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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bemerkung nicht, aber das kurze Flackern in seinem Blick verriet Charity, daß sie der Wahrheit ziemlich nahe gekommen sein mußte. »Es ist Ihnen verboten, diesen Ort zu betreten«, fuhr sie fort. »Was passiert, wenn wir es trotzdem tun, Kyle?« »Sie eliminieren mich«, antwortete Kyle. »Jede Dienerkreatur wird sofort das Feuer eröffnen.« »Dienerkreatur?« Kyle lächelte flüchtig. »Sie nennen sie Ameisen«, sagte er. »Und nicht nur sie. Auch die anderen werden mich jagen.« »Welche anderen?« fragte Skudder alarmiert. »Andere wie ich«, antwortete Kyle. Skudder wurde bleich und riß ungläubig die Augen auf. »Soll das heißen, es ... es gibt hier noch ... noch mehr wie dich?« ächzte er. Kyle sah ihn ernst an und nickte. »Dies hier ist der Planet, auf dem wir aufwachsen und ausgebildet werden«, sagte er. »Shai.« »Was soll das heißen?« mischte sich Net ein. »Dieser Planet.« Charity brachte sie mit einer raschen Geste zum Verstummen. Dann wandte sie sich wieder an Kyle. »Sie meinen, Sie sind hier aufgewachsen? Hier in diesem Dschungel?« »Nicht im Dschungel.« Kyle machte eine vage Handbewegung nach Norden. »In der Basis. Aber sie ist nicht sehr weit entfernt.« »Und wie viele von ... von euch gibt es?« fragte Skudder stockend. Kyle zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Hier sind es nicht sehr viele. Aber es gibt mehr als dieses eine Shai-Taan. Es ist lange her, seit ich hier war. Damals waren wir fünfzig oder sechzig. Ich erinnere mich nicht mehr genau.« »Oh«, entfuhr es Skudder. Er schluckte ein paarmal und versuchte zu lächeln, aber er brachte nur eine häßliche Grimasse zustande. Auch Charity spürte einen eisigen Schauer. »Fünfzig oder sechzig ... « Sie hatten gesehen, was ein einziger dieser Männer anrichten konnte; fünfzig von ihnen waren genug, es mit einem ganzen Planeten aufzunehmen. »Ich schätze«, sagte sie, »damit haben Sie ein paar neue Partner gewonnen, Kyle. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.« Kyle schüttelte langsam den Kopf. Seine Stimme klang fast traurig. »So einfach ist das nicht, Captain Laird«, sagte er. »Ich kann nicht bei Ihnen bleiben.« »Warum nicht?« fragte Charity. »Was sind Sie Daniel noch schuldig?« »Es geht nicht um ihn«, antwortete Kyle. »Stone hat versucht, mich zu töten. Warum, weiß ich nicht. Aber es hat auch keinerlei Einfluß auf Ihre und meine momentane Situation. Ich kann nicht bei Ihnen und Ihren Freunden bleiben, ganz egal, ob ich will oder nicht. Ich wäre nur eine Gefahr für Sie. Und ich ... kann hier nicht leben.« »Bisher tun Sie es«, antwortete Charity. »Die erste und einzige Regel ist verletzt worden«, antwortete Kyle mit großem Ernst. »Kein Megakrieger darf nach seiner Ausbildung nach Shai zurückkehren. Unter gar keinen Umständen. Ich bin verpflichtet, mich selbst zu töten. Und vielleicht werde ich es noch tun.« »Das ist der erste vernünftige Satz, den ich heute von dir höre«, sagte Gurk giftig. »Gib Bescheid, wenn du irgendwelche Hilfe brauchst, mein Freund.« Seltsamerweise lächelte Kyle einen Moment lang. Dann wandte er sich wieder Charity zu. »Ich kann nicht bei Ihnen bleiben«, sagte er. »Lassen Sie mich gehen. Ich gebe Ihnen mein Wort, Sie und Ihre Freunde nicht zu verraten.« »Und dann?« Kyle hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Es ist ... « Er stockte, suchte einen Moment lang sichtlich nach Worten und blickte nacheinander Skudder, Net und dann Charity beinahe flehend an. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte er. »Ich müßte Sie gefangennehmen. Ich müßte die ... die anderen töten und Sie zu Stone zurückbringen. Und ich müßte mich ... mich selbst ... eliminieren. Die erste und einzige Regel ist gebrochen worden, und ich ... « Wieder brach er ab, und wieder machte sich eine Mischung aus Hilflosigkeit und Verzweiflung auf seinem Gesicht breit.
    Es war ein beinahe erschütternder Anblick. Charity hatte mit eigenen Augen gesehen, wie dieser äußerlich so ganz normal erscheinende junge Mann mit dem Kindergesicht und den sanften Augen eine ganze Armee von Monstern besiegt hatte. Sie hatte am eigenen Leib gespürt, was es hieß, von einem Wesen wie ihm gejagt zu werden, einen Geschöpf, das ihre Spur mit der Unerbittlichkeit einer Maschine verfolgte und dabei seinerseits eine Spur aus Tod und Vernichtung hinterließ. Aber im Moment verspürte sie nichts als Mitleid mit Kyle. Der kalte Zorn war noch in ihr, aber sie

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