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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Anderson auch.
     
    Clarey Lambert öffnete die Augen. Sie blinzelte ins helle Sonnenlicht. Sie saß in ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda ihrer Hütte und fühlte sich erschöpft nach der Anstrengung, zuerst Kelly und dann Michael Sheffield zu orten. Aber das war nun vorbei, und sie konnte das leise Tuckern des Motors hören, in dem die Teenager sich näherten. Sie drehte sich um. Die Muskeln taten ihr weh. Sie schenkte Jonas Cox ein Lächeln. »Sie komm’. Hörst du?«
    Jonas blieb stumm. Seine Augen suchten in der Richtung, aus welcher der leise Ton kam. Er entspannte sich erst, als er das Boot um das Ende der nächstgelegenen Insel biegen sah und im Heck Michael und Kelly erkannte. Er hatte das Kommen des Schwarzen Mannes befürchtet, der ihn holen würde.
    Als das Boot gegen die Pfähle unter der Hütte anstieß, langte Jonas nach unten und fasste das Tau, das Michael emporreckte und band es am Geländer fest. Michael und Kelly kletterten die kurze Leiter hoch. Sie blieben stehen, als sie Clareys Blick auf sich ruhen spürten.
    »Das Baby?« fragte die alte Frau.
    »Es ist in Sicherheit«, berichtete Michael. »Ich habe es seiner Mutter wiedergebracht.«
    »Es war mein Großvater, der es gestohlen hat«, erklärte Kelly. »Warum hat er...«
    Sie konnte ihre Frage nicht zu Ende bringen, weil Clarey sie mit vor Zorn brechender Stimme unterbrach. »Nich’ dein Großvater«, erklärte die alte Frau. »Denk bloß nich’, dass der dein Großvater war. Nun is’ es egal - er is’ tot.«
    Jonas erbleichte. »Hat Michael ihn getötet?« fragte er zitternd.
    »Nein!« erwiderte Clarey. »Michael hat Carl Anderson nich’ umgebracht. Carl Anderson is’ schon lang tot. Von dem war nur noch der Körper am Leb’n.« Ihr durchdringender Blick galt Kelly. »Du hast ihn geseh’n - in deinen Träumen. Un’ in dei’m Spiegel. Ihr beide habt ihn geseh’n. Ihr habt aber nich’ nur ihn geseh’n. Alle habt ihr geseh’n - all die alten Männer, der’n Seelen gestorb’n und der’n Körper am Leb’n geblieb’n war’n un’ den Kindern das Leb’n un’ die Seel’n wegnahm’.« Clarey wandte sich an Michael. Sie bemerkte den Unterschied in seinen Augen.
    Der typische leere Blick der Kinder des Zirkels war verschwunden. In Michaels Blick schwelte Zorn.
    »Zu dem Zweck braucht’n sie das Baby im Moor«, fuhr Clarey fort. »Sie wollt’n ‘s zum Schwarzen Mann bring’n, damit er die Lebenskraft bekam. Das hatten se mit ihm vor.« Nun lächelte sie wieder und lachte in sich hinein. »Aber das has’ du nich’ zugelass’n, nich’ wahr? Du hast ihm das Baby wieder weggenomm’. Un’ deine Seel’ has’ du dir auch wiedergenomm’, nich’ wahr?«
    Kelly schluckte. Sie bekam große Augen. »Aber wenn du ihn nicht umgebracht hast...«
    »Das war gar nicht nötig«, sagte Michael. Er begriff, was Kelly dachte. Er sah die Szene unter der Fichte noch einmal vor sich, als Carl Anderson ihn kommen sah und ganz genau wusste, was Michael vorhatte.
    Carl Anderson hatte es gewusst und nicht verhindern können.
    »Wenn er nicht gestorben wäre«, sagte er schließlich leise, doch mit Bestimmtheit, »hätte ich ihn getötet.« Seine Augen glänzten vor Tränen, die er vor Kelly nicht zu verbergen suchte.
    »Jetzt bin ich frei«, fuhr er fort. »Ich weiß, was mit dir und mit Jonas und mit allen nicht in Ordnung ist. Und ich weiß, wie wir alle heil werden können.«
    Jonas beäugte ihn mißtrauisch. »An ‘n Schwarzen Mann kommste nich’ ‘ran«, sagte er. »Keiner weiß, wo man ihn finden kann. Aber wenn er dich will, gibt’s für dich kein Versteck.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Sein Spiel ist aus«, sagte er dem verängstigten Jungen. »Er kann uns nichts mehr anhaben. Zusammen sind wir jetzt stärker als er.«
    Er sprach Clarey an. Ihre Blicke trafen sich. »Ruf sie, Clarey!« bat er. »Ruf alle zusammen!«
    Clarey begab sich ins Innere der Hütte. Die drei Kinder folgten. »Ich hab’ gewusst, die Zeit würd’ komm’«, murmelte sie leise wie zu sich selbst. »Jetzt wird nix Böses mehr passier’n, nach heut nacht nie mehr.«
    Sie ging zu ihrem verschlissenen Sessel, ließ sich hineinfallen und machte die Augen zu. Schweigen senkte sich über den Raum. Und da nahm Kelly innerlich wieder die seltsame Melodie wahr - als ob unsichtbare Fäden sich um sie legten. Mit fragendem Blick drehte sie sich zu Michael um.
    »Sie ruft den Zirkel zusammen«, sagte er. »Sie ruft uns alle zum letzten Mal her.«
    Als Kelly sich

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