In den Armen des Sizilianers
Urlaub auf Sizilien machen und ihn mit dem Leben in Luxus und Reichtum vertraut machen, um ihn auf diese Weise seiner englischen Mutter immer mehr zu entfremden? Sie nahm sich vor, ruhig und sachlich zu bleiben und vernünftig mit Vincenzo zu reden. Vielleicht konnten sie dann einen Kompromiss schließen, der für beide Seiten akzeptabel war.
„Was meinst du, wie soll es jetzt weitergehen?“, versuchte sie es noch einmal betont höflich.
Darüber hatte er in den letzten zwölf Stunden gründlich nachgedacht. Es gab nur eine Lösung, und die musste er ihr gegenüber energisch und überzeugend vertreten.
„Du kehrst mit mir nach Sizilien zurück“, antwortete er ruhig und mit undurchdringlicher Miene.
„Hast du den Verstand verloren?“ Emma war entsetzt. „Du glaubst doch nicht im Ernst, ich würde jemals wieder einen Fuß auf diese Insel setzen.“
Ein beinahe grausames Lächeln umspielte seine Lippen. Sie reagierte genauso, wie er gehofft hatte. „Dann musst du hierbleiben“, erklärte er seidenweich. „Aber Gino kommt natürlich mit mir.“
„Wie bitte? Du nimmst Gino mit?“ Ihr stockte der Atem vor Schreck. „Niemals lasse ich zu, dass du das tust. Nur damit das klar ist.“
„Er ist auch mein Sohn und hat das Recht, meine Familie und meine Heimat kennenzulernen. Ich bin fest entschlossen, ihn mitzunehmen, Emma, damit musst du dich abfinden. Versuch ja nicht, es zu verhindern und mir Steine in den Weg zu legen. Das würdest du bereuen, du müsstest dich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung gefasst machen. Ich werde auf meinem Recht bestehen und es notfalls erzwingen.“ Er stand auf und stellte sich vor sie. „Ich habe schon meine Anwälte eingeschaltet und kann dir versichern, sie fanden es mehr als seltsam, dass du mir die Existenz meines Sohnes bis gestern verschwiegen und mir den Jungen vorenthalten hast. Das könnte ein unangenehmes Nachspiel für dich haben.“
Emma wurde blass. Doch davon ließ er sich nicht beeindrucken, denn er wusste, was für eine gute Schauspielerin sie war. Wann immer es ihren Zwecken diente, spielte sie die verletzte Unschuld. „Wenn du allerdings bereit bist, mit mir zusammenzuarbeiten, werde ich mich erkenntlich zeigen.“
Sie schluckte. „Du drohst mir also“, stellte sie resigniert fest.
„Nein, keineswegs. Ich gebe dir nur den guten Rat, vernünftig zu sein.“
„Eigentlich wundert es mich gar nicht, dass du versuchst, mich einzuschüchtern. Du hast dich überhaupt nicht verändert und …“
Vincenzo brachte sie zum Schweigen, indem er sie an den Armen packte und hochzog. „Was geschehen ist, ist geschehen, es gehört der Vergangenheit an“, sagte er ruhig. „Wir sollten uns auf die Gegenwart und die Zukunft konzentrieren. Ich nehme meinen Sohn mit, und wenn du uns begleiten willst, dann nur als meine Frau.“
Fassungslos sah sie ihn an und hatte das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen. „Als deine Frau?“, wiederholte sie schockiert. „Das ist unmöglich!“
„Wieso? Es ist die beste Lösung und außerdem zweckmäßig.“ Er begegnete ihrem verständnislosen Blick, und wieder einmal war er fasziniert davon, wie tiefblau ihre Augen waren. „Lass es mich so ausdrücken: Es hilft, eine schwierige Situation erträglicher zu machen“, fuhr er fort. „Ich finde, wir sollten unser Zusammensein genießen, solange wir die Möglichkeit dazu haben.“
Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam sie. Vielleicht war das alles nur ein schrecklicher Traum, aus dem sie hoffentlich bald aufwachte. Vincenzos Stimme klang so kalt und unbeteiligt, als handelte es sich bei ihrem Zusammensein um eine geschäftliche Angelegenheit. „Das meinst du nicht ernst.“
„Oh doch, ich meine es sogar sehr ernst“, bekräftigte er mit einem zufriedenen Lächeln. „Ich finde, du solltest nicht länger die Verletzte oder Beleidigte spielen. Das ist absolut scheinheilig, wenn man bedenkt, was für eine leidenschaftliche Geliebte du in meinen Armen bist.“
„Vincenzo, jetzt …“
„Nein, erspar mir bitte jede weitere Argumentation. Du hast deine Rolle lange genug gespielt, Emma, ich bin es endgültig leid. Jetzt wird nach meinen Regeln gespielt“, erklärte er hart. „Also pack deine Sachen, und zwar sofort. Ich fahre nach London zurück, und du und Gino werdet mich begleiten.“
Sie bemerkte die wilde Entschlossenheit in seinen Augen und wusste, dass jedes Aufbäumen sinnlos war. Vincenzo Cardini, diesem mächtigen und einflussreichen Mann,
Weitere Kostenlose Bücher