In den eisigen Tod
sein würde, sie von seiner Unschuld zu überzeugen, und hatte Angst, dass seine Chancen auf Beförderung beeinträchtigt würden. Deshalb nahm er mit Erleichterung zur Kenntnis, dass er mit Wirkung vom Tag seiner Ankunft zum Kapitän befördert worden war.
Scott war auch erfreut über die positive Reaktion auf die Leistungen der Discovery -Expedition. Der Vorwurf, zur Leitung einer wissenschaftlichen Expedition nicht geeignet zu sein, hatte ihn seit den ersten Tagen gewurmt, als das wissenschaftliche Establishment die Nase über ihn gerümpft hatte. Sir Clements Markham beeilte sich natürlich zu behaupten, dass großartige Dinge geleistet worden seien, und verkündete, dass »noch nie eine Polarexpedition mit einer so reichen Ernte an wissenschaftlichen Ergebnissen zurückgekehrt« sei. 1 Doch Scott war sich darüber im klaren, dass Sir Clements als irritierend selbstherrlich und als absolut parteiisch galt.
Deshalb fiel die Unterstützung der wissenschaftlichen Ergebnisse durch den Chefhydrographen der Admiralität, Konteradmiral Sir William Wharton, viel schwerer ins Gewicht, der sich einst mit den Wissenschaftlern gegen Scott verschworen hatte, jetzt aber meinte, dass »Korvettenkapitän Scott und seine Mannschaft dem hohen Leistungsstandard früherer Polarexpeditionen auf hervorragende Weise gerecht wurden«. 2 Die Presse begann Scott zu feiern. »Dem Geist seiner Anweisungen getreu hat er getan, was zu tun er sich vorgenommen hatte, und noch mehr«, lobte die Times . Hinzu kam, dass im Jahr 1904 Forschungsreisende wieder in Mode waren. Scott war zu einer Zeit abgereist, als das Land sich mit einem beunruhigenden und unbefriedigend verlaufenden Krieg in Südafrika abfinden musste, und das Interesse an derartigen Abenteuern war gedämpft gewesen. Doch als die Discovery zurückkehrte, war der Burenkrieg bereits gewonnen, und die Menschen hatten wieder Lust auf romantische Erzählungen über Wagnisse aller Art. Und bei der Discovery -Expedition war die Dosis an heroischem Wagemut groß genug, um das Publikum zu begeistern.
Scott konnte den Schluss ziehen, dass die Ovationen gerechtfertigt waren: In seinem offiziellen Bericht an die Admiralität hatte er wirklich eine gute Geschichte erzählt. Die Expedition hatte eine Küste gefunden, an der man an Land gehen konnte, viele Informationen über die allgemeine geographische Beschaffenheit von Antarktika gesammelt und den Nachweis geliefert, dass es möglich war, unter den schlimmsten Bedingungen auf diesem eisigen Kontinent zu überleben und ihn zu bereisen. Die Expedition hatte insgesamt 28 Fahrten mit dem Schlitten unternommen, und Scott, Wilson und Shackleton waren über 460 Kilometer weiter südlich in Antarktika vorgedrungen als irgendein Mensch vor ihnen. Wichtige erdmagnetische, meteorologische, geographische und zoologische Forschungen waren ebenfalls durchgeführt worden, unter anderem Wilsons bahnbrechende Arbeit, mit der er den geheimnisvollen Lebenszyklus des Kaiserpinguins entschleierte.
Im Oktober lobte Scott in seinem Schreiben an die Admiralität das »vorbildliche Verhalten« all seiner Männer, aber zu jenen, die für eine besondere Auszeichnung bestimmt waren, gehörten Lashly und Evans, seine Begleiter auf »dem grauenhaften Plateau«. Lashly wurde sofort zum Oberheizer befördert – Scott berichtete, dass er »durch seine Geistesgegenwart uns zweifellos das Leben rettete, als Evans und ich in eine Spalte gestürzt waren«. Evans wurde zum Unteroffizier Erster Klasse ernannt und ging zum Training an die Artillerieschule in Portsmouth. Das Lob, das Scott den Männern vom Mannschaftsdeck spendete, beweist, dass er hundertprozentig ein Mann seiner Zeit war:
»Sowohl in Neuseeland als auch zu Hause sind sie gefeiert worden und hat man großen Wirbel um sie gemacht, und sie waren ganz und gar all jenen Versuchungen ausgesetzt, die Männer ihrer Klasse so oft demoralisieren ... sie sind unversehrt durch eine solche Tortur gegangen und haben ihren guten Namen bis zum Ende gewahrt ... Die Offiziere werden die letzten sein, die vergessen, wie viel sie der Mannschaft verdanken.«
Seine neue Berühmtheit bereitete Scott Sorgen. Obwohl er ehrgeizig war, war er kein Mensch, der ins Rampenlicht drängte. Von Anfang an hatte er betont, dass »eine Expedition in die Antarktis keine Einmann-Show, keine Zweimann-Show und keine Zehnmann-Show ist. Sie bedeutet, dass alle zusammenarbeiten ... Es gibt nichts außer dem gemeinsamen Wunsch, für das Allgemeinwohl
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