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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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sucht einen Schlüssel aus und versucht ihn so zu halten, dass der Schlüsselbund keinen Lärm verursacht. Langsam dreht er den Schlosszylinder um. Einmal. Zweimal.
    Was wir hier tun, ist totaler Schwachsinn. Es können genauso gut fünf Mafiosi mit gezückten Knarren auf der anderen Seite warten und auf Zahnstochern herum kauen.
    Manzio drückt wieder die Türklinge nach unten. Die Tür ist gut geölt. Herr Mahr ist ein pedantischer Hausmeister. Aus dem dunklen Raum dringt stickige Luft zu uns. Ein Geruch von Schweiß, Gewürzen und Desinfektionsmittel. Der Mensch in drei Jahrtausenden. Wir schleichen weiter und tasten mit den Taschenlampen die Kammer ab. Die Wände sind nachlässig verputzt wie in einer Garage. Der Raum ist gefüllt mit Kisten und vollen Plastikkanistern. In den Boden ist ein kleiner Abflusskanal eingelassen, in den einige Pfützen und Rinnsale zusammenlaufen. Das Wasser hat einen seifigen Rand.
    Ein Gang führt von hier weiter, die Wärme aus dem Heizungsraum nimmt ab. Nun höre ich auch ein raues, trockenes Husten. Ganz nah. Meine Taschenlampe entdeckt ein paar Augen und dann weitere. Wir stehen in einer Zelle, die aus Pritschen und Decken besteht. Ein Raum, der einen Paviankäfig im ZOO wie das Hilton erscheinen lässt.
    Die Mädchen schweigen. Sie sind gedrillt auf Schweigen, auf Nicht-Schreien. Es gibt für sie keinen Anlass zu denken, dass wir nicht zu »denen« gehören. Meine Taschenlampe kreist von einem schmutzigen Gesicht zum anderen, von einem Paar brauner Pfirsichkern-Augen zum anderen. Ich sinke kurz in die Hocke und blicke zu Manzio hoch.
    »Ich... Ich dachte irgendwie, dass das junge Frauen sind...«
    Manzio geht neben mir ebenfalls in die Hocke und legt seine Hand auf meine Schulter. »Aus der Nähe sehen die Dinge immer anders aus.«
    »Das sind ja fast noch Kinder«, flüstere ich.
    »Nicht da, wo sie herkommen...«
    Plötzlich richtet sich Manzio auf und verzerrt das Gesicht. Seine Hände greifen nach seinem Kopf, als spürte er ein entsetzliches Stechen im Gehirn.
    Er schreit auf. Seine Augen sind zusammengekniffen, als würde ihn Licht blenden. Dann reißt er sie wieder auf und starrt in die Dunkelheit. Ich sehe seltsame Lichtreflexe in seinen Augen, als würde ich die Taschenlampe bewegen, doch in Wahrheit stehe ich starr wie eine Salzsäule da.
    Mein erster Gedanke ist, dass er irgendetwas Abstruses eingeworfen hat. Doch für Manzio gibt es nur zwei Drogen: El Kif und Tickets. Sein Verhalten lässt mich aber eine geballte Ladung Ephedrin oder Chrystal Meth vermuten.
    Stopp! Halten wir an. Genau hier!
    Ich meine der Typ ist durchgeknallt, verrückt, ein Freak, der das Rote Büchlein von Mao mit derselben Begeisterung liest, wie die Texte von Alain de Benoist. Aber wie schräg muss man sein, um hierherzukommen, mit einem recht unvollkommenen, total bekifften Plan und sich vorher die Birne mit Ice vollknallen? Hallo? Hört mir jemand zu? Bin ich der einzige, der das verdammt seltsam findet?
    »Hey, Alter, sag mir bitte, dass das kein Piko ist«, flüstere ich zu ihm, während er die Stirn runzelt, als würde er sich fragen, wer ich bin. »Sag mir bitte, dass das ein Gehirntumor ist, den du vor deinen Freunden geheim gehalten hast und der sich alle paar Monate mit einer kleinen Schmerzattacke zu Wort meldet, jedoch nach einigen Minuten wieder Ruhe gibt.«
    Er sieht mich an. Er blickt mir tief in die Augen, so wie er es noch nie zuvor getan hat. Wie eine Kobra, die sich aufrichtet und eine Maus fixiert. Da ist etwas in Manzios Augen, das ich nicht kenne. Hier in diesem Halbdunkel entdecke ich etwas, das vorher nicht da war. Ein Glanz, ein Reflex von etwas, das ich nicht erklären kann. Es ist nur ein Gefühl.
    Er beugt sich wieder vor und reibt mit den Fingerspitzen seine Schläfen.
    Plötzlich reißt er sich hoch, wie eine Sprungfeder. Die blaue Tür geht auf und ich erblicke einen schwarzgekleideten Mann mit einer Maschinenpistole in der Hand. Wer hat das Überraschungsmoment? Schwer zu sagen. Der Soldat zieht sein kurzes, modernes und ganz sicher äußerst automatisches Gewehr hoch. Was ich dann sehe, ist sehr interessant. Manzio steht schon längst aufrecht, wie eine Bogensehne und reißt mit geübter Selbstbeherrschung den Tonfa-Stock aus seinem Gürtel. Der Aufprall ist hart und sehr zielsicher. Die Abwesenheit jeglicher Geräusche, außer der dumpfen, hölzernen Schläge gegen die beiden Schläfen des Mannes, überrascht mich. Ta-dam!
    Manzio schafft es sogar, den

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