In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
herauszukriechen, nicht wahr, Connor? Hinter jeder Ecke lauern Ungeheuer.«
»Erin, bitte …«
»Es ist wie mit Treibsand«, fuhr sie mit zitternder Stimme fort. »Je mehr ich mich anstrenge herauszukrabbeln, desto tiefer versinke ich.«
»Erin, bitte«, wiederholte Connor flehentlich. »Verlier nicht die Nerven! Ich könnte mich irren. Verdammt, wahrscheinlich irre ich mich sogar! Vielleicht bin ich ein paranoider Schwachkopf, und falls dem so ist, gebe ich dir hiermit die Erlaubnis, mir gehörig in den Arsch zu treten, okay? Bitte, weine nicht. Komm her.«
»Nein.« Sie drückte sich gegen die Tür. »Halt einfach den Mund und lass mich in Ruhe!«
Mit einem frustrierten Knurren schlug er seinen Kopf gegen das Lenkrad. »Ach, Scheiße! Was für ein Durcheinander«, murmelte er und ließ den Motor an. »Schnall dich an.«
Im Auto herrschte während der nächsten Stunden unheilvolle Stille. Erin hielt das Gesicht abgewandt. Schließlich bog Connor auf den Parkplatz eines an der Straße liegenden Gasthauses ein.
»Lass uns was essen«, schlug er vor.
»Ich bin nicht hungrig. Aber geh du ruhig.«
Er umrundete den Wagen, riss die Tür auf und zog Erin nach draußen. »Du musst etwas essen.«
Sie war zu müde, um sich zu widersetzen. »Nicht, Connor. Ich komme ja mit. Bitte beruhige dich.«
»Ha!«
Um weitere Diskussionen zu vermeiden, bestellte sie einen Teller Hühnersuppe und löffelte sie mit vorgespieltem Appetit, während er seinen Cheeseburger verdrückte. Auf dem Weg nach draußen blieb sie im Eingangsbereich vor einer Reihe von Münztelefonen stehen und steckte ihr gesamtes Kleingeld in einen der Apparate. Ihr letzter Vierteldollar schlüpfte ihr aus den Fingern und hüpfte munter über den Boden, nicht bereit, sich von ihr auffangen zu lassen. Connor stoppte ihn schließlich unter seiner Stiefelsohle. Er steckte ihn für Erin in den Münzschlitz.
Erin wählte. Eine Computerstimme wies sie darauf hin, dass der Betrag, den sie eingeworfen hatte, für diesen Anruf nicht genüge, weshalb sie bitte einen weiteren …
»Hol dich der Teufel, du verdammtes Scheißding!«, schrie sie.
Sie fing an, mit den Fäusten dagegenzutrommeln. Connor fasste nach ihren Händen und hielt sie fest. »Hey. Beruhige dich, bevor sie noch die Bullen rufen«, sagte er beschwichtigend. »Dein Geschrei macht die Bedienung nervös. Was ist denn das Problem?«
»Hast du ein paar verdammte Vierteldollar?«, fuhr sie ihn an.
»Schscht. Ich hab was viel Besseres.« Er legte ihr von hinten den Arm um die Taille und hüllte sie mit seiner Wärme ein. »Ich habe ein Handy. Komm mit zum Auto. Du kannst von dort aus telefonieren, da ist es ruhig, und du bist ungestört.«
Als sie wieder bei seinem Cadillac waren, klappte er das Handy auf und reichte es ihr. Sie wählte Cindys Mobilnummer. Nichts.
Sie drückte sich selbst die Daumen und gab die Nummer ihrer Mutter ein. Es war Montagabend. Barbara sollte inzwischen eigentlich dafür gesorgt haben, dass das Telefon wieder freigeschaltet war.
Aber es funktionierte noch immer nicht.
Erin klappte das Handy zu, gab es Connor zurück und knotete auf ihrem Schoß die Finger ineinander.
»Niemanden erreicht?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Wen wolltest du anrufen? Cindy?«
»Und meine Mutter«, wisperte sie.
»Was ist mit deiner Mutter? Geht es ihr gut?«
Sie ließ ein angespanntes Seufzen entweichen und schüttelte den Kopf.
»Sag es mir, Erin.« Dieses Mal schwang kein barscher Befehlston in seiner Stimme mit.
Sie starrte auf ihre Hände. »Meine Mutter verliert die Kontrolle über ihr Leben. An den meisten Tagen verlässt sie nicht mal mehr das Bett. Sie zahlt ihre Rechnungen nicht. Sie hat sich nicht darum gekümmert, dass ihr Telefonanschluss wieder aktiviert wird. Sie wird das Haus verlieren. Es ist kein Geld mehr da, um die Hypothek abzubezahlen. Und jetzt sieht sie auch noch Dinge. Im Fernseher. Furchtbare Dinge. Diese Videos, mit denen Victor Lazar Dad erpresst hat. Die von ihm und seiner Geliebten. Im Bett.« Ihre Stimme brach.
Connor erwiderte nichts. Sie schaute auf. Seine Augen waren voll stillem Verstehen. »Ich habe zugesehen, wie mein Vater zugrunde ging. Ich weiß, wie es sich anfühlt.«
Ihre Kehle zitterte. »Es ist schrecklich. Es ist … es ist, als ob …«
»Als ob sich die Erde unter einem auftut«, vollendete er den Satz.
Sie fing an zu weinen – tiefe, herzzerreißende Schluchzer. Er zog sie auf seinen Schoß, drückte ihren Kopf sanft unter
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