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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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alle gleichgültig an. Er schluckte seinen Ärger hinunter. „Sie… haben unser Kommunikationsnetzwerk kennengelernt. Es stammt noch aus der Zeit vor dem Krieg, aber es funktioniert immer noch. Es hält das Demarchy am Funktionieren. Jeder Demarchos hat gleiche Rechte daran, und jeder mit einem Anliegen kann es benutzen. Jeder kann mitdiskutieren, der etwas zum Thema beisteuern möchte. Wenn die Notwendigkeit besteht, wird eine allgemeine Wahl anberaumt, und das Wahlergebnis ist Gesetz.“
    „Herrschaft des Mobs?“ fragte Welkin. „Die Tyrannei der Majorität.“
    „Nein.“ Er zeigte auf das goldene Symbol auf dem Schirm. Die Umrisse entsprachen etwa der Tränenform der Trojanischen Asteroiden. „Nicht hier. Man kann über Entfernungen von Millionen Kilometern keinen ,Mob’ zusammenbekommen. Das konzentriert die Interessen der Bewohner auf ihren eigenen Felsen. Sie sind verdammt unabhängig und verdammt gut informiert, und sie können abstimmen. Die Zuschauer sind die Jury.“
    „Warum machen Sie sich dann Sorgen um Ihren Job?“
    „Weil ich nicht dort bin, um mich selbst zu verteidigen. Die Tirikis können alles mögliche behaupten, und wenn keiner eine andere Meinung vorbringt, dann werden sie es zwangsläufig für die Wahrheit halten. Mein Boß wird ihnen an meiner Stelle antworten, und der hat überhaupt keine Ahnung, was sich alles abgespielt hat. Wenn ich ihnen nicht alles sagen kann, könnte ich ihn mitreißen. Die Regierung schwimmt auf dem Wasser; wenn man das Boot zum Schaukeln bringt, kentert man damit.“
    Der Kapitän beugte sich nach vorn und preßte die Handflächen zusammen. „Tut mir leid, Abdhiamal, aber darüber hätten Sie nachdenken sollen, bevor Sie mit mir kamen. Jetzt kann ich es mir nicht mehr leisten, Sie sprechen zu lassen… Möchten Sie trotzdem zuhören?“
    Er nickte. Mittlerweile waren alle Symbole, mit Ausnahme eines einzigen, wieder vom Schirm verschwunden. Noch während er zusah, schloß die Zeitkluft sich, und auch das letzte verblaßte. Die Generalversammlung hatte begonnen.
    „… hätten bereits unsere Fusionsraketen bereithalten sollen.“ Wadie lehnte den Nacken gegen die Lehne des Sessels, während er zuhörte, wie Lije MacWongs Rede sich ihrem Ende näherte. „Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um den Wünschen des Demarchy gerecht zu werden. Aber zu viele Dinge sind uns immer noch unklar, da wir lediglich wissen, wie Sie dazu stehen. Ich bin ein Diener der Öffentlichkeit, nicht mehr und nicht weniger. Wenn die Leute mich meines Amtes in ihrem Interesse entheben wollen, so ist das ihr gutes Recht. Aber ich bin der Meinung, ich habe nichts getan, womit ich das Vertrauen des Volkes mißbraucht hätte.“ Wadie sah, wie am unteren Bildende ein schmaler Streifen erschien, der langsam von Blau nach Violett wechselte. Die Stimmbeteiligung lag bei achtzig Prozent und stieg weiter.
    Wadie sah zu, wie die manikürten Hände sich über dem Tisch falteten, sah die hellen Augen, die das Demarchy schon so oft herausgefordert und besiegt hatten. Die Sekunden verstrichen. Dann flammten die Buchstaben GEGENREDE: ESROM TIRIKI auf dem Bildschirm auf. Sein Mund wurde verkniffen, als das goldene Gesicht Tirikis, dessen Augen wie Metall blitzten, auf dem Schirm erschien. „Die Tatsache bleibt bestehen, daß die Regierung…“
    Der Kapitän lehnte sich in ihren Sessel zurück, ihre Finger pochten lautlos auf die Armlehne. „Das ist einer von ihnen, Pappy. Stattliche Erscheinung, nicht wahr?“ Sie sah auf. „Und scharf auf unser Blut. Wie geht das doch gleich wieder? ,Ich rieche das Blut eines Engländers. Tot oder lebendig…’“ Sie brach ab, holte tief Atem. „Hans im Glück… Was war das, von wegen Fusionsschiffen, Abdhiamal? Sagten Sie nicht, das Demarchy hätte nur noch Kernenergie und atombetriebene Elektroraketen zur Verfügung?“
    Er nickte. „Aber wir haben drei kleine Fusionsschiffe aus der Zeit vor dem Krieg; sie bilden unsere Flotte, wenn man es so nennen kann. Sie können Sie nicht mehr erreichen, bevor wir über Diskus sind.“
    „Aber damit haben wir weniger Zeit zum Manövrieren, wenn wir dort sind.“
    „… der Regierungsagent Abdhiamal bedrohte uns und entführte die Außenweltler, die gekommen waren, um mit uns zu verhandeln. Nun sind zweihundert Kilosekunden ohne weitere Nachricht von ihm verstrichen. Ihr Wissen hätte dem ganzen Demarchy nützen können, mit ihm hätte Himmel gerettet werden können – aber wegen dieses

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