In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)
Des interaktiven Fernsehens. Der Versicherungen. Anromainyus wollte die Bürde der Konsequenzen, den Preis für alles Diabolische, von den Schultern der Menschen nehmen und so erschuf er Welten des bunten Entertainments und zufriedenen Schlafs. Er wurde zu dem Ideengeber aller Gaukler und zu dem Obersten Tamagotchi, in einer Welt, die nur noch zwei Themen kannte: Spaß und Sicherheit.
Wir stehen am Ende der Ära des Diabolos und sind Jahrtausende tief verwickelt in unseren Zweifel, vernarrt in unseren Fortschritt und ratloser als jemals zuvor. Heimlich sehnen wir uns nach Gott und den Engeln, doch unsere Arme strecken wir dem Teufel entgegen.
Unsere Errungenschaften wurden zu unserem Fetisch und die luziferischen Dämonen wurden in unsere Zweifel einbezogen.
Und schließlich verdrängt.
Zu ihrem Missmut.
Weder fürchten wir sie, noch ehren wir sie. Sie sind Folklore geworden. Märchen, die man Kindern erzählt. Karnevalsmasken. Und ihre Kraft schwindet auf die selbe Art, auf die einst die Kraft der Engel schwand und sie zu einem Rückzug ins Jenseits zwang.
So buhlen die Geister weiter um uns - hier und drüben. Während wir regiert werden von Konzernen, Banken, Medienmogulenund konspirativen Geheimzirkeln.
Doch Luzifer hatte einen Plan, mit dem er Anromainyus zerstören wollte. Er formte einige Menschen zu einer Gruppe. Menschen, die nicht besessen und besetzbar waren von den Engeln oder dem Hofgesind des Königs Anromainyus und die klaren Geistes für ihre Sache kämpften. Er machte sie unsterblich, damit sie ewig für die Willensfreiheit des Menschen kämpften. Damit sie bereit waren für die letzte große Schlacht.
***
Nur selten schafften es seitdem die Engel ins Diesseits durchzubrechen. Nur wenige engelhafte Königreiche gab es seit diesen Tagen. In jenen Jahren, die wir heute das Mittelalter nennen, verehrten die Menschen die Engel noch einmal. Doch sie hatten bis auf wenige verlernt, sie anzurufen, sie zu erwecken, ihnen das Tor aus der jenseitigen Welt zu öffnen. Die Menschen vergötterten lieber hurende Päpste und abstruse Reliquien, anstelle sich selbstlos dem Licht der Engel hinzugeben und für sie die Pforten aufzureißen. Der engelhafte Mensch ist in allen Dingen unbewusst, doch der dämonische Mensch muss zuerst all seine Zweifel besiegen, wenn er seine engelhafte Natur erreichen will.
Noch immer sehen die Menschen Engel, im Augenblick tiefen Glaubens, im Rausch einer psychedelischen Droge oder im Gebet. Doch es muß ein selbstloses sein - eine Beschwörung und Selbstaufgabe des Betenden. Und nur wenige tun das. Die Menschen stürzen sich in den Staub und beten in Scharen Gebete des Hasses und wünschen ihren Feinden den Tod. Seit Jahrtausenden. Und die Engel schweigen im Jenseits, das in sehr alten Sprachen noch das Schattenreich genannt wurde.
Doch die Schatten sind heute unter uns.
***
Menschsein bedeutet undankbar sein.
Wir sind undankbar der Natur gegenüber, die sehr viel in uns investiert hat. Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass die Natur nichts fühlt und deshalb auch nicht enttäuscht von uns sein kann. Insgeheim ahnen aber die meisten von uns, dass wir auch bereit wären, uns einzureden, der Himmel sei grün und das Gras blau, wenn es uns nur helfen würde, besser zu schlafen.
Ob die Dämonen etwas empfinden, vermag ich nicht zu sagen. Aber sicherlich haben auch sie irgendein Konzept, das mit Enttäuschung vergleichbar wäre. Denn ihr Engagement für unsere Zivilisation und unsere Vergeltung dieser Mühen entbehrt nicht einer Überdosis Ironie.
Trotz der dahinschwindenden Einflussnahme der Engel auf die Geschicke unserer Zivilisation, neigte der Mensch dazu, die Engel zu einem Sinnbild des Guten zu stilisieren. Als ob tief in unserem Unterbewusstsein die Erinnerung an die geistige Geborgenheit während der Engelsherrschaft schlummerte. Das Gefühl beschützt zu sein. Das Gefühl von Klarheit im Angesicht eines Engels. Der heimliche Wunsch nach einem Leben ohne Entzweiung, ohne Zweifel, ohne Verzweiflung.
Dieser Wunsch lebt in uns bis heute fort, wenn auch prosaisch und hoffnungslos naiv. Heute ist es die tropische Insel, die jeder besitzen möchte, um sich dort abzukapseln und jedem den Zutritt zu verbieten.
Die Dämonen hingegen bekamen nur unsere Undankbarkeit zu spüren. Mochten noch die Sumerer und Babylonier ihnen einen angemessenen Anteil ihrer Gedanken schenken, das Zeitalter der monotheistischen Religionen machten ihnen endgültig den Garaus. Zuerst
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