffen, als er es sich hatte vorstellen können. Er vermisste Emma viel zu sehr, ihr fröhliches Lachen, ihr hellblondes Haar und ihren verführerischen Körper. Irgendwann hatte er sich gesagt, das alles seien nur Äußerlichkeiten, auf die es nicht ankomme, und er wisse ja gar nicht, was für eine Frau Emma wirklich war. Sein Vertrauen war zerstört, und für einen stolzen Sizilianer wie ihn bedeutete Vertrauen alles.
In was für eine bizarre Situation bin ich da geraten?, fragte er sich jetzt. Emma stand ihm gegenüber am anderen Ende des Raums, ihre Wangen waren noch leicht gerötet, und ihr Haar war zerzaust. Sie sah ihn mit großen Augen an. Wie sollte er auf die Neuigkeit, sie hätten einen gemeinsamen Sohn, reagieren?
Während er alle Möglichkeiten erwog, schenkte er sich noch ein Glas Mineralwasser ein und leerte es in einem Zug. Schließlich blickte er Emma scharf und durchdringend an. „Die Frage ist, ob ich dir glaube oder nicht. Vielleicht hast du es ja nur erfunden, um möglichst hohe Unterhaltszahlungen von mir zu bekommen.“
Seine beleidigenden Bemerkungen fand sie immer unerträglicher. Dennoch entgegnete sie ruhig: „Glaubst du wirklich, ich würde zu solchen Mitteln greifen, um von einem Mann wie dir möglichst viel Geld zu erpressen? Nur dem Geld zuliebe würde ich mir deine Beleidigungen nicht anhören und mich niemals deinem Spott, deiner Verachtung und deinen verbalen Angriffen aussetzen. Lieber würde ich putzen gehen.“
„Warum tust du es dann nicht?“ Seine Stimme klang kühl und unbeteiligt.
Das brachte bei Emma das Fass zum Überlaufen. All die Sorgen und Kämpfe der vergangenen Monate, die schwierige Entscheidung, Vincenzo die Wahrheit zu sagen, und dann auch noch ihre eigene Schwäche, ihm nicht widerstehen zu können, entluden sich jetzt in einem Zornausbruch.
„Weil ich ein kleines Kind habe, das ich versorgen muss. Ich würde nicht genug verdienen, um mir eine Betreuung für unseren Sohn leisten zu können. Aber was weißt du mit deinem Reichtum schon davon, wie schwierig das Leben sein kann? Du hattest immer alles, was man sich nur wünschen kann. Das viele Geld hat dir das Leben sicher leichter gemacht, wenngleich es auch deinen Blick getrübt hat. Immer, wenn du jemanden kennenlernst, bist du auf der Hut und fragst dich, ob es diesem Menschen um dich oder in erster Linie um deine Millionen geht. Was bist du doch für ein armer Mensch.“
„Du hast kein Recht, mir irgendwelche Vorhaltungen zu machen und mir Moral zu predigen, denn deine eigenen Moralvorstellungen bedürfen dringend einer Korrektur!“, fuhr er sie an und ließ den Blick absichtlich langsam und provozierend über ihr zerknittertes Kleid und ihr gerötetes Gesicht gleiten. „Verrat mir eines: Hast du geglaubt, dich mir gegenüber nach dem Sex in einer besseren Position zu befinden? Wenn ja, dann würde ich mir an deiner Stelle in Zukunft eine andere Strategie ausdenken. Du erreichst wesentlich mehr, wenn du erst dann bereit bist, mit jemandem zu schlafen, nachdem du den Preis bestimmt hast.“
Blinde Wut packte sie. Wie von Sinnen durchquerte sie den Raum und schlug mit den Fäusten auf seine muskulöse Brust ein.
Vincenzo lachte jedoch nur und hielt ihre Hände fest. „Meinst du, ich würde dir nach diesem Temperamentsausbruch aus der Hand fressen?“, fragte er und verzog verächtlich die Lippen.
„Also bitte, Vincenzo!“
„Also bitte, Vincenzo!“, ahmte er sie spöttisch nach. Am liebsten hätte er sie jedoch an sich gepresst und sein heißes Verlangen befriedigt. Nach dem, was sie ihm gerade erzählt hatte, hielt er es jedoch für besser, sich zurückzuhalten.
Er ließ ihre Hände so unvermittelt los, als hätte er sich verbrannt, und stellte sich mit dem Rücken zu ihr ans Fenster. Zwar behauptete man, es sei an seiner Miene unmöglich zu erkennen, was er dachte. Doch Emma kannte ihn besser als die meisten anderen, und sie hatte ein gutes Gespür für das, was in ihm vorging. Deshalb war er auf der Hut.
Er blickte hinaus auf die Themse, in der sich die Lichter der Hochhäuser spiegelten. Sein Verstand sagte ihm, dass Emma ihn belog. Wenn sie weiterhin darauf bestand, sie hätten einen gemeinsamen Sohn, würde er ihr raten, sich an seinen Rechtsanwalt zu wenden. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau versuchte, einem reichen Mann ein Kind unterzuschieben. Glücklicherweise
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