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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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und versah den Generaldirektor mit einer beweglichen Plattform, hinter deren halbrundem Technotron-Aufbau er praktisch von überall aus die Geschäfte des Instituts leiten konnte. Clays geschulter Blick bemerkte die Projektoren eines Abwehrfeldes und die Fokusnodi von Blitzwerfern. Doch damit war de Fumures Sicherheitsbedürfnis durchaus noch nicht gedeckt. Neben dem Pultmobil stand die nackte, wie borkige Hünengestalt eines Killer-Golems, dessen winziger, hodenloser Penis bezeugte, daß das Organ tatsächlich nur zum Pinkeln diente.
    »Ein Psychotrick«, hatte Marita in der Eingangshalle des Institutsgebäudes geflüstert, als sie die Bestürzung sah, die der Portier mit seiner Äußerung bei Clay ausgelöst hatte. »Omnipotenzsuggestion. Dahinter steckt nicht mehr, als daß man mit dir gerechnet hat.«
    Clay hatte bedächtig genickt und durch die gläsernen Wände, hinausgestarrt, während sie warteten; die Scheiben waren von innen nach draußen durchsichtig.
    Nachdem de Fumure die vorgelegten Legitimationen und Sondervollmachten elektronisch auf ihre Korrektheit überprüft hatte, reichte ein dünner Servotentakel mit Klammer sie Clay zurück. »Es versteht sich von selbst, Mr. Dalmistro«, sagte der Generaldirektor, »daß ich Ihnen in jeder Beziehung mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, um etwaige Mißverständnisse, die über die Tätigkeit unserer interplanetar anerkannten Studiengemeinschaft vorliegen könnten, restlos auszuräumen.« Seine Stimme klang, als wäre seine Nase verstopft, und er verschluckte Silben. Der Technotron-Aufbau verbarg einen Großteil seines Körpers, aber er war offenbar von kleinwüchsiger, knubbliger Statur, als hätte nicht viel gefehlt, und er wäre ein Liliputaner geworden. Die Stirnglatze über seinen buschigen schwarzen Brauen war mit drei lila Dollarzeichen tätowiert, deren mittleres größer war als die beiden anderen. Seine Wangen waren mit zwei zackigen Buchhalternasen geschminkt.
    »Ihre Hilfsbereitschaft ist mir sehr willkommen«, sagte Clay. Er saß, genau wie Marita, in einem ziemlich tiefen Sessel und mußte zu de Fumure aufschauen. »Wir könnten einen Anfang machen, indem Sie mir Zugang zu Ihren Datenspeichern gestatten. Ich brauche gewisse Informationen, um eine Gegenkontrolle buchungstechnischer Vorgänge bei der Energetensphäre zu haben, deren Finanzverhältnissen meine Untersuchungen eigentlich gelten.«
    Clays Blick huschte über die in de Fumures Rücken aufgereihten Computerkonsolen. Die Terminalsektion der Anlagen füllten fast die gesamte Wand aus. Rechts hinter de Fumure schwebte über einem Kristallkubus ein Holo-Porträt Jakob Fuggers II., des Mannes, dessen Name unauslöschlich verbunden war mit der Ursprünglichen Akkumulation des Kapitals. Clay enthielt sich eines Nickens der Anerkennung. De Fumure war – soviel stand fest – ein engagierter Totalprofi seines Gewerbes.
    Der Generaldirektor schenkte Clay, indem er seinen wohlgefälligen Blick von Maritas attraktiver Figur (oder den timokratischen Applikationen auf ihrem Kleidungsstück) nahm, ein Lächeln uneingeschränkten Wohlwollens. »Ich habe keinerlei Einwände Mr. Dalmistro«, antwortete er nahezu herzlich. »Gib unseren Besuchern einen Transferstrahl, Fuggi«, sagte er über die Schulter.
    An der Computerwand glühte das rote Auge eines Laserrubins auf. Tasche drehte ein wenig bei und ging auf Empfang.
    »Mir ist aufgefallen«, sagte Clay, um das etwas peinliche Schweigen zu überbrücken, das sich mit Beginn des lautlosen Datentransfers ergeben hatte, »daß mehrere Konzilsselige der Energetensphäre Aufsichtsratsmitglieder Ihres Unternehmens sind. Ist das nicht ... ahem ... ein bißchen ungewöhnlich?« Selbstverständlich ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dachte er, aber es kann nicht schaden, diesen Kerl ein wenig zum Plaudern zu bringen.
    »Alles hängt davon ab, wie man die Dinge bewertet.« De Fumure lächelte gutmütig, so daß die Buchhalternasen auf seinen Wangen Beulen bekamen. »Es ist absolut rechtmäßig, daß eine religiöse Gemeinschaft die Spenden ihrer Anhänger so gut wie möglich für die Ziele und Belange der Vereinigung zu verwenden versucht. Aus meiner Sicht ...«
    »Die Datenschutz-Abschirmung der Biopositroniken ist perfekt, Comptroller«, meldete sich Tasche durch das Kontaktertransplantat in Clays rechtem Ohrläppchen. »Eine Datenabsorption ist ausgeschlossen. Ich kann an nichts gelangen, das die Systeme mir nicht per Transfer von sich aus geben.«
    »Das

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