In den Städten, in den Tempeln
gepreßter Stimme klar. Die Berührung war ihm peinlich, weil er sie empfand, als käme sie von einem bisexuellen Clara-Typ. Außerdem machte das Geflacker der Schaltkreis-Faksimiles auf Maritas faltenlos metamorph-elastischem Einteiler ihn ziemlich nervös.
Marita Ribeau aktivierte den Kommunikator, als aus ihrem Armband-Elektronik-Set ein Indikativ piepste. »Dein Name wird erwähnt«, erklärte sie. Clay horchte auf.
Wenige Minuten später spielte der Kommunikator eine vollständige Aufzeichnung des Föderatus-Textes ab. Zuerst kam verbunden mit einem mehr oder weniger sachlichen Rückblick auf den Zwischenfall im Heiligen Zentrum der Energetensphäre, für den Clay vom Ferroplasma so hart bestraft worden war – die Meldung, daß er überlebt und die Klinik verlassen hatte. »Zu diesen Vorgängen«, hieß es danach, »bringen wir nun in Direktübernahme einen Kommentar der Medienkooperative Baba-Jaga.« Nach kurzer Pause sprach eine zuckersüße, hohntriefende Frauenstimme.
»Holt der Neandertaler uns ein? Das ist die Frage, die man sich unwillkürlich stellt, wenn man sich das ganze Ausmaß von Primitivität und phallokratischem Chauvinismus vergegenwärtigt, das uns Venusiern in der barbarischen Schmierenkomödie zugemutet wird, die seit einiger Zeit ein gewisser, bereits bis zum Überdruß aufgefallener Comptroller namens Claybourne Dalmistro von der Erde bietet.« Clay sackte der Unterkiefer herab. Die Sphärenschwimmerin schmunzelte. »Die Ausschreitungen dieses unbelehrbaren, weil im wahrsten Sinne des Wortes dummen Hypermachos haben so zügellose Formen angenommen, daß das Ferroplasma ihm einen Denkzettel von seltener Schwere verpaßt hat. Wie in einer der verbreitetsten irdischen Mythologien die Ehepartnerin eines Mannes namens Lot in eine Salzsäule verwandelt wird, so ähnlich drohte das Ferroplasma diesen unsäglichen Stupidling in ein kristallenes Mahnmal seiner eigenen Nichtswürdigkeit zu verwandeln, sein äußeres Erscheinungsbild mit seinem steinernen Herzen und rohen Gemüt in Übereinstimmung zu bringen. Gerade bei dieser Gelegenheit muß betont werden, daß man das sozial positive Wirken des Ferroplasmas gar nicht hoch genug einschätzen kann.«
»Ich werde diese ... diese Elemente verklagen«, knirschte Clay durch zusammengebissene Zähne. »Alles speichern, Tasche«, befahl er barsch.
»Sehr wohl, Comptroller«, bestätigte Tasche.
»Niemand verklagt Baba-Jaga«, bemerkte Marita mit nachsichtigem Lächeln. »Die Justiz-Org hat bereits vor längerem eine Grundsatzentscheidung bezüglich der Extrajustiziabilität von Baba-Jagas Meinungsäußerungen gefällt.«
»So was ist wohl auch nur auf der Venus möglich«, sagte Clay in mühsam unterdrücktem Zorn. Durch die Panoramascheibe sah er das allgegenwärtige Ferroplasma beiderseits des Gleiters auf der Tempopiste krause Tentakel bilden, stets nur ein wenig zu langsam für den pfeilschnellen Wagen. Mit einer Aufbietung nahezu übermenschlicher Willenskraft meisterte er seinen aggressiven Unmut.
»... aus einer solchen Lektion seine Konsequenzen gezogen haben müßte. Aber Fehlanzeige! Von neuem stapft dieser ungeschlachte Terri-Golem, begünstigt durch die unendliche Langmut des venusischen Sozialbüros, orientiert durch nichts als das Jucken in seinem Phalluskompaß, in den Kulturinseln seines Weges. Wird er weiteres Unheil anrichten? Wir wagen diese Frage beim besten Willen nicht zu verneinen.« Clay saß mit geschlossenen Augen da, die Hände auf den Knien, und betrieb angestrengt Zwerchfellatmung. »Doch auch in der Finsternis des schwärzesten Ungeistes bleibt ein Fünkchen Hoffnung bestehen. Die phalloservilen Pseudolibertinistinnen von MammaGrande wünschen sich ja schon lange einen ›fraugroßen erigierten Penis aus feinstem Leuchtkristall‹, um damit das Amphitheater am Cunnilingusplatz zu erhellen. Vielleicht erfüllt das Ferroplasma ihren bei Claybourne Dalmistros nächster Entgleisung den Wunsch und verwandelt dies überflüssige Relikt aus der Epoche der Phallokratie in eine mannsgroße kristallene Fossilisation seines eigenen Inbegriffs?«
Clay hob die Hände an die Schläfen. Die Stimme schwieg. Er hatte durchgehalten. Waren seine Haare ergraut?
Was für Zustände, dachte er erbittert. Hier kann ein ehrbarer, rechtschaffener Mann in aller Öffentlichkeit straflos beleidigt und herabgewürdigt werden. Erstens Polemik und zweitens auch noch unsachlich.
Als der Gleiter aus einem Tunnel in die Lokation Timarchia sauste,
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