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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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langsam auf den Fluß hinaustrieb, sich langsam und völlig geräuschlos der Insel näherte - und hinter ihr verschwand! Jean wartete fast eine Minute lang mit angehaltenem Atem darauf, daß er wieder auftauchte, ehe er begriff, daß das nicht geschehen würde. Der Gleiter hatte auf der Rückseite der Insel Stellung bezogen, um auf irgend jemanden zu warten. Sie legen einen Hinterhalt, dachte Jean verblüfft. Aber wem? Was um alles in der Welt ging hier vor? In all den Jahren, die er jetzt heimlich hierherkam, hatte er niemals so etwas erlebt. Galten diese Vorbereitungen den Fremden, die er beobachtet hatte? Es schien Jean die einzig logische Erklärung, und trotzdem ergab sie einfach keinen Sinn, denn wenn es sich bei ihnen wirklich um die Herren der Jäger handelte - warum sollten die Ameisen ihnen dann eine Falle stellen? Der Gedanke gefiel Jean nicht. Alles in ihm sträubte sich dagegen, aber es gab nur eine einzige Möglichkeit, die Antwort auf diese Frage zu finden. Zitternd vor Furcht löste er sich aus seiner Deckung und schlich auf die Stelle am Waldrand zu, an der die Ameisen verschwunden waren.

Kapitel 5
    Vor einer halben Stunde hatten sie ein hohes, pfeifendes Geräusch gehört, das rasend schnell näher gekommen war und dann plötzlich abbrach. Davor waren sie bereits eineinhalb Stunden lang durch den Dschungel marschiert. Die Vegetation wurde immer dichter, und mit der wuchernden, grünvioletten Pflanzenpest nahm auch die Anzahl bizarrer Geschöpfe zu, auf die sie stießen und von denen sie sofort attackiert wurden. Charity hatte längst aufgehört zu zählen, wie oft sie angegriffen worden waren; meistens von Geschöpfen, die zu klein waren, um es gleich mit vier ausgewachsenen Menschen aufzunehmen, aber zweimal auch von Kreaturen, die sie nur mit den erbeuteten Laserwaffen hatten abwehren können. Charity hatte den anderen eingeschärft, die Strahler nur im allerhöchsten Notfall zu benutzen. Es mußte für die Moroni ein leichtes sein, die Energieschüsse der Waffen zu messen. Aber sie hatte rasch einsehen müssen, daß dieser Vorsatz nicht durchzuführen war, ganz einfach, weil schon ihre bloße Anwesenheit in diesem Dschungel eine Art permanenten Notfall darstellte. Selbst ohne Ortungsgeräte würde es den Ameisen nicht besonders schwerfallen, sie aufzuspüren. Sie brauchten nur der Spur aus verbrannten, rauchenden Kadavern zu folgen, die sie hinterlassen hatten, dachte Charity besorgt. Der Gedanke führte ihr noch einmal vor Augen, auf welch entsetzliche Weise sich diese Stadt verändert hatte. Die wuchernde grüne Pest barst vor Leben. Aber es war eine vollkommen fremde, aggressive Ökologie, die die Invasoren von den Sternen hierhergebracht hatten. Und wenn es sich dabei wirklich um eine Kopie ihrer Heimatwelt handelte, dann mußte diese Welt eine wahre Hölle sein. Anders als auf der Erde schienen auf Moron die Insekten zur herrschenden Spezies geworden zu sein. Im Laufe der letzten beiden Stunden hatte sie Geschöpfe gesehen, die sie sich vorher nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen hätte vorstellen können; gepanzerte, glitzernde, kriechende Kreaturen mit schnappenden Fangzähnen und schimmernden Giftstacheln, die meisten davon absurd groß und häßlich - und so angriffslustig wie ein tollwütiger Straßenköter. Dieser Dschungel war eine einzige, gigantische Falle, in der jeder über jeden herfiel und jeder jeden auffraß, selbst wenn er im gleichen Moment selber aufgefressen wurde. Obwohl sie ihre Waffen am Schluß immer rücksichtsloser eingesetzt hatten, war keiner von ihnen ohne mindestens ein halbes Dutzend blutiger Schrammen davongekommen. Die Bewohner dieser grünvioletten Hölle waren auch wahre Meister der Mimikry. Es gab nicht wenige darunter, die man erst in dem Moment als lebende Wesen erkannte, in dem sie anfingen, einen aufzufressen. Charity schrak aus ihren Gedanken, als Skudder, der die Führung übernommen hatte, plötzlich stehenblieb und alarmiert zu ihr zurücksah. Sie wollte eine Frage stellen, aber Skudder hob hastig die Hand. Also holte sie mit einigen raschen Schritten auf und blieb dicht neben ihm stehen. »Was ist?« fragte sie leise. Skudder lauschte einen Moment mit schräggehaltenem Kopf und zuckte dann mit den Achseln. »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte er. »Aber ich muß mich wohl getäuscht haben.« Auch Charity lauschte. Sie hörte nichts - aber es dauerte nur einen Moment, bis sie begriff, daß Skudder wahrscheinlich

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