Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
beibehielten, dann kamen sie geradewegs zum Fluß - und damit zur Freien Zone. Jean wartete gebannt, bis der riesige Mann mit der roten Haut, der den Abschluß der kleinen Gruppe bildete, im Unterholz verschwunden war. Dann erhob auch er sich hinter seiner Deckung und folgte ihnen; nicht auf direktem Weg, sondern ein gutes Stück weiter westlich, dafür aber schneller als sie, so daß er sie überholen und sich vor sie setzen konnte. Er war so aufgeregt, daß er Fehler machte. Einmal stolperte er beinahe in ein kleineres Spinnennest, und nur einen Moment darauf trat er auf die Fallgrube einer Fangschrecke. Es war pures Glück, daß er nicht nur in die knietiefe Fallgrube, sondern auch gleich auf den gepanzerten Rücken der Schrecke trat und sie zerquetschte. Jean befreite sich mit einem Fluch aus der heimtückischen Fallgrube, säuberte seinen Stiefel angeekelt an einem Grasbüschel und rief sich in Gedanken zur Ordnung. Er mußte besser auf sich aufpassen. Es war jetzt wichtiger denn je, daß er unversehrt zum Fluß und seinem Pibike gelangte, um die Bewohner der Freien Zone vor der Gefahr zu warnen. Er blieb einem Moment stehen, um zu lauschen - er hörte nichts außer den vielfältigen Geräuschen des Waldes —, und lief dann noch schneller weiter. Der Busch wurde immer dichter, so daß es immer schwerer war, überhaupt voranzukommen; geschweige denn, die einmal eingeschlagene Richtung beizubehalten. Wo ihm nicht dichtes Unterholz den Durchgang verwehrte, da erhoben sich die Reste von verkohlten Gebäuden oder auch massive, fast unversehrte Mauern. Und mehr als einmal mußte er große Umwege in Kauf nehmen oder gar den mühsam zurückgelegten Weg ein gutes Stück wieder zurückgehen, um überhaupt von der Stelle zu kommen. Jeans einziger Trost war, daß die vier anderen wahrscheinlich mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Der Zwischenfall mit den Spinnen hatte ihm gezeigt, daß sie sich hier im Dschungel nicht besonders gut auskannten. Vielleicht hatte er ja Glück, dachte er, und sie taten ihm den Gefallen, sich auffressen zu lassen oder auf eine giftige Pflanze zu treten. Obwohl er sein Tempo immer mehr erhöhte und damit Gefahr lief, irgendein Raubtier oder eine heimtückische Falle zu übersehen, brauchte Jean über eineinhalb Stunden, um den Fluß wieder zu erreichen. Und als sich das Unterholz schließlich vor ihm lichtete und er den gewaltigen, schlammigen Graben vor sich sah, stellte er enttäuscht fest, daß er weiter vom Kurs abgekommen war, als er angenommen hatte: Die Insel befand sich gute zwei Kilometer zu seiner Rechten. Jean seufzte enttäuscht. Er mußte sich fast im rechten Winkel vom richtigen Kurs entfernt haben, ohne es zu merken. Aber vielleicht konnte er noch von Glück sagen, daß er den Fluß überhaupt wiedergefunden hatte. Er warf einen Blick in den Himmel hinauf - im Augenblick war kein Gleiter zu sehen - und ging los. Auf dem ersten Drittel der Strecke kam er besser voran, als er zu hoffen gewagt hatte. Dann stieß er auf die Überreste einer alten Asphaltstraße, die unmittelbar am Ufer entlangführte. Sie war von Unkraut und Moos bedeckt, aber er brauchte wenigstens nicht auf Fallgruben und giftige Pilze zu achten. Eine gute halbe Stunde lang marschierte er in scharfem Tempo auf die Insel zu, wobei er aber immer wieder stehenblieb und sich nach allen Seiten hin umsah. Ein paarmal hörte er ein verräterisches Geräusch aus dem Dschungel und huschte blitzschnell hinter die erstbeste Deckung, die er fand. Trotzdem mußte er einen Fehler begangen haben, denn plötzlich hörte er genau das Geräusch, vor dem er wie vor nichts anderem auf der Welt Angst hatte: das Heulen eines Gleiters! Jean fuhr mit einem Aufschrei herum, über dem Fluß war ein winziges, silbernes Funkeln zu sehen, das sich mit irrsinniger Geschwindigkeit näherte und allmählich die Gestalt einer flachen, kreisrunden Scheibe gewann. Der Gleiter bewegte sich direkt auf ihn zu! Jean wußte im Grunde sehr gut, wie sinnlos alles war, was er jetzt noch tun konnte. Was immer einmal von den Ortungsgeräten der Gleiter erfaßt worden war, das hatte keine Chance mehr, ihnen wieder zu entkommen. Und die Feuerkraft dieser fliegenden Killer reichte aus, es zu vernichten, gleichgültig, wo es sich versteckte. Trotzdem fuhr er herum, rannte zwei, drei Schritte auf den Waldrand zu und warf sich mit einem gewaltigen Sprung hinter einen Baum, als der Gleiter heulend heranraste. Er schlug schmerzhaft auf dem

Weitere Kostenlose Bücher