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In den Städten, in den Tempeln

In den Städten, in den Tempeln

Titel: In den Städten, in den Tempeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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ist alles recht gut und schön, Direktor«, sagte Marita mit einer Stimme, in der gelindes Schmollen erotische Untertöne zum Mitschwingen brachte; sie griff ein, weil Clay den Rest von de Fumures Entgegnung nicht gehört und ihn wohl zu lange auf eine Antwort hatte warten lassen. »Sie wissen, daß das Sozialbüro im Hinblick auf die venusische Währungsbilanz die finanzwirtschaftliche Tätigkeit Timarchias durchaus positiv einschätzt, und Ihre Firma ist davon keineswegs ausgenommen. Allerdings muß es Anlaß zu Bedenken geben, wenn ...«
    »Ein Zugriff über die Relais im Pultmobil ist gleichfalls unmöglich«, gab Tasche durch. Clay preßte die Lippen aufeinander. Yama Jambavat hatte also nicht übertrieben. Erneut empfand Clay eine Aufwallung von Mißtrauen gegen den Sozialkoordinator. Seinen ansatzweisen Argwohn gegen Marita hatte er inzwischen verworfen – sie war ganz einfach in jeder Weise zu offen und aufrichtig, um ein kompliziertes Falschspiel zu betreiben –, doch der indienstämmige Jambavat, fand Clay, war eine viel zu undurchschaubare Person, um ihr vorbehaltlos trauen zu dürfen.
    »... liegt mir fern, hier ein abschließendes Urteil über gewisse Verhaltensweisen fällen zu wollen«, sagte de Fumure. Sein Blick ruhte auf dem Comptroller. Tief in seinen Pupillen, erkannte Clay, glomm etwas, das nach böser Absicht aussah. »Wenn man jedoch die Föderatus-Berichterstattung im Verlauf Ihrer Ermittlungen auf der Venus aufmerksam verfolgt hat, Mr. Dalmistro, entsteht leicht – das ist meine Meinung – der Eindruck, daß Ihr Auftrag und Ihr Auftreten wenig miteinander zu tun haben.«
    Clay schnitt eine finstere Miene. »Wie darf ich das verstehen?«
    De Fumures Rechte fuhr fahrig durch die Luft. »Das sind nur beiläufige Überlegungen, Mr. Dalmistro, eben Gedanken, wie sie sich mir unwillkürlich aufdrängen. Ich will gar nicht in Zweifel ziehen, daß das FI einen ernstzunehmenden Anlaß zur Überprüfung der Finanzen unserer Freunde im Konzil der Seligen sieht, ob berechtigt oder unberechtigt, das möchte ich mal dahingestellt lassen. Das ist eine Sache. Etwas ganz anderes ist aber – wenigstens für meine Begriffe – das außerordentlich kritikwürdige Benehmen, das Sie während Ihrer gesamten bisherigen Anwesenheit auf der Venus an den Tag gelegt haben und ...«
    Das glattzüngige Geschwätz dieses Schreibtischtäters erfüllte Clay schlagartig mit Wut. Unter seinen Füßen fing das Ferroplasma an zu brodeln.
    »Hrg?« machte der Killer-Golem und zuckte aus seinem Dösen. Seine stumpfen Augen, die Stachelbeeren glichen, ruckten seitwärts und glotzten Clay ins Gesicht. Die Wurstfinger seiner knotigen Arme krümmten sich bedrohlich, und er spannte die Muskeln seiner Säulenbeine.
    »Bitte, Clay«, sagte Marita hastig und warf ihm einen Blick eindringlicher Ermahnung zu. »Dem Golem ist eine Sekundärreaktion auf die antiaggressive Reaktion des Ferroplasmas angezüchtet. Wer sich in seiner Gegenwart zur Aggressivität hinreißen läßt, bringt sich doppelt in Schwierigkeiten.«
    »Seine Reaktion ist insofern sekundär, als sie von einer vorherigen Reaktion des Plasmas abhängt«, bestätigte de Fumure mit sinnigem Nicken, als gäbe der geschilderte Sachverhalt ihm Grund zu stillem Staunen. »Aber seine Aktionsschwelle ist niedriger angesetzt. Er greift schneller durch als das Plasma, und die Folgen für den Betroffenen sind entschieden rigoroser.«
    Mit einer beinahe übermenschlichen inneren Anstrengung beruhigte sich Clay. Einen Moment später hatte das Ferroplasma sich wieder geglättet, und der Killer-Golem ließ mit der Interesselosigkeit eines Debilen seine wulstige Unterlippe hängen.
    Ungeheuerliche Zustände, dachte Clay zum x-ten Mal. Ich und auf der Venus leben! Was für ein irrer Einfall von dieser Frau. Ich werde heilfroh sein, wenn ich wieder auf der Erde bin, wo Gut noch Gut und Böse noch Böse ist und es dazwischen überhaupt nichts gibt. Wo Männer noch Männer sind.
    »Sie wollten sagen?« wandte er sich in nur andeutungsweise scharfem Tonfall an de Fumure.
    »Es ging mir um Ihr Benehmen, Mr. Dalmistro.« Das boshafte Glitzern in seinen Augen war stärker geworden. »Meines Erachtens läßt es sich nicht allein mit Ihrem andersartigen kulturellen Background erklären.« Er drehte den kantigen Schädel. »Fuggi, kennt die Psychopathologische Datothek des Venusischen Kriminalarchivs nicht ein paar Präzedenzfälle?« Er zwinkerte Clay vertraulich zu, als wolle er sagen: Auf eins

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