In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)
gelernt, dass alles in den Spiegeln ist.
»Dann gibt es die andere Gruppe«, fährt der Legionär fort und wendet sich mit einem bedeutsamen Blick dem Kosmos über unseren Köpfen zu. »Diese glauben, dass die schier unglaubliche Anzahl an Galaxien und Sternhaufen, die endlose Weite des Weltraums es statistisch unbestreitbar macht, dass es Tausende oder Hunderttausende Welten gibt wie die eure. Bewohnt von intelligenten Zivilisationen, die euch mehr oder minder ähnlich sind.«
Erneut betrachte ich die Tiefe der Sternensysteme und erinnere mich an all die seltsamen Bauwerke und Strukturen, die ich zuvor wahrgenommen hatte.
»Du stehst nun hier, um die Wahrheit zu erfahren. Das Geheimnis des Fleisches. Es ist nicht die Wahrheit aller Dinge, denn wie könnte ein nackter Affe wie du sie erfassen?«
Starr musterte ich ihn und wagte es nicht, mich zu rühren, während er mit seiner weichen Stimme und dem strengen Blick fortfährt.
»Beide Gruppen irren sich im Bezug auf das Leben im Kosmos. Die erste Gruppe irrt sich, da sie glaubt alleine im Weltraum zu sein, was lediglich Unsinn ist. Die andere Gruppe irrt sich, weil sie an Abertausende bewohnte Planeten glaubt. Doch die Wahrheit ist: es gibt nur sehr wenige kosmische Lebensräume. In Milliarden von Sternensystemen gibt es nur eine kleine Handvoll bewohnbarer Planeten. Sie sind das größte Wunder, dessen das Universum fähig ist.«
Er hält kurz inne, schweigt, als wollte er mir Zeit geben, das Gesagte zu verarbeiten.
»Es ist ein natürlicher Effekt dieser Biotope, dass sich dort früher oder später höhere Intelligenz entwickelt. Doch dies darf niemals für den Preis des Biotops geschehen. Das Auftreten ist verhältnismäßig schnell und spontan. Auch wenn sie sich als ein Fehlschlag erweist und beseitigt wird, wird früher oder später eine andere intelligente Zivilisation an ihrer Stelle entstehen. Ihr seid ersetzlich. Ein lebensfähiger Planet ist hingegen die Frucht des Universums. Selten, wertvoll und heilig. Ihr Menschen werdet nie verstehen, was dieses Wort bedeutet, denn dies geht über das Geheimnis des Fleisches weit hinaus.«
Ich war perplex von diesen Auskünften. Es war nicht das, was ich erwartet hatte, doch es machte eine Menge Sinn.
»Fragen«, sagte er karg und blickte mich schweigend an. »Wer seid ihr?« fragte ich. »Wer seid ihr wirklich?«
»Das, was uns durchströmt, was uns ausmacht, ist nicht von dieser Welt. Einst waren auch wir sterbliche Wesen. Doch wir wurden nicht zu den Zerstörern unseres Lebensraums, besessenen von Geld und Zeitverschwendung. Und so durchstreifen wir den Kosmos und begleiten jene, die unreif sind und eine Gefahr für ihre eigene Welt darstellen. Für uns ist das Jenseits ein Tor in andere Welten. Zwischen einzelnen Sternensystemen liegen unüberbrückbare Entfernungen, die ein leibliches Reisen beinahe unmöglich machen. Doch durch das Jenseits können wir die entlegensten Planeten dieses Universums erreichen, zwischen Sternensystemen und Galaxien reisen, in die Leiber der dortigen Wesen inkarnieren und Einfluss auf ihre Zivilisation nehmen. So wie wir es in deiner Welt seit Jahrtausenden tun.«
›Sie beherrschen und manipulieren uns, ohne dass wir es wissen‹, denke ich bei diesen Worten.
Als ob er meine Gedanken lesen kann — und das tut er vermutlich — fährt der Legionär fort: »Wir sind hier, unter euch, weil ihr euch nach uns gesehnt habt. Es ist eure Bestimmung, uns aus dem Engelsstaub zu erschaffen, uns herbeizurufen, und es ist unsere Bestimmung eurem Rufen zu folgen. Unsere Mission zum Schutz der Biotope und eure Sehnsucht nach unserer Aufmerksamkeit erscheinen wie ein Widerspruch — doch ich versichere dir, sie sind es nicht. Ihr sehnt euch nach Geborgenheit, nach Frieden und nach einem Sein ohne Angst. Und wir bauen ein Reich, das diese Sehnsucht stillt. Wir ordnen die Welt für euch, machen eure Frauen zu den Müttern eurer Sippen und sorgten für volle Kornspeicher. Doch jedes Mal, wenn ihr den Lockungen der Dämonen nachgebt und alles zerstört, werdet ihr rastlos und unglücklich. Wir entstammen direkt dem Gottgeist, dem spiritus. Die Inferni sind nur ein hässliches Nebenprodukt der unvermeidlichen Baryogenese. Bastarde, die euer Verderben planen. Wir wissen, was gut für euch ist. Der einzige Daseinszweck der Anderen besteht nur darin, euch zu prüfen und für das Reich der Engel wachsen zu lassen. Der Paradigmenwechsel ist die einzige Alternative zu eurer vollständigen
Weitere Kostenlose Bücher