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In den Tod gejagt

In den Tod gejagt

Titel: In den Tod gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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lange dauerte. Ich packte eine Handvoll seines Art- Nouveau -Hemdes und zog ihn hoch. Es schien unfair, daß ich
fünfzehn Zentimeter größer und gut fünfunddreißig Pfund schwerer war als er,
aber davon ließ ich mich im Augenblick nicht anfechten. Ihn nach wie vor am
Hemd festhaltend, verpaßte ich ihm mit aller Energie eine Ohrfeige mit dem Handrücken.
Er schnappte gerade so viel Luft, um einen dünnen Entsetzensschrei auszustoßen.
»Ich bin kein Sadist .« Ich lächelte ihn liebevoll an.
»Ich meine, es verschafft mir keinerlei Reiz, Sie auseinanderzunehmen. Alles,
was ich haben möchte, sind Antworten auf meine Fragen .« Ich ließ mir die Zeit, ihm eine Ohrfeige auf die andere Seite zukommen zu
lassen; und er begann ein bißchen zu wimmern. »Der Name des Fotografen. Und wo
wohnt der Kerl ?«
    Ich ließ sein Hemd los, legte
die Handfläche auf seine Brust und stieß kräftig zu. Er taumelte zurück, verlor
das Gleichgewicht und prallte gegen die Wand. Ich hob die Pistole vom Boden auf
und hielt sie am Lauf, während ich langsam auf ihn zuging.
    »Wenn man einen Pistolengriff
benutzt, kann man seine Hände für die feineren Dinge des Lebens aufsparen«,
sagte ich gleichmütig, während ich näher kam. »Haben Sie noch Ihre eigenen
Zähne, Sean ?«
    Sein Arm flog in einer Geste
der Verteidigung vors Gesicht, und er schloß fest die Augen. »Nein, nicht!« Die
Worte schienen wie aus eigenem Antrieb aus ihm hervorzubrechen. »Der Bursche,
den Sie haben wollen, ist Terry Wood. Er wohnt drüben in Hollywood West .«
    »Die Adresse?«
    »Ein Haus ohne Fahrstuhl; im
zweiten Stock.« Monahan ratterte die Adresse herunter, als wüßte er nichts
Angenehmeres, als mir gefällig zu sein.
    »Ich werde Ihre Pistole
mitnehmen, wenn ich gehe«, sagte ich. »Ich möchte nicht, daß Sie sich aus
Versehen das Gehirn aus dem Schädel schießen, bevor ich zurückkomme .«
    Seine Augen öffneten sich weit
und mit leidendem Ausdruck. »Sie kommen zurück ?«
    »Wenn Sie mir nicht den
richtigen Namen und die richtige Adresse gegeben haben, werde ich
zurückkommen«, versprach ich ihm, »und Ihnen paarweise die Zähne einschlagen.
Sämtliche.«
    »Ich habe Ihnen beides richtig
angegeben«, sagte er schnell. »Ich schwöre es .«
    Ich steckte die Pistole in
meine Gesäßtasche, hob meine Brieftasche vom Boden auf und traf Anstalten, zu
gehen. Monahan beobachtete mich aufmerksam, den Rücken nach wie vor gegen die
Wand gepreßt, als ich das Zimmer verließ. Fünf Minuten später, während ich
durch den Straßenverkehr fuhr, zuckte ich innerlich bei der Erinnerung an die
abgeschmackte Szene in dem Haus an der Schlucht zusammen. Aber schließlich, so
tröstete ich mich, hatte Sean Monahan das Ganze selber eingefädelt — vielleicht
aus einer Kindheitserinnerung an einen Gangsterfilm heraus —
, und vielleicht hätte ich ihn enttäuscht, wenn ich nicht entsprechend
reagiert hätte.
    Es war dunkel geworden, als ich
vor dem Wohngebäude in Hollywood West parkte. Das Licht der Straßenlampen
reflektierte auf schäbigen Fassaden, und das Ganze wirkte wie eine Straße, die
so weit abgewirtschaftet hatte, daß es ihr nichts mehr ausmachte, wenn sie
völlig in sich zusammenbrach. Ich kletterte die schlechtbeleuchtete Treppe in
den zweiten Stock hinauf und drückte den Daumen auf den Klingelknopf. Nichts
rührte sich in der Wohnung, und ich klingelte noch zweimal — mit demselben
Ergebnis. Dank meines brillanten Improvisationstalents kam ich auf den
Gedanken, daß ich vielleicht statt dessen einmal klopfen
sollte. Als meine Fingerknöchel gegen die Tür schlugen, öffnete sie sich mit
einem leise klickenden Laut.
    Ich betrat die Wohnung, tastete
mit der Hand an der Wand, bis ich den Lichtschalter fand, und schloß dann die
Tür hinter mir. Es gab da ein Wohn-, ein Schlaf- und ein Badezimmer und zudem
eine Kammer, die als Küche hergerichtét war. Zwei
altertümliche Holzkarteischränke im Schlafzimmer machten einen verlassenen und
irgendwie nackten Eindruck. Die Schubladen lagen nach unten gekehrt auf dem
Boden, und überall im Zimmer lagen, wie es schien, Zehntausende von Fotos
verstreut herum. Der Fotograf selber lag ausgestreckt auf dem Rücken auf seinem
Bett, und mein Magen hob sich, als ich ihn näher betrachtete. So ziemlich das
einzig deutlich Erkennbare war das lockige weißblonde Haar. Jemand hatte das
bewußt stumpfe Instrument benutzt, um ihn totzuschlagen. Und was von seinem
Gesicht übriggeblieben war, war nur eine blutige

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