In den Armen des Spions
fort:
»Offenbar hat auch Monteith eine Dame bei sich.«
»Eine Dame?« Del runzelte die Stirn. »Wo kommt die denn her?«
»Offenkundig aus Guernsey. Aus irgendeinem Grund ist der Major dort gelandet und dann ...« Royce zog die Brauen zusammen. »Ich bin mir wegen der Einzelheiten nicht im Klaren - St. Austell war mal wieder gewohnt ausweichend -, aber ich vermute, sie hat entscheidend dazu beigetragen, dass Monteith nach Plymouth gelangt ist. In der Folge hat er sich für sie verantwortlich gefühlt und sie bei sich behalten, auch um sie vor den Sektenanhängern zu schützen.«
Gareth und Del wechselten Blicke. Sie wussten, was es hieß, die, die ihnen geholfen hatten, vor den Sektenanhängern zu beschützen. Besonders Frauen.
»Also«, berichtete Royce weiter, »wenn Monteith keine weitere Gegenwehr begegnet, wissen wir, dass die Enttarnung von Ferrar als Teil der Schwarzen Kobra das Einzige an dem Brief war, das man gefürchtet hat. Und wenn die Sektenanhänger weiterhin angreifen und versuchen, Monteith seine Kopie abzujagen, dann ist da eindeutig etwas in dem Inhalt - und es müssen die Namen sein -, von dem die übrigen Teile der Schwarzen Kobra auf jeden Fall verhindern wollen, dass wir davon erfahren.«
Emily blinzelte verwirrt und sah ihn an.
»Aber wir haben bereits eine Kopie des Briefes - wir kennen die Namen doch schon.«
Royce erwiderte ihren Blick und lächelte.
»Sicher, aber das weiß die Schwarze Kobra nicht. Genau genommen, warum sollten wir uns die Mühe machen, eine eigene Kopie anzufertigen, wenn es das Siegel ist, das für uns entscheidend ist?« Sein Blick blieb auf sie gerichtet, er sah sie aber nicht an, sondern war in Gedanken. Dann schaute er zu den anderen. »Aber das bringt uns zu einem entscheidenden Punkt. Wir haben bereits den Text des Briefes, aber die Namen bedeuten niemandem hier etwas. Nach dem, was Emily sagt, ist es unwahrscheinlich, dass viele Leute in England sie kennen und schon gar nicht in Bezug auf das, was diese Leute in Indien getrieben haben.«
Er machte eine kleine Pause, ehe er fortfuhr:
»Es muss jemanden geben, bei dem die Schwarze Kobra fürchtet, wir könnten demjenigen den Brief zeigen. Jemand, für den die Namen oder wenigstens einige davon etwas bedeuten - genug, um einen oder mehr als Ferrars enge Freunde zu identifizieren.«
»Seine Familie zu fragen läge auf der Hand«, bemerkte Christian, »aber ich denke nicht, dass Shrewton gelogen hat, und noch weniger Kilworth. Sie haben keine Ahnung, mit wem Ferrar in Indien Umgang hatte.«
»Vielleicht war es nicht in Indien«, warf Emily ein. »Vielleicht war es schon hier in England, bevor Ferrar abgereist ist. Wenn er diesen Leuten hier nahestand, eng mit ihnen befreundet war, und sie dann auch in Indien auftauchen, dann müssten sie doch seine engsten Freunde sein.«
»Die engsten und die, von denen es am wahrscheinlichsten ist, dass sie mit ihm zusammen den Kult der Schwarzen Kobra aufgebaut haben.« Gareth sah zu Del. »Weil die Entstehung des Kultes einige Zeit nach Ferrars Ankunft in Bombay nachzuweisen ist, waren wir sicher, dass er an seiner Geburt beteiligt war, aber das heißt nicht, dass Freunde, die kurz darauf hinzugekommen sind, ihm nicht dabei zur Hand gegangen sind.«
»Nein, in der Tat. Sie waren vielleicht sogar die Verursacher.« Del nickte. »Emily hat recht. Wir müssen in Erfahrung bringen, wer Ferrars engste Freunde hier in England waren und dann überprüfen, ob irgendwer davon in dem Brief genannt wird.«
»Und das«, sagte Royce, »macht Kilworth zu unserem besten Ansatzpunkt.« Er überlegte, dann schnitt er eine Grimasse. »Lasst uns sehen, wie es morgen Monteith ergeht. Aber wenn die Kobra weiter Anschläge verübt, dann sollten wir uns eindeutig eingehender damit befassen, wer früher Ferrars Freunde waren.«
Ungefähr eine Stunde später ging Emily vor Gareth in das Schlafzimmer, das ihr zugewiesen worden war. Er hatte zwar sein eigenes Zimmer, ein Stück weiter auf dem Flur, aber das war deutlich kleiner, mehr eine Kammer, in der er seine Taschen lassen konnte, als dass er wirklich darin schlafen konnte.
Niemand in diesem Haushalt hielt sich damit auf, den Anschein aufrechtzuerhalten.
Sie wirbelte unbekümmert durchs Zimmer und blieb vor dem Kamin stehen, in dem ein fröhliches Feuer flackerte. Draußen war es eisig kalt, aber drinnen ... sie hatte sich nie zuvor in ihrem Leben so entspannt gefühlt, so triumphierend.
Mit ausgebreiteten Armen drehte sie sich um
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