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In den Faengen der Nacht

In den Faengen der Nacht

Titel: In den Faengen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Ravyn. Wie viel härter waren diese Momente, wenn man wusste, dass seine Familie am Leben, aber nicht für einen da war?
    Das erklärte auch, warum er so viel Verständnis für Erika hatte. So lästig sie sein konnte, es war immer noch besser, als allein zu sein. Besser, als zuzusehen, wie der Rest der Welt Dinge als selbstverständlich hinnahm, für die man seine Seele hergegeben hätte.
    Sie sah den widerwilligen Respekt in Erikas blauen Augen, als das Mädchen nickte. Es hatte sie verstanden. »Das tut mir leid mit deinen Eltern«, sagte Erika. »Ich hab meine Mutter vor ein paar Jahren verloren … das tut immer noch weh.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    »Danke.« Erika schaute zu Ravyn hinüber und runzelte die Stirn. »Brauchst du irgendetwas? Einen Käfig vielleicht oder ein Insektenschutzmittel?«
    Susan lächelte und sah Ravyn an, der gerade die Hände bewegte, als singe er in seiner lyrischen Sprache ein Kinderlied.
    »Ein Gegenmittel wäre schön.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Erika neckend, »so ist er doch sehr amüsant. Es ist, als ob man ein großes Kind hätte.«
    Ravyn drehte sich auf den Bauch und versuchte, sich aufzusetzen. Susan eilte zu ihm und drückte ihn auf die Matratze zurück.
    »Ich muss gehen«, sagte Ravyn und versuchte, sie wegzustoßen.
    »Nein, nein. Du bist genau da, wo du sein solltest.«
    »Nein«, sagte er in einem so weinerlichen Ton, dass sie fassungslos war. Sie hätte nie gedacht, dass ein solcher Ton von einem Mann mit einer so tiefen Stimme kommen könnte. »Ich muss gehen.«
    Warum war er denn so stur?
    »Nein, Ravyn. Du musst hierbleiben.«
    »Aber ich kann nicht weg, und ich muss wirklich gehen.«
    Erika stieß ein merkwürdiges zischendes Geräusch aus. »Susan, ich glaube, er versucht uns zu sagen, dass er sein Katzenklo braucht.«
    Ein Schreck durchfuhr sie. Nein … so viel Pech konnte sie gar nicht haben. »Oh, sicher nicht.«
    Er wand sich aus ihrem Griff und fiel auf die Matratze zurück. Er sah sie völlig verblüfft an. »Hier ist gar nicht das Badezimmer …«
    O nein, bitte erschießt mich!
    Aber es gab keine Gnade. Wenn er wirklich zur Toilette musste, konnte sie ihn schließlich nicht hier drin festhalten. Das wäre unappetitlich und ekelhaft. »Ich kann es nicht fassen, dass ich das tun muss.«
    Erika zeigte mit dem Daumen auf die Tür. »Soll ich einen von den Männern holen, damit sie ihm helfen?«
    Susan seufzte müde und dachte einen Moment nach. »Nein. Ich habe den Verdacht, dass die auch nicht begeisterter wären als ich.« Sie würden ihn zweifellos umbringen, wenn sie ihm dabei helfen müssten. Sie zog Ravyn auf die Füße und brach unter seinem Gewicht fast zusammen. »Könntest du mir helfen, ihn ins Badezimmer zu bringen?«
    »Klar.«
    Mit Erikas Hilfe brachte Susan ihn durch den Flur in das Badezimmer. Es war klein und sehr beengt. Sie wollte mit Erika draußen warten, aber dann überlegte sie es sich anders. In seinem Zustand konnte Ravyn leicht hinfallen und sich verletzen. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war, dass er sich den Kopf anschlug oder etwas Ähnliches.
    Sie sah ihm zu, als er wie ein Zweijähriger an seinem Hosenschlitz herumfummelte. »Der Reißverschluss ist kaputt.«
    Sie verdrehte die Augen. »Nein, er ist nicht kaputt.«
    Er warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Doch.«
    Womit habe ich das nur verdient? Es musste wohl die göttliche Vergeltung für etwas sein. Aus keinem anderen Grund hätte ihr Tag so brutal verlaufen können. Sie verfluchte ihr Schicksal, trat zu ihm und schob seine Hände zur Seite, damit sie ihm die Hose öffnen konnte. Es gab keinen Reißverschluss, sondern Knöpfe, kein Wunder, dass sich der Reißverschluss nicht aufziehen ließ. Sie knöpfte die Hose auf und wurde flammend rot, als sie merkte, dass er keine Unterwäsche trug. Sie hatte ihn zwar schon nackt gesehen, aber das hier war irgendwie anders. Privater. Sie holte tief Luft und half ihm, die Hose herunterzuziehen. Dann drehte sie ihm den Rücken zu.
    Das muss der seltsamste Moment meines Lebens sein. Sie hatte nie zuvor etwas Ähnliches für einen Fremden getan. Andererseits: Wenn sie sich je in einer solchen Situation befinden würde, hoffte sie, dass jemand sich ihrer erbarmen und ihr helfen würde. Wie wenig sie von Ravyn auch wusste, sie war sicher, dass er lieber sterben würde, wenn er hilflos war. Er schien sehr viel Wert auf seine Unabhängigkeit zu legen.
    Und wenn man sah, wie seine Familie ihn behandelte, dann war es

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