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In den Armen des Spions

Titel: In den Armen des Spions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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verwischen.
    Alex machte einen Schritt zurück, nahm Roderick den Brief aus den schlaffen Fingern und ließ den Dolch, wo er war. Dann zögerte er und beugte sich vor, um noch gehässig zu flüstern: »Du warst der Hase, der die Hunde direkt zu uns geführt hat - dieses Mal gibt es für dich kein Entkommen.«
    Damit wirbelte Alex herum und atmete aus, fasste Daniel am Ärmel und zog ihn mit sich. Er lehnte sich vor, sodass ihre Köpfe dicht beieinander waren, und murmelte:
    »Wir gehen ganz langsam und hübsch unauffällig. Wir sind einfach zwei Gottesdienstbesucher auf dem Weg in die Kathedrale zur Abendmesse.«
    Daniel schaute zurück und sah Roderick, die eisblauen Augen weit aufgerissen, zu Boden sinken.
    Rodericks Blick wurde glasig - und der Lieblingssohn des Earl of Shrewton weilte nicht länger unter den Lebenden.
    Die Glocken der Kathedrale läuteten, und das Licht verblasste rasch. Emily zupfte an Gareths Ärmel.
    »Komm - wir müssen näher heran, sonst entwischt er uns am Ende in der einbrechenden Dämmerung.«
    Gareth gab nach und ging mit ihr über den Spazierweg hinter den Gebäuden, dabei suchte er mit den Augen die Ruinen ab oder wenigstens das, was er im verblassenden Tageslicht davon erkennen konnte.
    Plötzlich blieb Emily stehen.
    »Was ist das?«
    Er folgte ihrem Blick in die Ruinen und sah ... etwas Dunkles auf den bleichen Steinstufen liegen.
    »Das ist ein Mensch.«
    Sie liefen über den Rasen zu der Stelle, aber bevor sie sie erreichten, löste sich Royce aus den Schatten vor ihnen. Er stieg über die reglose Gestalt und durch den Torbogen, dann hockte er sich hin.
    Delborough, Tristan, Jack, Gervase und Tony kamen mit ihnen zusammen an dem Torbogen an. Royce schaute auf, und sein Gesicht verriet nichts.
    »Das ist eben erst geschehen. Hat jemand von euch etwas gesehen, vielleicht jemanden wegrennen?«
    Sie schüttelten die Köpfe.
    Royces Lippen wurden schmal. Er richtete sich auf.
    »Dann sucht!«
    Das taten sie, bis es dunkel war, aber sie fanden nichts. Sie kehrten zur Leiche zurück, waren alle verwirrt und überlegten angestrengt, was geschehen sein konnte.
    Die Hände in die Hüften gestemmt stand Royce da und blickte auf den Leichnam, der nun in der Dunkelheit kaum mehr sichtbar war. Er schaute Delborough an.
    »Der Dolch - er scheint von der gleichen Machart zu sein, wie der, der bei Larkins benutzt wurde.«
    Delborough hockte sich neben ihn, musterte den Elfenbeingriff und nickte, als er aufstand.
    »Das ist einer, wie ihn die Schwarze Kobra benutzt.«
    »Der Brief?«, fragte Jack.
    »Fort.« Royce schaute sie der Reihe nach an. »Niemand, der auch nur im Entferntesten verdächtig erschien?«
    Sie schüttelten alle die Köpfe.
    »Es waren ein paar Pärchen da, die im Gehen begriffen waren, und eine Reihe von Gottesdienstbesuchern, die zur Abendmesse wollten«, berichtete Tristan, »aber niemand hat sich irgendwie auffällig verhalten.«
    Royce schnitt eine Grimasse. Sie alle blickten auf den Leichnam von Roderick Ferrar.
    »Also«, sagte Royce kurz angebunden, »wir haben hier den Mann, von dem wir sicher waren, dass er die Schwarze Kobra war, aber er ist ausgeschaltet worden. Was uns mit zwei großen Fragen zurücklässt: Wer hat ihn getötet? Und warum?«

21
    20. Dezember 1822
    Am späten Nachmittag
    ln meinem Zimmer auf Elveden Grange
    Liebes Tagebuch,
    ich bin rasch heraufgekommen, um mir den Staub der Straße abzuwaschen, ehe ich wieder zu den anderen nach unten gehe. Was für ein Tag! Wir befinden uns am Ende unseres Abenteuers. Gareths Mission ist vollbracht, aber Ferrar ist tot, und niemand weiß, was das heißt.
    Aber, noch aufregender ist, dass die Vorfälle des heutigen Tages Gareths Entschlossenheit, unsere Ehe im Sinne einer echten Partnerschaft zu führen, auf die Probe gestellt haben. Und er hat mit Bravour bestanden. Er hat mich aus den Augen gelassen, mich in eine gefährliche Lage gehen lassen, damit ich tun konnte, was nur ich allein zu tun vermochte - den Schriftrollenhalter in der Hecke zu deponieren, damit Ferrar ihn sich holen konnte, auch wenn, wie mir danach höchst eindrücklich vor Augen geführt wurde, es ihm schwergefallen ist. Aber er hat mich auch nicht einfach im Gasthof zurückgelassen, sondern mir gestattet, bei ihm zu bleiben, während wir Ferrar gefolgt sind.
    Nach heute kann ich unmöglich an der Ernsthaftigkeit zweifeln, mit der er unsere Zukunft gestalten will - eine Zukunft, die für meinen Geschmack gar nicht früh genug  beginnen kann.

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