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In den Ruinen von Paris

In den Ruinen von Paris

Titel: In den Ruinen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Tiefe stürzte und im Schlamm verschwand. Aber die anderen setzten ihren Weg unbeirrt fort. Charity wartete mit klopfendem Herzen, bis der Fremde zu ihr hinabgestiegen war - wobei er die letzten zwei Meter mit einem wagemutigen Satz überwand —, dann fuhr sie herum und bedeutete ihm mit einer Geste, ihr zu folgen. Der andere schüttelte den Kopf und deutete heftig gestikulierend auf den Schlamm, wobei er immer wieder ein einzelnes Wort in seiner Muttersprache schrie, das Charity nicht verstand. Schließlich fuhr sie einfach herum, packte Gurk grob bei der Hand und lief los, und der Franzose hörte auf zu schreien und schloß sich ihnen an. Er war noch recht jung, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt, von schlankem Wuchs und mit dunklem Haar. Er hatte ein sehr sympathisches Gesicht, das im Moment allerdings vor Anstrengung und Furcht verzerrt war, und trug ein sonderbares einteiliges Kleidungsstück, das an einen selbstgefertigten Tarnanzug erinnerte. »Danke«, sagte Charity schwer atmend, als sie neben Net und Skudder angekommen waren. Der Junge legte den Kopf auf die Seite und sah sie fragend an. Und erst jetzt wurde Cha-rity klar, daß er sie nicht verstand. »Und jetzt?« fragte Skudder. Der junge Mann sah auch ihn verständnislos an, und der Hopi machte eine erklärende Geste auf die Ameisen, die die Felswand fast überwunden hatten. Er hob seine Waffe und zielte, aber der Junge schüttelte hastig den Kopf und deutete auf den Granitpfeiler der Insel vor ihnen. Und obwohl Charity seinen fürchterlichen Slang nicht verstand, begriff sie doch die Bedeutung der Geste. Sie bezweifelte, daß sie es bis dorthin schaffen würden; die Ameisen konnten sich in diesem klebrigen Morast sehr viel schneller bewegen als sie. Skudder sah den Jungen zweifelnd an, dann zuckte er mit den Achseln, drehte sich herum und blieb abrupt wieder stehen, kaum daß er die ersten zwei Schritte gemacht hatte. Der Laser in seiner Hand spie einen grünen Blitz aus, der in dreißig Meter Entfernung in den Morast fuhr. Eine dumpfe Explosion erklang, und eine kochende Säule aus Schlamm und Chitinsplittern brach aus dem Fluß. Skudder schürzte grimmig die Lippen und visierte eine weitere Woge an, aber der junge Franzose drückte plötzlich seinen Arm herunter und schüttelte den Kopf. Wieder sagte er etwas, das Charity nicht verstand. Skudder riß seinen Arm mit einer ärgerlichen Bewegung los, aber er schoß nicht mehr, sondern sah verwirrt zu, wie der Junge in eine der zahllosen Taschen seiner Montur griff und eine Handvoll eines weißen, körnigen Pulvers hervorholte. Sorgfältig verteilte er das Pulver auf eine Fläche von gut einem Quadratmeter und watete dann mit kleinen, erzwungen langsamen Schritten hindurch. Dann bedeutete er Charity und den anderen mit aufgeregten Gesten, es ihm nachzumachen. »Was ist das?« fragte Charity mißtrauisch. »Krell-Samen«, antwortete der Franzose. »Sie hassen den Geschmack. Sie werden uns nicht mehr angreifen. Schnell!« Hastig gehorchte sie und zerrte Gurk mit sich, dann warf sie einen nervösen Blick zu den Ameisen zurück. Auf diese Monster jedenfalls schien das Pulver keinerlei Wirkung zu haben. Sie rückten unbeeindruckt und sehr schnell näher, aber sie ver-zichteten aus einem unerfindlichen Grund noch immer darauf, ihre Waffen einzusetzen. Trotzdem blieben ihnen allenfalls noch Sekunden. Sie rannten los. Aber sie waren erst wenige Schritte weit gekommen, als Skudder abermals stehenblieb und erschrocken die Hand hob. Und plötzlich vernahm auch Charity ein höchst eigenartiges Geräusch: ein helles Summen, das sich allmählich zu einem an den Nerven zerrenden Heulen steigerte und Charity und die anderen vor Schmerz aufstöhnen ließ. Dann wurde es zu einem ohrenbetäubenden Brüllen und Kreischen - und über der Insel tauchte eine gigantische, silberfarbene Scheibe auf! »Ein Gleiter!« brüllte Skudder entsetzt. Er hob seine Waffe und gab zwei, drei Schüsse auf die Flugscheibe ab, die wirkungslos an ihrem gepanzerten Rumpf abprallten. Der Gleiter raste heulend fünfzig, hundert Meter weit senkrecht in die Höhe, kippte dann über die Seite ab und kam in einem Halbkreis auf sie herabgeschossen. Charity und die anderen standen wie gelähmt da, nur Skudder feuerte, was seine Strahlenpistolen hergaben. Fast jeder der nadeldünnen, grünen Blitze traf, doch die kleinen Waffen reichten nicht aus, um den Gleiter zu gefährden. Das Fahrzeug stürzte mit einem

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