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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingesetzt zu werden. Sie haben Ihnen jede Erinnerung an Ihr wirkliches Ich genommen, und das mußten sie auch —7 sonst hätten Sie irgend eines Tages begriffen, daß Sie gegen Ihr eigenes Volk kämpfen, Kyle!« »Und wenn es so wäre!« mischte sich Gurk aufgebracht ein. »Was ändert das? Er wird uns verraten! Er kann gar nicht anders, selbst wenn er wollte!« »Das stimmt nicht.« Charity schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht tun. Jetzt nicht mehr.« Ihre Stimme wurde leiser und gewann gleichzeitig an Eindringlichkeit. »Sie haben die Welt gesehen, auf der wir leben, Kyle. Sie haben das Volk kennengelernt, zu dem Sie gehören. Bleiben Sie bei uns! Helfen Sie uns, und wir helfen Ihnen! Gemeinsam können wir die Feinde besiegen! Wir können so viel von Ihnen lernen - und Sie von uns.« Kyle stöhnte. Er wollte etwas sagen, brachte aber nur einen wimmernden Laut heraus. Hilflos hob er die Hände, schlug sie vor das Gesicht und stand sekundenlang zitternd da. Und dann fuhr er so schnell herum, daß weder Charity noch einer der anderen etwas tun konnte, um sich ihm in den Weg zu stellen, und verschwand mit gewaltigen, weit ausgreifenden Schritten im Dschungel. Charity blickte ihm enttäuscht und traurig nach und winkte ab, als Skudder seine Waffe hob und dazu ansetzte, den Megamann zu verfolgen. »Laß ihn«, sagte sie. »Du würdest ihn sowieso nicht einholen.« »Du hast recht«, sagte Skudder, nachdem er mit einem Achselzucken seine Waffe wieder eingesteckt hatte. »Und wenn ich ehrlich sein soll - ich bin froh, daß er weg ist.« Charity schwieg. Zu ihrer Überraschung sagte auch Gurk nichts, sondern bedachte nur abwechselnd sie und den Hopi mit zornigen Blicken. Im Grunde hätte auch sie froh sein sollen, daß Kyle nicht mehr bei ihnen war, denn selbst wenn er ihnen freundlich gesonnen war, so bedeutete allein seine bloße Anwesenheit Gefahr. Doch sie verspürte nur eine Mischung aus Verbitterung und Zorn. Sie war wütend auf sich selbst, daß es ihr nicht gelungen war, Kyle zum Bleiben zu überreden. Und sie spürte nichts als Verbitterung, als sie an die Wesen dachte, die ihre Welt zu dem gemacht hatten, was sie war; eine Welt, in der es Männer wie Kyle gab, und Städte, in denen jeder Schritt zum Verhängnis werden konnte. Es hatte ihnen nicht gereicht, die Erde zu zerstören. Nein - die Invasoren hatten sie völlig verändern müssen. Nach einer Weile drehte sie sich mit einer müden Bewegung wieder herum und deutete in die Richtung, die Kyle ihnen gewiesen hatte. »Kommt«, sagte sie matt. »Versuchen wir, die Freie Zone zu erreichen.«
    *
    Was Jean in den letzten zehn Minuten beobachtet hatte, hatte ihn mehr verstört als alles in den achtzehn Jahren seines Lebens zuvor. Was er gesehen hatte, das war ... einfach wahnsinnig! Nicht nur, daß der Jäger die junge Frau an der Spitze der Gruppe vor den Spinnen gewarnt und ihr damit das Leben gerettet hatte. Die anderen - allen voran die junge Frau mit dem hellen Haar - hatten daraufhin eine Weile mit ihm diskutiert und ihn schließlich gehen lassen! Es war ihr sicheres Todesurteil. Der Jäger würde keine Stunde brauchen, um zum Turm zurückzukehren und zu berichten, was geschehen war. Und keine fünf Minuten später würde es hier von Gleitern und Ameisen nur so wimmeln. Was um alles in der Welt ging hier vor? Wer waren diese Fremden, und was wollten sie hier? Jean fand keine Antwort auf die Fragen, aber er begriff, daß er sich am besten weiterhin versteckt hielt. Er wußte nicht, auf welcher Seite diese Fremden wirklich standen. Vielleicht war es ganz anders, dachte er. Vielleicht sahen sie nur aus wie Menschen. Vielleicht waren sie nicht Opfer, sondern die Herren der Jäger! Der Gedanke erfüllte Jean mit Zorn und Angst. Er hatte immer vermutet, daß es außer den Ameisen und den Jägern noch eine dritte, befehlende Macht in der verbotenen Stadt unter dem Turm geben mußte. Und warum sollten sie nicht aussehen wie ganz normale Menschen? Auch ein Jäger war auf den ersten Blick nicht von einem x-beliebigen Bewohner der Freien Zone zu unterscheiden. Wenn es schon diesen Geschöpfen möglich war, ihr Aussehen fast nach Belieben zu verändern, über welche unvorstellbaren Kräfte mußten dann ihre Herren verfügen? Sein Herz begann vor Aufregung wild zu schlagen, als er beobachtete, wie die Fremden nach einer Weile weitergingen, wobei sie einen respektvollen Bogen um den Busch mit den Spinnennestern schlugen. Wenn sie die Richtung

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