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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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dass es in den winzigen Zelten keinen Platz für entsprechende Einrichtungen gab, dass es zu lange dauerte, Latrinen auszuheben, und es unmöglich war, im wirbelnden Schnee provisorische Schutzdächer zu errichten, und beschrieb den unbequemen Prozess:
    »Man fühlt sich wie ein Schinken in einem Sack, ergreift verschiedene vorbereitende Maßnahmen, um die Kleider zu öffnen – vorzugsweise im Zelt –, und schleicht sich etwas weiter, wobei man sich ständig dem beißenden Wind aussetzt, und wartet aufmerksam auf eine vorübergehende Flaute. Der Rest ist eine Frage der Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, aber unweigerlich sind die unteren Teile der Kleider sofort mit Massen von dem Schnee gefüllt, der über dem Boden dahin treibt und den man mitnehmen muss, und dann hat man stundenlang unter dem unangenehmen Gefühl schrecklicher Nässe zu leiden.«
    Später haben Forscher, die weniger Hemmungen hatten, bemerkt, dass nur wenige Polarreisende von Hämorrhoiden verschont blieben, und man kann sich sehr leicht vorstellen, welche Qualen dies bei einer eiligen Entleerung bedeutete.
    Mulock, der von der Morning auf die Discovery gekommen und gegen Shackleton ausgetauscht worden war, hatte die Position und die Höhen von über 200 Bergen bestimmt. Armitage, Wilson und Heald hatten die Südwestseite des Koettlitz-Gletschers vermessen. Armitage hatte mit dem Schlitten fahren wollen, aber Scott hatte entschieden, dass es keinen Sinn habe, bereits bekanntes Gelände zu erkunden. Es sei produktiver, etwas Neues zu erforschen. Ein vernünftiger Vorschlag, aber Armitage sah dahinter Scotts Wunsch, den Rekord, am weitesten nach Süden vorgedrungen zu sein, für sich selbst zu behalten.
    Wilson hatte der Kaiserpinguinkolonie bei Cape Crazier erneut einen Besuch abstatten können und das Geheimnis gelüftet, wie es den jungen Vögeln, die noch ganz flaumweich waren und nicht schwimmen konnten, gelang, das Kap zu verlassen. Er hatte nämlich beobachtet, dass sie sich mit ihren Eltern auf den Eisschollen in aller Ruhe ins offene Meer hinaustreiben ließen.
    Doch jetzt waren alle unversehrt zurück an Bord der Discovery in relativer Wärme und Geborgenheit. Scott, Lashly und Evans stopften sich voll mit herrlichen Speisen, kreiert von Ford, dem neuen Koch, und sie gewannen rasch Kraft und verlorenes Gewicht zurück. Ja, Scott bemerkte, dass Evans geradezu gigantische Ausmaße annahm. Er selbst litt unter seinen immer wiederkehrenden Verdauungsstörungen, die vielleicht mit dem Stress zusammenhingen, und konnte nicht so ungehindert schwelgen. Die Sorge, ob die Discovery rechtzeitig genug aus dem Eis befreit werden könnte, um sie zu dem Zeitpunkt zum McMurdo Sound zu bringen, für den das Versorgungsschiff erwartet wurde, trug auch nicht gerade zur Besserung seines Zustands bei. In psychischer und emotionaler Hinsicht war die Discovery für Scott von sehr großer Bedeutung. Sie war das Symbol für alles, was sie während ihres Aufenthalts in Antarktika geleistet hatten, und war ihre Heimstatt und ihre Fluchtburg gewesen. Sie bedeutete für ihn auch das erste unabhängige Kommando, und sie zu verlassen würde ihm sehr schwer fallen.
    Anfang Januar lagen immer noch mehr als 35 Kilometer festes Eis zwischen der Discovery und der offenen See. Das Sägelager, das Armitage auf Scotts Anordnung hin errichtet hatte, um zu versuchen, einen Kanal in das Eis zu sägen, kam kaum voran, und Scott gab den Befehl, die Arbeiten einzustellen. Er setzte sich mit der reellen Möglichkeit auseinander, noch einen weiteren Winter im McMurdo Sound zu verbringen, und befahl seinen Männern, einen Vorrat an Pinguinfleisch anzulegen. Unterdessen unternahmen er und Wilson eine wunderbare Reise nach Norden. Scott suchte nach Anzeichen aufbrechenden Eises. Wilson studierte die ihm lieb gewordenen Pinguine, und seine Berichte zeugen von seiner wachsenden Liebe für die Antarktis und von der Unbeschwertheit seines Verhältnisses zu Scott. Sie genossen ein paar Tage der Entspannung, aßen zum Frühstück gebratene Pinguinleber und Seehundnieren, ruhten sich in ihrem Zelt aus und plauderten miteinander. Dann hielt Scott Ausschau und sah keine sechs Kilometer entfernt die kleine, starke Morning auf der offenen See. Und sie war nicht allein: »Und siehe, vor uns lag ein zweites Schiff.« Das war der Walfänger Terra Nova . Scott und Wilson blickten auf dasselbe Schiff, das sie für ihre Fahrt zum Pol wieder nach Antarktika bringen sollte.
    Im Augenblick bestand

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