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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Liegestütze zu machen; ihr Körper war von den Knien an steif, als er eintrat. Er sah, wie ihre Ellbogen zitterten, und kurz danach brach sie auf den Kissen zusammen. Besiegt blieb sie mit gespreizten Gliedern auf dem Boden liegen. „Ich kann es nicht.“
    „Dann laß es“, sagte Shadow Jack, um dann sanfter fortzufahren: „Du mußt dich auch nicht daran gewöhnen, Bird Alyn, es wird bald wieder vorbei sein.“ Er warf Spielkarten in die Luft und sah zu, wie sie unglaublich langsam wieder auf den Teppich sanken. „Schaut mal, wer endlich aufgewacht ist.“ Er sah sich um; die Katze rannte an seinem Kopf vorbei und hangelte nach den Karten.
    Wadie verbeugte sich grüßend, sorgsam darauf bedacht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Niemand beantwortete seine Geste. Zorn stieg in ihm auf, bis er sich daran erinnerte, daß er hier nicht auf das Vorhandensein von Zivilisiertheit hoffen durfte. Piraten… Er lächelte fast, als er sich erinnerte, was es einst bedeutet hatte, „Gürtelmensch“ genannt zu werden – damals war der Asteroidengürtel von Sol noch der einzig bekannte Gürtel gewesen. Er betrachtete das Gesicht des Kapitäns, das jetzt sauber war wie ihr kurzgeschnittenes Haar. Etwas in ihrem Blick verblüffte ihn. Sie senkte den Blick und zündete eine Pfeife an. Dieser seltsam zärtliche Blick ließ ihn unruhig werden, weckte instinktiv Erinnerungen in ihm, Erinnerungen an Dinge, die er nie gesehen hatte.
    „Wenigstens sehen Sie jetzt etwas manierlicher aus“, kommentierte Welkin.
    Wadie betrachtete das grobe, blaue Baumwollhemd und die blaue Hose, die mehr als zehn Zentimeter über seinen Knöcheln aufhörte. Diese Hose hatte er fein säuberlich in die schwarzen, polierten Stiefel gestopft. Die Stiefel schützten seine Füße, gleichzeitig zogen sie aber auch wie Bleigewichte daran. „Wenigstens bin ich sauber.“ Er trat vorsichtig über die Schwelle und durchquerte den Raum, wobei er den Kopf hoch aufgerichtet und den Rücken gestreckt wie ein Brett hielt. Er erreichte den nächstgelegenen Sessel und ließ sich hineinsinken, lehnte sich so angenehm wie möglich zurück und atmete wieder tief durch. Das Mädchen sah voll Abscheu zu ihm auf. Shadow Jack sammelte die Karten wieder ein und spielte weiter mit der Katze. Er murmelte unaufhörlich vor sich hin.
    „Kapitän…“ Wadie wandte sich in seinem Sessel um und legte sich eine Argumentation zurecht. Als er erkannte, was sie da auf dem Schirm betrachteten, schwieg er und sagte schließlich: „Sie verfolgen die Kommunikation im Demarchy?“ Sechs verschiedene Bilder waren auf dem großen Schirm zu sehen, jedes auf einer anderen Senderfrequenz. Er erkannte eine allgemeine Nachrichtensendung, drei Gesellschaftssendungen und zwei lokale Debatten.
    Der Kapitän nickte. „Es ist… erleuchtend.“
    „Haben die Tirikis schon etwas in bezug auf Ihr Schiff durchgeben lassen?“
    „Ja, neueste Nachrichten. Und da war noch ein…“ Sie wandte ihren Blick wieder dem Schirm zu, wo zwei der Bilder plötzlich verschwanden. An ihrer Statt erschien ein oktagonaler Stern, gefangen in einem goldenen Kreis auf schwarzem Grund. Während sie zusahen, wurde auch jedes andere Bild von diesem Symbol ausgelöscht. „Was ist das, Abdhiamal?“
    „Das ist das Rufzeichen für eine Generalversammlung. Jeder Demarch, der zusehen möchte, kann über Monitor an der Abschlußdebatte teilhaben und dann seine Stimme abgeben.“ Unbehaglich erinnerte er sich daran, daß es bereits zweihundertfünfzig Kilosekunden her war, seit sie Mekka verlassen hatten, und mehr als zweihundertfünfzig Kilosekunden seit seinem letzten Report. „Ich nehme an, das wird die Debatte über Ihr Schiff und die Vorfälle auf Mekka sein. Die Tirikis starteten das Ganze im selben Augenblick, als wir Mekka verließen, und seitdem hat man nichts mehr von mir gehört. Ich würde die Debatte gern über Monitor verfolgen. Und ich hätte auch gern eine Chance, mich zu verteidigen. Geben Sie mir einen offenen Kanal.“
    Sie legte ihre Pfeife weg. „Gut, ich werde die Unterredung für Sie übertragen. Sie können zuhören, aber sprechen dürfen Sie nicht.“
    „Warum nicht? Ihr Schiff ist außer Gefahr. Außerdem kann man Sie anhand Ihrer Strahlung verfolgen. Man benötigt keine Funkpeilung…“
    „Ich will nicht, daß Sie ihnen unsere Pläne verraten. Da lasse ich sie schon lieber raten.“
    „Kapitän, ich muß mit ihnen sprechen. Von dieser Debatte könnte mein Job abhängen.“ Sie starrten ihn

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