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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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halber Strecke waren. Ich behielt recht, denn nur wenige Augenblicke später tauchte vor uns eine Szenerie auf, die mir sehr vertraut war.
    Wir erreichten eine Kreuzung, und ich sah nur wenige Schritte entfernt, in dem deutlich höheren Gang zu meiner Rechten, den angeketteten Mann und seinen Peiniger. Akhanta blieb zurück, während Adam Kadmon näher trat, um die Imago zu studieren.
    »Was sehen wir hier?« fragte er.
    Ich starrte konsterniert auf die unwirkliche Darbietung und brachte kein Wort hervor.
    »Das ist der Grund, weshalb wir hier sind«, erklärte Adam Kadmon streng. »Ich mache das hier nicht zum Vergnügen. Wir sind hier, um die Wahrheit über dich zu erfahren.«
    Ich blickte ihn besorgt an und entsann mich seiner Worte im Krankenhaus, als er mich daran erinnerte, dass wir keine Kumpels sind. Zumindest konnte ich ihm nicht vorwerfen, dass er mich belog.
    »Das hier ist... Das habe ich als Kind gesehen«, flüsterte ich. »Ich war in einen Kanal geklettert...«
    »Dieser Mann hier«, sagte Adam und deutete auf den Folterer, »ist Tristan, einer meiner engsten Mitarbeiter und ein treuer Freund. Genauer gesagt ist das hier seine Spiegelung. Sie zeigt ihn so, wie er in den frühen Achtzigern aussah, wie du ihn gesehen hast.«
    Die geisterhafte Replik, die nun auf den Namen Tristan hörte, griff sich wie damals das schlanke Messer und schnitt dem blutenden Kerl einen Finger ab. Ich presste meine Hände gegen die Ohren, um das Geschrei nicht zum zweiten Mal hören zu müssen.
    Tristan riss an den verklebten Haaren des Mannes und starrte ihm aus nächster Nähe ins Gesicht. Wir waren für ihn nicht vorhanden
    »Fila vidakóme? Fila vidakóme?« schrie er ihn an.
    »Das kannst du besser«, raunte mir Adam Kadmon zu. »Ich höre nur eine Art Rauschen, wenn er schreit.«
    »Was kann ich besser?« entgegnete ich ratlos.
    »Es ist offensichtlich, dass du zu dem Zeitpunkt noch kein Deutsch gesprochen hast. Die Worte von Tristan sind dir nur als ein phonetischer Brei im Gedächtnis geblieben. Du hast nie versucht, sie später zu verstehen? Verbinde doch ab und zu mal die Zahlen mit Linien, Junge... Für dich. Ich weiß, was die Worte bedeuten. Ich habe vor anderthalb Jahrzehnten den Bericht dazu gelesen.«
    Damit hatte er recht. Damals, mit elf Jahren, kam das einzige Deutsch, das ich kannte, aus sowjetischen Filmen über den Zweiten Weltkrieg. Und dort sagten die SS-Männer selten mehr als Ihrrre Papierrrre! oder Halt, stehen bleiben! Oder ich schieße! «.
    Ich sah das Abbild von Tristan an. Er erschien mir nun viel kleiner als damals, doch die Szenerie hielt mich noch immer fest im Bann.
    »Will er wiederkommen?«, murmelte ich. »Will er wiederkommen?«
    Tristans kurze Haare und der dünne Bart sahen genauso aus, wie damals, in 1981, ähnelten jedoch in keinster Weise dem Mann, den ich auf dem Pasinger Bahnhof sah. Er ging an uns vorbei, als wären wir Luft und blieb an einer Abzweigung stehen. Er führte einen Jungen heraus und umklammerte mit seiner mächtigen Hand dessen zierliches Genick.
    Ich beobachtete das Kind und versuchte verkrampft den Gedanken zuzulassen, dass ich mich selbst sah. Ich bemerkte, wie sich in Sekundenschnelle die Jeans des Kindes entlang der Oberschenkel verdunkelte und der feuchte Fleck wie ein Tintenkleks wuchs.
    Wie in einem Theaterstück, das ich bereits kannte, zog nun Tristan erwartungsgemäß eine große Pistole hervor und drückte sie dem angeketteten Kerl gegen die Stirn.
    »Vivenden ak ondi fende«, sagte er zu ihm mit kalter Stimme.
    »Wir werden ihn auch ohne dich finden«, interpretierte ich und zitterte dabei am ganzen Körper. Der Schuss krachte, doch im Gegensatz zu damals hallte er nicht in den Gängen, sondern klang dumpf und trocken. Ich fühlte mich nun endgültig wieder wie der kleine Junge, der sich gerade das Trauma fürs Leben abholt.
    »Der andere Mann hieß Libor Smutný«, hörte ich Adam Kadmons Stimme. Sie klang aus der Dunkelheit wie der Kommentar bei einem Diavortrag. »Er gehörte der Loge 1912 an, jener Gruppe aus dreizehn Mitgliedern, die aus dem Hintergrund das Kerygma kontrolliert. Neben Locartes war er einer der wenigen Führer der Gruppe, den wir je zu Gesicht bekamen. Locartes, einer der Begründer des Kerygma, starb in den Sechzigern. Es waren uns Dinge zu Ohren gekommen. Dinge, die Fragen über das Ableben von Locartes aufwarfen. Fünfzehn Jahre später gelang es Tristan in Prag, eine Autokolonne anzugreifen, die Libor Smutný zum Flughafen

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