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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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öffnete. Sie wollte nicht sehen... Erst ein erleichtertes Seufzen Craigs gab ihr wieder Mut.
    Der Inhalt des Sarges hatte keinerlei Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen. Auf dem vergilbten, zersetzten Satintuch, mit dem der Sarg ausgelegt war, ruhten die Überreste des vertrockneten Körpers einer Katze - ein paar Stückchen längst verhärteter Haut; Knochen, die in makaber natürlicher Stellung lagen, wie wenn das Tier friedlich im Schlafe gestorben wäre.
    Barbara drehte sich der Magen um. Sie sah weg. »Stell ihn zurück!« flüsterte sie. »Um Gottes willen!«
    Craig hob den Sarg in seine Nische und verschloß die Tür, um gleich darauf, nun selbst mit klopfendem Herzen, den Schlüssel zu Jennys Grab zu suchen, das sich dann ohne jede Mühe und ohne Quietschen öffnen ließ.
    Ihm zitterten die Hände, als er das Sargende berührte. Er zog ihn gerade soweit aus der Nische, um den Teil des Deckels heben zu können, der erst vor wenigen Tagen über ihrem Gesicht geschlossen worden war.
    Er warf einen Blick hinein. Der Sarg war leer. Craig glaubte, den Verstand zu verlieren.
    »Ich habe recht gehabt, nicht wahr?« flüsterte Barbara, als sie die seelische Qual ihres Mannes bemerkte. »Sie befindet sich gar nicht im Sarg, nicht wahr?«
    Craig schluckte. Er brachte kein Wort heraus, sondern nickte lediglich.
    »O Gott!« stöhnte Barbara. »Was ist mit unseren beiden Kindern geschehen?«
    Craig ließ den Deckel fallen und drehte sich um, ohne den Sarg wieder in die Nische zu schieben. Er legte den Arm um seine Frau und geleitete sie ins Freie.
     
    Warren Phillips schaute auf die Armbanduhr.
    In wenigen Stunden würde der Extrakt der Thymusdrüse aufbereitet sein, dann könnte er fort, und wenn er verschwunden war, gäbe es niemanden, der die Fragen von Tim Kitteridge beantworten könnte.
    Judd Duval würde innerhalb von Tagen tot sein.
    Orrin Hatfield ebenso.
    Und Fred Childress.
    Doch er selbst wäre mit seinen Forschungsergebnissen und den wenigen noch übrigen Phiolen der kostbaren Flüssigkeit auf und davon. Zurück blieben nur sein Labor im Keller und die leere Kinderpflegestätte.
    Er musste fast laut auflachen bei dem Gedanken an seine Beteuerungen gegenüber dem Bestatter, der vor nur einer Stunde angerufen hatte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Fred - die werden nichts beweisen können. Grabplünderungen sind keine Seltenheit. Und keine Spur führt von dort zu uns.«
    Bis auf die Geburtsurkunden - aber von denen hatte er weder Fred noch irgendwem sonst je etwas gesagt. Aber selbst wenn die Sheffields die Fälschung entdeckt haben sollten - Craig würde die Behörden nicht im Handumdrehen überzeugen können, gegen ihn einen Haftbefehl auszustellen; nicht vor dem nächsten Morgen, und am nächsten Morgen wäre es zu spät.
    Die fünf Bände mit den minutiös eingetragenen Notizen, die er im Laufe der Jahre angesammelt hatte über die Details der Forschungen und Experimente bis zur Entdeckung des Wirkstoffes, der den physischen Alterungsprozeß stoppte, befanden sich bereits im Kofferraum seines Wagens.
    Die Thymusdrüse, das geheimnisvolle Organ, das - bei einem Neugeborenen so groß - während der Pubertät und Jugend stetig schrumpfte und bei Erwachsenen kaum mehr vorhanden war, hätte seine Aufmerksamkeit gleich anziehen sollen, als er vor nunmehr vierzig Jahren seine Forschungen begonnen hatte. Doch selbst als er bereits überzeugt war, dass der Thymus den Schlüssel zu dem Geheimnis barg, hatte es Jahre gedauert, bis er eine Methode fand, die Absonderung der Drüse zu extrahieren und aufzubereiten, ohne das darin enthaltene Hormon zu zerstören.
    Im nachhinein schien auch die Antwort auf dieses Problem so einfach. Rückblickend war ihm klar, dass sich aus Totem kein Leben gewinnen lassen konnte. Die Drüsen, die er Leichen entnommen hatte, waren unbrauchbar gewesen. Erst Versuche mit lebenden Tieren - zunächst mit Mäusen, später mit Hunden und Katzen - hatten ihm den Weg gezeigt.
    Als er sich seiner Methoden absolut sicher gewesen war, hatte er mit Kindern zu experimentieren begonnen - vorerst mit den unerwünschten Babys von Frauen im Moor, mit Babys, die keine Überlebenschancen hatten.
    Doch mit fortschreitender Arbeit und vervollkommneter Technik war ihm bewusst geworfen, dass er mehr Kinder brauchte; denn für ihn verringerte sich der Nutzeffekt der Kinder mit dem Wachstum und bei entsprechend kleinerem Thymus.
    Die lange vor dem Beginn normalen Wachstums durch seine Eingriffe entstehenden

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