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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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des Gottesdienstes zog ein heftiges Gewitter über sie hinweg, aber der Himmel klarte rasch auf, und während die Versammelten ins Freie strömten, rief einer der Gäste aus: »Mein Gott, was für ein Salut aus dem Himmel!«, was Kathleen sicher amüsiert hätte. 20
    Die kurze Hochzeitsreise verbrachten sie in Frankreich. Kathleen schrieb, dass sie »so chaotisch und unsicher wie die meisten Flitterwochen« verging – vermutlich eine Anspielung auf die sexuelle Seite. Doch neugierigen Zuschauern wurde schon bald klar, dass diese Ehe zwischen Gegensätzen ein Erfolg war. In Kathleen hatte Scott »die einzige Frau, der ich etwas erzählen kann«, gefunden. 21 Endlich hatte er jemanden, dem er seine Schwächen anvertrauen konnte. Er wusste zum Beispiel, dass er aufbrausend und reizbar war, und er nahm ihr das Versprechen ab, dass sie niemals ihre eigenen Vorstellungen aufgeben würde, nur damit er seinen Willen bekam. Er war nach wie vor besorgt, ihrer nicht würdig zu sein. Sie hatte ihrerseits einen Mann gefunden, dem sie vertrauen, den sie achten und »verzweifelt, tief, heftig und ganz und gar« lieben konnte, obschon sie noch nicht richtig in ihn »verliebt« war. Das sollte später kommen. Mit Sicherheit verstand sie ihn.
    Scott kehrte auf See zurück, und Kathleen nahm ein Leben auf, das sich wahrscheinlich nicht allzu sehr von ihrem bisherigen unterschied. Sie besuchte Abendgesellschaften und Partys, ging ins Theater, tanzte viel und arbeitete fleißig als Bildhauerin. Sie freute sich, als sie eine Maske für 18 Guineas verkaufte, und schrieb ihrem eher zwiespältig reagierenden Ehemann triumphierend, dass sie gern Geld verdiene, nicht, weil sie keine Lust hatte, das seine auszugeben, sondern, weil sie nicht wollte, dass sie sich über Geld Gedanken machen müssten. Ihre private Korrespondenz mit Scott aus jener Zeit liefert weitere Einblicke in ihr Leben. Sie drängte ihn, an seiner Karriere weiterzuarbeiten und sich unentbehrlich zu machen. »Du musst das erste Schiff der ganzen Marine haben, oder wozu solltest Du sonst gut sein?« Er ist manchmal melancholisch und bedauert die klaren Differenzen während ihres letzten Zusammenseins. »Mein Mädchen, ich kann nicht beschreiben, was über mich kommt. Es ist zu unbestimmt … Die äußeren Anzeichen sind die düsteren Stimmungen, die in so offenkundiger Missachtung der Gefühle der Menschen, die mir lieb sind, kommen und gehen … Liebe Frau, meine liebe Frau, auf jede Verfehlung, glaube mir, folgt die Reue.« Auch Kathleen schrieb über solche Plänkeleien. »Ach, mein Liebling, es tut mir so leid, wie beharrlich und brutal wir einander verletzen … Wäre das nicht jedes Mal weniger der Fall, wenn wir füreinander nicht so wichtig wären?« Aus ihren Briefen spricht auch Kathleens dringender Wunsch, sich öfter zu treffen, um »ein Baby zu machen«, und deutlich wird auch ihre allmonatliche Enttäuschung, wenn sich wieder herausstellte, dass sie nicht schwanger war. Doch im Januar erfuhr sie, dass sie tatsächlich ein Kind erwartete, das im Herbst 1909 zur Welt kommen würde. Als Scott die Neuigkeit hörte, war er vor Freude so aus dem Häuschen, dass er mit einem Offizierskollegen auf den Boden rollte und herumalberte. Kurz darauf war er froh zu hören, dass er einen Schreibtischjob bei der Admiralität erhalten hatte; sein Gehalt wurde erhöht, und er konnte zu Hause wohnen. 22
    Im März 1909 wurde bekannt, dass Shackletons Reise nach Süden erstaunlich erfolgreich gewesen, er aber nicht bis zum Südpol gelangt war. Scott sah die Schlagzeilen der Zeitungen auf einem Bahnhof und lief aufgeregt zu Crean, seinem damaligen Bootsführer: »Ich glaube, wir nehmen am besten gleich mal einen Schluck.« 23
    Im Juni kehrte Shackleton zurück und wurde wie ein Held begrüßt. Seine Leistungen wirkten stimulierend. Er hatte das Ross-Schelfeis überquert, einen Weg auf den gewaltigen Beardmore-Gletscher hinauf gefunden und hatte sich bis auf 180 Kilometer dem Pol genähert. Doch an dieser Stelle hatte er es für klüger gehalten umzukehren; dazu bemerkte er, dass seine Frau wohl lieber einen lebendigen Esel habe als einen toten Löwen. Auf seiner großen Odyssee war er von Ponys, nicht von Hunden, begleitet worden.
    Scott zermarterte sich den Kopf darüber, wie er seinen Forscherkollegen begrüßen sollte. Am Ende siegten Vernunft und Großzügigkeit über Feindseligkeit – obwohl er nicht vergessen hatte, dass Shackleton sein Versprechen nicht gehalten hatte –, und

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