In den finsteren Wäldern (German Edition)
deinen Freunden.«
»Ich ... Zu wem?«
»Zu jenen, die mit dir von den Bäumen geflohen sind. Du wirst zu ihnen gehen.«
»Ich weiß nicht, wo sie sind.«
»Sie haben Zuflucht im Haus des Teufels gesucht. Du musst zu ihnen gehen und sie herausholen.«
»Ich?«
»Von uns kannst allein du das Land der Toten betreten.«
»O großer Gott, ich ...«
»Die Frauen sind jung. So wie du werden sie uns viele Kinder schenken. Wir müssen sie haben.«
»Aber da ist auch ein Mann.«
»Ihm wirst du das Leben nehmen.«
»Ich? Ich soll ihn umbringen?«
»Du hast andere getötet. Du hast Kigit getötet, die Gurlaw war.«
»Der Kerl hat ein Gewehr.«
»Du bist eine Frau.«
»Das ist nicht ...« Cordie bremste sich. Trotz würde ihr nicht weiterhelfen – und könnte für ihren Tod sorgen. »Also gut«, willigte sie ein. »Ich tue, was immer du sagst.«
»Ich höre Falschheit in deiner Stimme.«
»Nein. Ich tu es, ehrlich. Ich töte den Mann. Wirklich. Und dann sorge ich dafür, dass die Frauen rauskommen.«
»Verrätst du uns, so wird dein Tod schrecklicher sein, als du es dir in Albträumen auszumalen vermagst.«
Mit trockenem Hals erwiderte sie: »Ich werde euch nicht verraten.«
»Heth.«
Die Kreatur kam herbei.
»Deine Hand, Mädchen.«
Cordie hob den linken Arm.
Der alte Mann umfasste locker ihr Handgelenk und führte ihre Hand zu Heth. Cordie ballte sie zur Faust.
»Öffne die Finger.«
Zögerlich gehorchte sie.
»Bitte«, flüsterte sie.
»Du musst Gehorsam lernen«, erklärte Grar und schob ihren kleinen Finger auf Heths Mund zu. Die trockenen Lippen sogen ihn hinein. Cordie spürte die Kanten seiner Zähne. Die Zunge leckte über ihren Finger.
Dann biss Heth zu.
Cordie starrte auf ihren blutigen Stumpf. Sie sah Heth kauen. Die Decke der Hütte neigte sich seltsam, dann wurde alles dunkel.
Kapitel 26
»Was glaubt ihr, wie spät es ist?«, fragte Neala und starrte durch die Tür hinaus.
Sherri zuckte mit den Schultern. »Cordelia war diejenige mit der Uhr.«
»Ich schätze, kurz nach Mittag«, meldete sich Johnny zu Wort. »Vielleicht eins.«
»Und es wird gegen acht dunkel?«
»Ja«, bestätigte Sherri. »Damit haben wir noch sieben Stunden vor uns. Kann man innerhalb von sieben Stunden verdursten?«
»Das bezweifle ich«, meinte Johnny.
Neala wischte sich übers Gesicht. »Ich wünschte, die Nacht würde anbrechen.«
»Wird sie«, sagte Johnny.
»Und dann geht erst der richtige Spaß los«, ergänzte Sherri. Sie legte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke. »Versteckspielen mit den schwarzen Männern.«
»Wir können nicht hierbleiben«, gab Neala zu bedenken.
»Wenn wir Wasser hätten, könnten wir.«
»Haben wir aber nicht.«
»Vielleicht sollte einer von uns heute Nacht rausgehen und welches holen. Mit dem Kessel vielleicht ...«
»Spielst du auf mich an?«, fragte Johnny.
»Klar.« Sie grinste ihn an. »Machst du’s?«
»Wohl kaum. Wenn ich es zu Wasser schaffen könnte, wäre ich aus dem Ärgsten raus. Dann könnte ich gleich weiterlaufen.«
»Genau! Tolle Idee! Du läufst weiter und holst Hilfe. Trabst mit der Kavallerie an. Holst uns mit einem Helikopter hier raus und schickst diese Scheißer zur Hölle.«
Johnny schwieg. Beunruhigt drehte sich Neala ihm zu. »Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, oder?«
»Na ja ...«
»Verdammt noch mal, Sherri!«
»He, es war doch bloß ein Vorschlag.«
»Und er hat schon einiges für sich«, fand Johnny.
»Nein!«
»Wahrscheinlich könnte ich Hilfe holen. Der Rettungsdienst drüben in Melville hat einen Hubschrauber. Wenn ich es dorthin schaffe, könnten sie damit direkt vor der Tür landen. Das einzige Problem ist, dass es eine Weile dauern würde. Ich müsste es zuerst zur Straße schaffen und an ein Auto rankommen. Vorzugsweise an meines, falls es noch funktioniert. Dann müsste ich irgendwie durch Barlow.«
»Was ist dabei das Problem?«, wollte Sherri wissen.
»An Barlow? Jeder dort kennt mich. Wenn man mich sieht, wird man versuchen, mich aufzuhalten. Aber Melville liegt nur eine halbe Stunde hinter Barlow, ich könnte also ziemlich schnell dort sein, falls alles klappt.«
»Klar«, ergriff Neala das Wort. »Falls alles klappt. Und in der Zwischenzeit hocken wir allein hier. Ohne Essen, ohne Wasser, ohne die Möglichkeit, zu erfahren, ob du es geschafft hast.«
»Trotzdem bleibt die Tatsache, dass ihr hier in Sicherheit wärt. Draußen jenseits der Köpfe
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