Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Faengen der Nacht

In den Faengen der Nacht

Titel: In den Faengen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
Vom Netzwerk:
seine Kinder und unser ganzes Dorf.«
    Susan hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Aber was hatte sie erwartet? Dark-Hunter waren aus Männern und Frauen entstanden, die Ungerechtigkeiten und Tragödien erlitten und die sich an denjenigen rächen wollten, die ihnen Unrecht angetan hatten. Das Schreien ihrer Seelen zog Artemis zu ihnen, und wenn sie dem Handel zustimmten, führte Artemis sie ins Leben zurück und gestand ihnen vierundzwanzig Stunden zu, um ihre Rache auszuüben. Danach wurden sie Soldaten in ihrer Armee, die sich dem Schutz der Menschen vor den Daimons verschrieben hatte. Sie waren die, die sie waren, weil sie alle in ihrer Vergangenheit mindestens eine große Tragödie erfahren hatten.
    »Und weil sie so gestorben sind, ist er ein Dark-Hunter geworden?«
    Dorian nickte. »Er wollte sich an den Menschen rächen, die sie getötet hatten.«
    »Und Isabeau? Gehörte sie auch zu eurem Dorf?«
    Der Ausdruck von Hass auf seinem Gesicht war ein klangvolles Nein. »Sie war Ravyns Gefährtin … ein herzloses Menschenweib. Er hat ihr von uns erzählt, und sie hat es ihrerseits ihren Leuten erzählt. Sie waren diejenigen, die uns angegriffen haben. Sie dachten, wir stünden mit dem Teufel im Bunde, und in ihrer Unwissenheit haben sie alle Schwächeren abgeschlachtet, während wir unterwegs waren, um sie selbst vor den Katagaria zu schützen, die ihre Siedlung überfallen hatten.«
    Die Katagaria waren unter den Were-Huntern der Zweig der Tiere, der die »menschlichen« Arkadier bekämpfte. Susan zuckte zusammen, als ein schmerzliches Mitgefühl sie durchfuhr. Was für eine schreckliche Ironie, ausgerechnet von den Leuten verraten zu werden, denen sie zu helfen versuchten! Aber nach dem, was Dorian sagte, klang es, als sei auch Ravyn ein Opfer gewesen – alles, was er getan hatte, war, der falschen Person zu vertrauen. Warum sollten sie ihn für einen Fehler hassen, den jeder von ihnen hätte machen können? »Wie konntet ihr ihn nur verbannen?«
    Dorian schnaubte. »Wir haben ihn nicht verbannt. Phoenix hat ihn umgebracht, als wir zurückkamen und unsere Familien dahingemetzelt fanden … und der Bastard hätte tot bleiben sollen.«
    Sie war schockiert von seinen Worten und der Gehässigkeit in seiner Stimme. »Wie konntet ihr so etwas tun … eurem eigenen Bruder so etwas antun?«
    »Wie konnten wir es nicht tun?«, fragte er, als ob er von ihrer Frage völlig verdutzt wäre. Er wies auf Ravyn. »Jedes Mal, wenn wir ihn ansehen, werden wir daran erinnert, dass er ihren Tod verursacht hat. Er ist ein Gräuel für uns. Und ich hasse die Tatsache, dass wir gezwungen sind, in genau der Stadt ein Sanctuary zu führen, wo er stationiert ist. Verdammt seien die Schicksalsgöttinnen.«
    Das war wirklich dumm! »Es war nicht seine Schuld.«
    »Es war alles meine Schuld … ich hätte ihr nie vertrauen sollen.«
    Susan war überrascht, dass Ravyn wach war und sich auf den Rücken gedreht hatte. Sie sah ihn an und dachte zunächst, er würde noch immer fantasieren, aber sein Blick schien jetzt klarer.
    Mit grimmigem Gesicht richtete er sich auf und streckte die Hand nach seinem Bruder aus. »Dori …«
    »Fass mich nicht an, Ravyn.« Dorian verzog das Gesicht und sah Susan an. »Sobald er seine Sinne wieder beisammenhat, muss er hier raus, ehe die anderen auf ihn losgehen. Ist das klar?«
    »Ja«, sagte sie und verzog ihrerseits das Gesicht, »das verstehe ich völlig. Du bist ein herzloser Mistkerl, und der Rest von euch sind keine Leoparden. Ihr seid Schweine.«
    Sein Gesicht wurde hart. »Sei froh, dass du ein Mensch bist und dich gerade in einem Sanctuary befindest, sonst würde ich dir die Kehle herausreißen.« Er warf einen letzten hasserfüllten Blick auf Ravyn und verschwand aus dem Zimmer.
    Susan konnte diese Unverfrorenheit kaum fassen und wandte sich wieder Ravyn zu, der erneut bewegungslos dalag. Zuerst dachte sie, er wäre wieder bewusstlos, aber als sie ihm das Haar aus dem Gesicht strich, sah sie, dass seine Augen offen waren.
    Der Blick, den er ihr zuwarf, versengte sie. Es lag so viel Pein und Selbsthass darin, dass es ihr den Atem nahm. »Ich wollte nicht mehr allein sein. War das denn so falsch?«
    Ihr Herz verkrampfte sich bei diesen Worten. Sie wusste genau, wie er sich fühlte. »Nein, Ravyn, das war nicht falsch.«
    Er begann, unkontrolliert zu zittern, und griff nach der Decke auf der Matratze. »Mir ist kalt.«
    Susan hüllte ihn in die Decke, aber ihm klapperten trotzdem die Zähne.

Weitere Kostenlose Bücher