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In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

In den Spiegeln - Teil 3 - Aion

Titel: In den Spiegeln - Teil 3 - Aion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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Vatikanstadt, gekauft vermutlich in jener Zeit, als man in Rom Ein Herz und eine Krone drehte.
    »Wie ist denn Ihre Position gegenüber der Katholischen Kirche?«
    Schorm räumte einige Bücher von dem roten Holzstuhl, der aussah, als wäre er vor Jahren aus einer Kindergarten-Kantine geraubt worden, und bedeutete mir, mich zu setzen.
    »Mein lieber Jan-Marek, ich habe keine Position zu irgendetwas«, erklärte er mir geduldig. »Ich bin wie ein Thermometer. Ich messe die Temperatur im Zimmer, ich mache sie nicht, und ich bewerte sie nicht.«
    Ich wollte einwenden, dass das eine recht simple Sicht der Dinge sei, doch ich verkniff es mir.
    »Wir müssen noch heute Nacht los. Tagsüber gibt es keine Möglichkeit das Tabernakel zu erreichen«, erklärte er mir, während er an seiner Tasse schlürfte.
    »Sie haben es nicht bei sich?«
    »Ich habe es seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen«, erwiderte er. »Ich könnte morgen an einer Straßenkreuzung sterben, und dann würde die Polizei meine Wohnung durchsuchen. Nicht auszudenken, wenn die Ambrosia in die falschen Hände von Nichteingeweihten fiele. Nein, es muss versteckt sein. Diese Stadt ist perfekt dafür.«
    »Weshalb?« fragte ich mit einem debilen Gesichtsausdruck.
    Er sah mich überrascht an und sein Lächeln mischte sich mit gerunzelter Stirn. »Sie sitzen in der ältesten Stadt dieses Landes. Wussten Sie das nicht?«
    »Ach so«, log ich. »Natürlich weiß ich das. Ich ahnte nur nicht, dass Sie sich darauf beziehen.«
    Wir tranken aus und plauderten, während der alte Wächter einige Gegenstände in eine schwarze Tasche stopfte.
    »Wohin gehen wir eigentlich?« fragte ich ihn, nachdem ich auf dem Tisch eine freie Ecke gefunden hatte, die groß genug war, um dort die leere Tasse abzustellen.
    »St. Peter«, äußerte sich Schorm geheimnisvoll. »Der Dom von Worms.«
    Ich vermutete, das sollte bei mir einen Effekt auslösen oder einen Groschen zum Fallen bringen, doch das tat es nicht, und so nickte ich nur bedeutungsschwanger. Umgekehrt zeigte Schorm kein Interesse, meine ganze Geschichte zu verifizieren. Entweder war er der leichtgläubigste Mensch der Welt, oder er es gab hier Zusammenhänge, die sich mir einfach entzogen.
    Wir parkten vor einem Versicherungsgebäude unweit des Doms. Ich stieg aus und sah mich um. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Brunnen, auf dessen Spitze ein Siegfried aus Stein über dem Lindwurm triumphierte. Über den Häusern vor uns ragten die stoischen Türme der Basilika und umschlossen das Kirchenschiff wie zwei kräftige Schenkel. Die Nachtbeleuchtung war eingeschaltet und tauchte das riesige Bauwerk in ein warmes Orange.
    »Eine echte Patchwork-Kirche«, sagte Schorm mit leiser Stimme. »So oft zerstört und wieder aufgebaut, dass man es kaum glauben kann. Hier findet man immer etwas neues.«
    Nach nur wenigen Schritten standen wir direkt vor dem Dom.
    »Ein romanischer Grundriss mit einem Querschiff«, erklärte er weiter mit gedämpfter Stimme, doch mit der pädagogischen Überzeugung eines Menschen, der sicher war, mein ganzes Leben wäre ruiniert, wenn ich nun keine angemessene Fremdenführung erhielte. »Gotische Fassade. Sehr aufwendige Restaurierung.«
    Er zeigte mit seinem Finger irgendwo in die Dunkelheit hinein.
    »Die ursprüngliche Kirche wurde von Franken erbaut, die aus der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern zurückkehrten. Sie ahnen gar nicht, wie viele Engel und Dämonen bei dieser Schlacht dabei waren. Gehen wir mal auf die andere Seite, zum Südportal.«
    Der Hüter der Ambrosia begab sich zu einem Seiteneingang, der direkt in das Querschiff führte und über eine symmetrische Doppeltreppe erreicht werden konnte.
    »Halten Sie mal etwas Wache, wären Sie so gut?« wandte sich Schorm an mich, während er mit einem dicken Schlüsselbund rasselte.
    Ich drehte mich um und beobachtete die nahe Straße. Es war kurz nach zwei Uhr morgens und nur einige einsame Autos fuhren vorbei. Auf das blaue Schild mit der Aufschrift »Andreasstraße« hatte sich ein schwarzer Rabe gesetzt und beobachtete uns lustlos. Außer ihm und der zierlichen Statue von Bischof Burchard, der bei Regen und Schnee vor dem benachbarten Eingang die Menschen begrüßte, schien es niemanden in unserer Nähe zu geben.
    Ein leises Poltern am Eingang meldete mir, dass Schorm inzwischen die Tür geöffnet hat. Wir traten ein.
    Die Dunkelheit im Dom erinnerte mich an das Jenseits. Die Innenbeleuchtung war abgeschaltet, doch die

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