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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Maschinen wieder anzuwerfen, und sie stellte erleichtert fest, dass das Schiff nur geringe Schäden erlitten hatte. Sie war bereit, ihre lange Heimreise anzutreten.
    Als die Discovery Kurs auf Neuseeland nahm und die inzwischen vertrauten Merkmale des McMurdo Sound allmählich den Blicken entschwanden, musste Scott sich gefragt haben, was für eine Art von Empfang seine Expedition bei der Ankunft in England erhalten würde. Er konnte auf einige bedeutsame Leistungen zurückblicken, wusste aber, dass er mit Feinden und mit Verbündeten, insbesondere im wissenschaftlichen Establishment, konfrontiert sein würde und dass sein Empfang wahrscheinlich nicht nur eitel Freude auslösen würde.

Kapitel 7
    Berühmtheit wider Willen
    Am 10. September 1904 dampfte eine blitzblanke Discovery in den Hafen von Portsmouth ein. Freunde und Verwandte, die dicht gedrängt am Kai standen, sahen erfreut, dass die Mannschaft »wunderbar fit« aussah. Diese gesunden, braungebrannten Männer, deren Haut den Daily Express an »getrocknetes Mahagoni« erinnerte, waren das Gegenteil von jenen ausgemergelten und erschöpften Gestalten, die manche erwartet hatten. Einen Teil der Verantwortung für die Besorgnisse trug Sir Clements Markham, der sich für die Entsendung eine Hilfsexpedition stark gemacht hatte. In seiner Jugend hatten ihn die Schrecken der Franklin-Expedition tief beeindruckt, und er war entschlossen, es nicht zu einer ähnlichen Katastrophe kommen zu lassen. Tatsächlich aber strotzten die Männer, die stolz auf dem Deck standen, nicht nur vor Gesundheit, sie hatten sogar zugenommen. Das einzige Zeichen ihrer Torturen war, dass sie ziemlich langsam sprachen und sich so ungelenk zu bewegen schienen, als steckten sie immer noch in ihren schweren, wetterfesten Kleidern. Scott war gerührt von dem Empfang, als die Mannschaften der versammelten Kriegsschiffe, einschließlich der HMS Victory , laute und herzliche Hurrarufe ausbrachten.
    Ein paar Tage später fuhr die Discovery nach London und machte in den East India Docks fest. Doch einen offiziellen Empfang gab es nicht. Am nächsten Tag wurde von der Royal Society und von der Royal Geographical Society ein Lunch gegeben – allerdings in einem Lagerhaus. Der Daily Express verurteilte die Schäbigkeit dieses »Mittagessens in einem Schuppen«. Es wurde darauf hingewiesen, dass keiner der Lords der Admiralität zugegen war. Jemand, der bei dem Mittagessen zu Gast war, schrieb mit geradezu unheimlichem Weitblick und Verständnis für das Wesen des Menschen an die Daily Mail :
    »Ich habe einfach das Gefühl, dass es noch so etwas wie eine Zeremonie auf nationaler Ebene geben sollte, um zu demonstrieren, dass wir das Opfer, das diese Männer für die Wissenschaft und zur Ehre ihres Landes gebracht haben, als Nation zur Kenntnis nehmen und zu schätzen wissen. Wäre die Besatzung dieses Schiffes in der Antarktis umgekommen, hätten wir ihr zweifellos ein nationales Denkmal errichten müssen. Es ist wohl zu bedauern, wenn wir es hinnehmen, dass sie der Vergessenheit anheimfallen, nur weil sie gesund und wohlbehalten zurückgekehrt sind.«
    Scott hatte sich darüber Sorgen gemacht, wie die Expedition wohl von der Admiralität und dem bissigen Establishment der Wissenschaft beurteilt würde. Er wusste, dass ihm einige Leute Vorwürfe machen würden, weil er die Discovery im Eis hatte festfrieren lassen und so eine zweite Überwinterung erzwungen hatte, aber ihm saß ein noch dringenderes Problem im Nacken: In Neuseeland berichtete die Presse, er habe die Admiralität für die Entsendung der Terra Nova kritisiert. Man hatte ihn mit der Behauptung zitiert, die Männer von der Discovery wären sehr wohl imstande gewesen, sich um sich selbst zu kümmern, und ein einziges Schiff, die Morning , hätte zu ihrer Unterstützung vollkommen ausgereicht. Tatsächlich entsprach dies seiner Überzeugung. Wie die übrige Mannschaft hatte er sich gedemütigt gefühlt durch das Ausmaß der Hilfsexpedition, die einen Beigeschmack von Overkill und Melodrama gehabt hatte. Er hielt sich seine Selbstgenügsamkeit zugute und ärgerte sich darüber, dass er als verletzlich und hilfsbedürftig dargestellt wurde. Doch er besaß zu viel gesunden Menschenverstand, um seine Auffassungen an die große Glocke zu hängen, und hatte eilends eine Widerlegung an die Times und an Reuters geschickt und der Admiralität und dem Sekretär der Royal Geographical Society telegraphiert. Er befürchtete zu Recht, dass es schwer

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