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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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»Die Enttäuschung darüber, nicht in die Pol-Gruppe aufgenommen worden zu sein, war mir nicht besonders gut bekommen.« Obwohl er sich vor den Männern versteckte, hatte seine Moral ganz ähnlich gelitten, wie es der Pol-Gruppe ergangen war, als diese feststellte, dass Amundsen sie geschlagen hatte. Bowers hatte am 1. Januar geschrieben: »Teddy war schrecklich erbost, weil er nicht zum Pol gehen durfte – er hatte sein Herz so sehr daran gehängt ... Ich bin sicher, er wollte wegen seiner Frau dorthin gehen.«
    Auf dem Marsch verlor Evans das Bewusstsein: »Crean und Lashly hoben mich hoch, und Crean hielt mich für tot. Seine heißen Tränen tropften auf mein Gesicht, und als ich wieder zu mir kam, gab ich so etwas wie ein schwaches Lachen von mir.« Bei den niedrigen Temperaturen kamen sie mit einer immer stärker beunruhigenden Langsamkeit voran, und schließlich meinten Lashly und Crean, die einzige Lösung bestehe darin, Evans auf dem Schlitten zu transportieren. Sie warfen alles bis auf das Allernotwendigste ab und legten ihn behutsam darauf. Er bat sie, ihn zurückzulassen, aber wie Lashly schrieb: »An so etwas konnten wir nicht denken.« Jetzt litt Lashly unter Erfrierungen an einem Fuß, und Evans schlug vor, er solle den Fuß auf seinen, Evans’, Bauch legen, damit er ihn aufwärme. Lashly stimmte widerstrebend zu, und es half. In seinem Tagebuch zollte er ihrer gegenseitigen Sorge füreinander Tribut: »Ich glaube, wir hätten jede Unannehmlichkeit auf uns genommen, um einander beizustehen.« Er ahnte nicht, wie ironisch Evans dies später kommentieren würde: »Es ist etwas Anstößiges daran, wenn einem Mann mitten auf dem Ross-Schelfeis bei Temperaturen um minus 45 Grad der erfrorene, feuchte Fuß eines anderen in den Bauch bohrt.« 2 Sie marschierten weiter und benutzten bisweilen ein Segel, das ihnen helfen sollte, schneller voranzukommen, während Evans vor Schmerz mit den Zähnen knirschte. Sie hofften, auf die Hundegespanne zu stoßen, die auf ihrem Weg nach draußen waren, um mit der Pol-Gruppe zusammenzutreffen. Am 17. Februar glaubten sie, im trügerischen Licht des Ross-Schelfeises ein Zelt ausgemacht zu haben, aber es stellte sich heraus, dass es sich nur um ein Stück von einer Zwiebackdose handelte. Sie marschierten weiter und gelangten zu einem der stehengelassenen Motorschlitten; das hob ihre Stimmung, und sie schlugen dort ihr Lager auf. Doch am nächsten Morgen war absehbar, dass Evans sterben würde. Crean war den Tränen nahe. Sie trafen die kluge Entscheidung, dass Crean allein losziehen sollte, um Hilfe zu holen. Er brach mit nur ein wenig Schokolade und ein bisschen Zwieback auf, eine wackere Gestalt, die sich allein und zu Fuß vorankämpfte, weil die Skier zu jenem Teil der Ausrüstung gehörten, die sie abgeworfen hatten.
    Evans’ Bericht über ihr Warten zeigt, was Scott und seine Kameraden in ihren letzten Tagen durchlitten haben müssen: »Das Ende war beinahe gekommen, und es machte mir nichts mehr aus; wir hatten nichts zu essen, außer etwas in Paraffin getränkten Zwieback, und Lashly hätte in seinem geschwächten Zustand niemals weitermarschieren können, ohne etwas zu essen. Er – ein nobler Mann, treu wie Gold .. . « – nahm es gelassen. Doch am 20. Februar hörten sie ein Geräusch, das ihnen das Herz in der Brust hüpfen ließ. Lashly schilderte diesen wunderbaren Augenblick: »›Horch!‹, sagten wir beide. Ja, die Hunde sind in der Nähe. Endlich Hilfe.« Einer der Hunde sauste ins Zelt und sabberte über dem erschöpften Evans: »Vielleicht, um meine Gefühle zu verbergen, drückte ich in sein altes, haariges sibirisches Gesicht einen Kuss, der für Lashly bestimmt war. Unsere Rettung hatte uns schrecklich gerührt.«
    Tatsächlich war die Freude über die Rettung der letzten Hilfsgruppe, verbunden mit deren Nachricht, dass Scott nach der Trennung von ihnen entschlossen auf den Pol zugehalten hatte, so groß, dass sie die Bedeutung dessen überdeckte, was Teddy Evans tatsächlich widerfahren war. Doch Tryggve Gran traf den Nagel auf den Kopf:
    »Meine Unterhaltung mit Evans hatte nicht lange gedauert, aber nach dem, was ich hörte ... waren die Aussichten unserer Fünf-Mann-Pol-Gruppe nicht so rosig, wie es sich die meisten Mitglieder der Expedition vorstellten. Evans’ grauenhafte Rückreise war ein Hinweis auf das, was Scott und seine Leute durchmachen würden. Da war auch noch etwas anderes, was mir Sorgen machte. Da man festgestellt hatte, dass

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