In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)
verschwunden. Sie waren im Hyperraum geblieben. Sie waren vermutlich Charons Preis für die Überfahrt, oder es gab irgendeine energetische Erklärung für diesen Vorgang.
Ich rieb mir das Gesicht und drehte mich zur Seite, um Schorm anzusehen. Doch ich erstarrte in meiner Bewegung, denn ich erkannte, dass wir nicht mehr allein waren.
Sie mussten Oktagon sein. Die schwarzen Anzüge ließen es vermuten. Trotz des schwachen, flackernden Lichts der Kerzen sah ich den Kalk, Staub und Mörtel an den Ellbogen und Knien ihrer teuren Kleidung. Falls sie darüber wütend waren, verbargen sie es hervorragend.
»Eine erstaunliche Täuschung«, flüsterte einer der beiden. Er hielt Schorm mit seinem linken Arm umschlungen, wie ein Mädchen in einer dunklen Seitenstraße. Doch in seiner rechten Hand ruhte eine große Pistole, die er dem Wächter gegen den Nacken drückte.
»Es muss mit irgendwelchen Kraftfeldern zu tun haben...«, murmelte der andere. »Aber wo ist die Quelle...?«
»Unwichtig. Wir brauchen seine Tasche.«
Schorm machte bei diesen Worten Anstalten sich zu winden, doch der Arm des Oktagon-Mannes zog sich wie der Muskel einer Python noch fester um seinen Brustkorb zusammen.
»Pockengesicht«, äußerte sich sein Partner. »Reich uns des Wächters Tasche.«
Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, dass ich gemeint war.
Unwillig griff ich nach Schorms Gepäck und zuckte dabei erschrocken zusammen. In der Ecke des Raums kauerte eine junge Frau. Ihre beiden Handgelenke waren mit einem Kabelbinder gefesselt.
Ich hatte sie nach der Landung von meinem Trip nicht gesehen, denn sie saß hinter mir, in dem Schatten, den mein Oberkörper auf sie warf.
»Nur keine Sorge«, meinte der Oktagon-Mann. »Die Satansbraut tut dir nichts.«
»Wir sind nicht euch gefolgt, sondern ihr«, ergänzte sein Partner. »Und nun ist Erntezeit.«
Der verhärtete Verdacht stieg in mir auf, dass sie beide engagierte Kokainkonsumenten waren. Ich blickte für einen Moment in die Augen der Frau. Nun, da ich etwas beiseite gerückt war, reflektierten sich die Kerzen in ihren Pupillen und ließen rundherum ein schmutziges, doch anmutiges Gesicht erkennen. Ihr Haar war kurz und zerzaust, gespickt mit Staub und Mörtel.
Ich erinnerte mich an die leibliche Monstrosität, die sich nun mein Körper nannte und malte mir den ersten Eindruck aus, den ich auf sie machte. Genervt griff ich nach der Tasche.
Ich drehte mich zu den Oktagon-Männern, um ihnen Schorms Gepäck zu reichen. Der Wächter sah mich mit einer gerunzelten Stirn und einem roten Kopf an, in eindeutiger Ablehnung meiner Handlungsweise.
Und dann brach das Chaos aus.
Der Tritt, der mich in die Mitte meines Rückens traf, beförderte mich direkt in die Arme des zweiten Oktagon-Manns. Nur Schorms verdammte Tasche klemmte zwischen seiner und meiner Brust. Er stieß mich grob beiseite und griff unter sein Jackett, offensichtlich, um seine Waffe zu ziehen.
Zeitgleich trat die junge Frau mit einer einzigen elastischen Körperbewegung alle noch brennenden Kerzen beiseite und tauchte den Raum in tiefste Dunkelheit.
»Taschenlampe!« schrie einer der Oktagons. Doch die Nerven seines Partners schienen weniger robust zu sein, denn er öffnete ein blindes Feuer. Ich drückte mein Gesicht in den Staub, während jemand grob über meinen Rücken stieg.
Die Kammer war kleiner als 16 Quadratmeter, ein Domizil a la Le Comte de Monte-Cristo, und wir befanden uns darin zu fünft. Der Kampf, der nun folgte, glich mehr einem Tumult. Einer der Oktagon-Männer röchelte und schien erfolglos nach Luft zu schnappen, während die Frau vor Schmerzen aufschrie. Für einen Augenblick roch ich den leicht modrigen, verstaubten Odor, der eindeutig zu Schorm gehörte. Er kroch an mir vorbei, um wieder in den Besitz seiner Tasche zu gelangen.
Ich streckte meinen Arm aus und fühlte den teuren, straffen Stoff von Boss oder Armani. Ich griff fester danach und erkannte, dass ich nun den Kragen eines der Männer hielt. Mit einem Ruck riss ich den Mann in meine Richtung.
Für einen Augenblick war ich überrascht, wie stark mein neuer, wenn auch abgewrackter Körper war. Mit meiner Faust schlug ich nach unten und traf etwas Hartes. Meine Knöchel schmerzten auf, doch ich schlug und schlug und schlug. Dann stieß etwas mit mir zusammen, das nur eine Lokomotive sein konnte, denn ich flog rückwärts und prallte gegen die Wand. Mein Kopf fühlte sich plötzlich sehr warm an und ich schien in einen Teich aus
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