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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Hoffnung bis zum endgültigen Ende nicht auf und wollte sie nicht aufgeben. Er war eine tapfere Seele. Und das war das Ende: Er schlief die vorletzte Nacht durch in der Hoffnung, nicht mehr aufzuwachen; doch am Morgen wachte er auf – gestern. Ein Schneesturm tobte. Er sagte: ›Ich gehe nur hinaus, es kann eine Zeit dauern.‹ Er ging hinaus in den Blizzard, und wir haben ihn seitdem nicht mehr gesehen ... Wir wussten, dass der arme Oates in seinen Tod ging, aber obwohl wir versuchten, es ihm auszureden, wussten wir, dass es die Tat eines tapferen Mannes und eines englischen Gentleman war. Wir alle hoffen, in einem ähnlichen Geist unserem Ende zu begegnen, und das Ende ist mit Sicherheit nicht mehr fern.«
    Der 17. März war Oates’ Geburtstag. Er wurde 32 Jahre alt.
    Einsam und verlassen marschierten die drei weiter. Sie hatten ihren Theodolit, Oates’ Schlafsack und eine Kamera abgeworfen, schleppten aber immer noch »auf Wilsons besonderen Wunsch« ihre Gesteinsproben mit. 6 Scott hatte inzwischen schlimme Erfrierungen an den Füßen, und Bowers war von ihnen jetzt noch in der besten Verfassung. Sowohl er als auch Wilson sprachen immer noch davon, dass sie sich durchschlagen würden, aber, so fragte sich Scott, konnten sie das wirklich glauben? Sie litten alle unter Erfrierungen an den Füßen, und Scotts rechter Fuß war in einem so schlimmen Zustand, dass er zumindest eine Amputation befürchten musste. Doch diese Aussicht blieb zunehmend theoretisch – er hatte bereits begonnen, seine Abschiedsbriefe zu schreiben.
    Am 19. März waren sie nur noch 20 Kilometer vom One-Ton-Depot entfernt, aber am folgenden Tag brach ein schwerer Schneesturm los. Sie beschlossen, dass Wilson und Bowers versuchen sollten, sich bis zum Depot durchzukämpfen, um Brennstoff zu holen, aber aus Wilsons Brief an Oriana geht hervor, dass dies eine schwache Hoffnung war: »Birdie und ich werden versuchen, das 20 Kilometer nördlich von uns liegende Depot zu erreichen und zu diesem Zelt zurückzukehren, wo Kapitän Scott mit einem erfrorenen Fuß liegt ... Ich werde einfach hinfallen und im Schnee einschlafen ... Sei nicht unglücklich – es ist alles zum Besten.« 7 Bowers’ letzter Brief an seine Mutter ist von einer ähnlichen Stimmung getragen: »Gott allein weiß, was das Ende dieses 40-Kilometer-Marsches sein wird, den wir unternehmen müssen, aber ich vertraue immer noch auf Ihn und die überreiche Gnade unseres Herrn ... Doch es wird keine Schmach geben, und Du wirst wissen, dass ich bis zum Ende gekämpft habe ... Du wirst wissen, dass das Ende für mich friedlich war, da es nur Schlaf in der Kälte ist.« Er glaubte unerschütterlich daran, dass es auf »nichts, was unseren Körpern zustößt, wirklich ankommt«. Und in einem kleinen, traurigen Postskriptum heißt es: »Meine Sachen, die nicht auf dem Schiff sind, befinden sich in Mrs. Hartfields Marine Hotel, Sumner, Neuseeland.«
    Wieder hatte ein bösartiges Schicksal die Hand im Spiel. Das Schneegestöber war zu dicht für jeden Versuch, und sie änderten ihren Plan. Sie beschlossen, dass sie, wenn der Blizzard abgeflaut war, alle drei zum Depot marschieren und, wenn nötig, an Ort und Stelle sterben würden. Doch nicht einmal das war ihnen vergönnt. Der Schneesturm scheint weiter getobt zu haben, und mit ihm schwand ihr Leben dahin. Vielleicht dachte Scott, während er so dalag, über das Pech nach, das sie auf der Reise begleitet hatte, als die Depots angelegt wurden, und über seine Empfindsamkeit gegenüber dem Leiden der Ponys, die dazu geführt hatte, dass das One-Ton-Depot 65 Kilometer weiter nördlich errichtet wurde, als er ursprünglich geplant hatte. Vielleicht hoffte er immer noch wider alle Hoffnung, das Kläffen der Hundegespanne zu hören, die durch den Schneesturm sausten, um sie zu retten. Doch ihm muss klar gewesen sein, dass dies das Ende war. Er schrieb seine Briefe zu Ende. In seiner Botschaft an Oriana Wilson zollte er Bill seinen Tribut und offenbarte auch seine Schuldgefühle: »Ich möchte, dass Sie wissen, wie großartig er am Ende war – ewig fröhlich und bereit, sich für andere aufzuopfern, niemals ein Wort des Vorwurfs an mich dafür, dass ich ihn in dieses Elend geführt habe.« An Bowers’ Mutter schrieb er über den »unerschrockenen Geist« ihres Sohnes und darüber, dass »er bis zuletzt frohgemut, hoffnungsvoll und unbezwingbar geblieben ist«. Barrie bat er, seiner Frau und seinem Sohn, Barries Patensohn, aber auch anderen zu

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