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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Eliminierung. Es ist unsere Aufgabe das Reich der Liebe zu erschaffen und eure Aufgabe die Dämonen in euch zu vernichten. Wenn der Glaube zur Gewissheit wird und der Zweifel ausgemerzt, dann werden Engel unter den Menschen existieren und von jedem erkannt und gesehen. Das ist das Mirillium, das Neue Zeitalter, das Reich des Wunderns, der Juwel am Ende der Reise. Nur dann ist das Ziel dieses einen Universums erreicht.«
    »Wann?« flüstere ich heiser. »Wann wird es diese Zeit geben?«
    »Nach eurer Zeitrechnung sollte dieses Zeitalter im Jahr 2125 begonnen haben, oder niemals stattfinden.«
    »Und falls wir versagen?« hauche ich leise aus.
    Der Legionär schweigt mit ernstem Gesicht. Dann tritt er noch einen Schritt näher und sein hartes kantiges Kinn sieht bedrohlich aus.
    »Zu diesem Zeitpunkt werdet ihr euch entweder gewandelt haben, oder nicht mehr sein. So oder so ist die Zeit des alten Menschen vorüber. Der Planet muss unter allen Umständen bewahrt werden. Ihr seid nur temporal. Ich bestreite nicht euer Potential. Doch solange ihr euer Gleichgewicht nicht erreicht habt, seid ihr nicht die Priorität. Euer Biotop ist es hingegen. Trage das zurück in die Welt hinaus. Wir, die Engel, werden euch vernichten, ungeachtet dessen, welch rührende Vorstellung ihr von uns habt. Ihr seid nicht der Mittelpunkt des Geschehens!«
    Der kosmische Himmel über uns verwandelt sich übergangslos zurück in ein blendendes blaues Gewölbe ohne Wolken.
    Ich möchte noch mehr fragen, doch der Legionär hat genug gesagt. Er steigt wieder auf sein Pferd, gliedert sich mit seinem Blick in die Reihe ein, als wäre nichts passiert.
    Über dem Horizont wird eine andere Gruppe Geier sichtbar. Sie kreisen mit derselben Geduld, doch das Ziel ihrer Erwartung ist nicht auszumachen, da es sich hinter dem Hügel befindet. Der Erste Speer mustert die Geier versunken.
    Plötzlich erklingt seine Stimme. Halblaut, doch auf eine seltsame Art und Weise für jeden hörbar.
    »Sie kommen.«
    Der Augenblick, in dem sich die beiden Geierscharen vermischen, rückt näher. Noch ist nichts zu sehen.
    Ich halte mir wieder schützend die Hand über die Augen und frage mich, was geschehen wird, wenn sich die kreisenden Vögel am Himmel begegnen.
    Doch dann zerbricht das Bild vor mir und ich fühle, als wäre in meinem Gehirn der Keilriemen gerissen. Verzerrte Rosenblüten aus Lichtern und Blitzen rasen an mir vorbei. Meine Vision ist im Begriff, mich zurück in die Realität auszuspucken. Am Ende breitet sich ein enges schwarzes Nichts um mich aus. Wie Tusche, die sich langsam in ein Tischtuch hinein saugt.

3.08. Celeste

    Menschen, die sich ihr Leben lang mit Alkohol, Zigaretten und billigem Kaffee vergiften, neigen leicht dazu, Drogen zu verteufeln und sich entsprechende Slogans auf die Türen ihrer Autos zu kleben. Doch keiner dieser Menschen könnte auch nur in einem zusammenhängenden Satz erklären, weshalb die in ihrer Perfektion unanfechtbare Natur Moleküle entwickelt, die niemals mit der restlichen Welt in irgendeiner Weise interagieren, außer sie betreten den Stoffwechsel und das Gehirn des Homo sapiens. Zugegeben, das mit dem ›sapiens‹ erscheint von Jahr zu Jahr mehr lachhaft und ist historisch vollkommen unbeweisbar, doch ich weiß inzwischen um dessen Potential. Dieselben Leute würden nicht erklären können, weshalb Sucht ein derartig zentraler Antrieb unserer Existenz ist. Sie würden vermutlich raten, mehr Sport zu treiben, um den Kopf freizukriegen. Aber sind Sportler nicht die schlimmsten Maso-Junkies von allen?
    Ich hatte den überzeugenden Beweis erhalten, dass zumindest die Engel, die doch in der christlich-jüdisch-islamischen Welt eine ebenso unanfechtbare Autorität darstellen, keine Kostverächter sind, wenn es auf starke Psychedelika kommt. Die Ambrosia war ein Trip, der einem nicht nur den Teppich unter den Füßen wegriss, vom Hocker haute, die Schuhe auszog — und jede andere Metapher erfüllte, die ein Weltbild beschrieb, das gerade auf den Kopf gestellt wurde.
    Meine Metamorphose näherte sich der nächsten Phase. Die Dämonen hatten meinen Körper verändert, die Engel nahmen sich nun meinen Geist vor.
    Doch ich hatte keine Zeit über diese unirdische Erfahrung nachzudenken, denn meine Landung von diesem galaktischen Flug gestaltete sich unerwartet. Ich war wieder zurück in der kleinen, kargen Zelle und sah, dass ich mit meinem Gezappel den Großteil der Kerzen umgestoßen hatte. Die drei kleinen Kristalle waren

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