In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Messer aus ihrem Rocksaum zog und sich daranmachte, die Klebebänder zu durchtrennen. Ein Arm kam frei, dann der andere, beide waren taub von den engen Fesseln. Tamaras weiter Rock raschelte, als sie um das Bett herumeilte und sich an seinen Füßen zu schaffen machte.
Connor setzte sich mühsam auf. »Sind Sie eine verdeckte Ermittlerin?«
Sie stieß ein überraschtes Lachen aus. »Oh nein! Weit gefehlt. Es geht hier um eine persönliche Angelegenheit.«
»Was hat Novak Ihnen angetan?« Ein mit grauem Klebeband umwickelter Fuß kam frei. Connor konnte ihn noch immer nicht spüren.
»Er hat meinen bevorzugten Geliebten ermordet.« Tamaras Stimme war völlig sachlich. Sie setzte wieder die Klinge an und befreite seinen anderen Fuß. »Niemand vergeht sich an meinem Eigentum.«
Sein Gehirn war von den Drogen, mit denen sie ihn vollgepumpt hatten, so entspannt und benebelt, dass das Bild wie von selbst aus dem Netz sprang und sich vor ihm ausbreitete. »Tamara … Mara! Aus Stone Island. Sie waren Victor Lazars Geliebte. Jetzt erinnere ich mich. Ich habe sie auf den Videobändern gesehen. Aber damals waren Sie brünett. Sie haben Ihre Nase verändern lassen. Und Ihre Augen waren …«
»Topasfarben, kluger Junge«, ergänzte sie. »Gelbe Katzenaugen. Zum Glück für uns beide waren Sie nicht schlau genug, den Zusammenhang schon in Silver Fork zu erkennen. Man hätte Ihnen die Kehle aufgeschlitzt. Und mir womöglich auch. Los jetzt! Stehen Sie auf! Bewegen Sie sich! Bringen Sie Ihren Blutkreislauf wieder auf Trab!«
Er taumelte um das Bett herum und musste sich am Bettpfosten festhalten, als seine Knie nachgaben. Sein Kopf pochte mit jedem Herzschlag. Er bezwang den peinlichen Drang, sich zu übergeben, und fühlte sich an seine Zeit in der Physiotherapie erinnert. »Warum helfen Sie mir?«
»In Wahrheit tue ich das gar nicht. Sie helfen mir. Sie zu retten, war ursprünglich nicht Teil meines Plans. Ich warte schon die ganze Woche auf meine Chance, den Bastard zu erledigen, aber er ist zu clever und zu argwöhnisch. Ich bin der Sache allein nicht gewachsen, außerdem fürchte ich, dass er kurz davorstand, mich zu töten.«
»Oh«, kommentierte er dümmlich. »Äh … warum haben Sie ihn nicht einfach der Polizei ausgeliefert?«
»Ja, klar. Weil das beim letzten Mal so prima funktioniert hat«, spottete sie. »Abgesehen davon habe ich meine eigenen Motive, die Bullen zu meiden. Ich hatte nicht erwartet, dass sich die Sache zwischen Ihnen und Erin so schnell entwickeln würde, aber im Endeffekt macht es keinen Unterschied. Ich bin es leid, die Konkubine dieses Monsters zu spielen. Es ist purer Stress. Und dann die Vergewaltigungs- und Mordpläne für Sie und Ihre Freundin … grauenvoll. Ich kann einiges verkraften, aber irgendwo ziehe selbst ich die Grenze.«
»Danke! Das ist echt nett von Ihnen.«
»Gern geschehen.« Seine Ironie ging komplett an ihr vorbei. »Ich bin froh, ein wenig Unterstützung zu haben, weil ich die Sache gern überleben würde. Können Sie laufen? Die Wirkung der Droge sollte allmählich nachlassen. Ich habe den Pfeil selbst befüllt.«
Er fiel keuchend auf die Knie. Tamara zog ihn mit einem Ruck wieder hoch, wobei sie ihre langen, gemeinen Fingernägel in seinen Arm bohrte. »Ich habe den Strom abgeschaltet, deshalb wird Novak uns noch ein paar Minuten lang nicht auf dem Überwachungsmonitor sehen können«, sagte sie. »Allerdings wird er jeden Moment Nigel losschicken, um zu überprüfen, was los ist. Novak wird ausflippen, wenn er befürchten muss, die Sexshow zu verpassen.«
»Die Sexshow?« Er sah sie misstrauisch an. »Was denn für eine Sexshow?«
»Fragen Sie lieber nicht. Oh, da wir gerade von Sexshow sprechen – verdammt, setzen Sie endlich Ihren Hintern in Bewegung, McCloud! Der einzige Lichtblick diese Woche war zuzusehen, wie Sie und Ihre Freundin auf Touren kamen. Sehr unterhaltsam. Und aus meinem Mund ist das ein großes Kompliment. Ich hasse es, wenn man mich langweilt.«
»Oh Scheiße!« Er ließ sich wieder auf die Knie sinken. »Sprechen Sie nicht weiter.«
Sie zerrte ihn erneut nach oben. »Gut so, braver Junge. Behandeln Sie sie weiterhin gut, denn sonst werde ich nicht mehr so freundlich mit Ihnen umspringen, wenn wir uns wiedersehen.«
Sie versuchte absichtlich, ihn zu provozieren, damit er die Nachwirkungen der Droge schneller loswurde. Es war ein netter Versuch, und er wusste ihn durchaus zu schätzen, aber er schaffte es nur mit knapper Not, nicht
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