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In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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unglücklichen Zufall, der die Destille der Tirikis zum Miteigner dieses Fusionsschiffs machte, was Esrom Tiriki eine Berechtigung verschafft hatte, mit an Bord zu sein. Tiriki und seiner Gesellschaft waren einige bemerkenswerte Peinlichkeiten nicht erspart geblieben, als ihre Pläne mit dem Sternenschiff enthüllt wurden, und sogar Tirikis Begleiter hatten ihrem Unmut offen Ausdruck verliehen. MacWong bedauerte weiterhin, daß Tiriki nicht genügend Selbstkontrolle hatte, um stumm zu leiden.
    Der Repräsentant von Nchibe zog die unerwünschte Aufmerksamkeit Tirikis wieder auf sich, und MacWong driftete zurück, vorbei an einem fuchtelnden, hektischen Medienmann in der Livree von Nchibe. Sie hatten die Reaktion der Ringbewohner auf die Drohungen des Sternenschiffs mitverfolgen können – die augenblicklich ins Demarchy übertragen worden war, wie alle Informationen, die während dieser Mission ans Tageslicht kamen. Das Volk, der launige Gott, auf dessen Altar er Wadie Abdhiamal neben einigen anderen Opferlämmern geopfert hatte, beobachtete ihn sogar hier. Aber vorerst einmal bewahrte das Volk Stille, denn jeder Funkspruch hätte zwangsläufig auch das Sternenschiff erreicht und so ihre Ziele verraten. Zum ersten Mal im Verlauf seiner Karriere hatte er eine gewisse Freiheit, was seine Entscheidungen anbelangte, aber er war noch nicht ganz sicher, wie sehr er sich darüber freuen sollte.
    Denn die nächste Entscheidung, die er zu treffen hatte, war die, ob sie das Sternenschiff weiter verfolgen oder zum Demarchy zurückkehren sollten. Diese Entscheidung war gar nicht so leicht, wie es den Anschein hatte… Das Sternenschiff hatte tausend Tonnen Wasserstoff an Bord genommen – wesentlich mehr, als es zum Verlassen des Systems benötigte, nach allem, was Osuna ihm gesagt hatte. Eine Ladung, die Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit entscheidend beeinflussen konnte. Hatten sie das auch aus Rachegelüsten getan? Das bezweifelte er. Sie hatten schon einmal ein Schiff zerstört – dieses Mal hätten sie wesentlich mehr vernichten können… das Schicksal der Hauptdestille hatte in ihren Händen gelegen. Aber sie hatten sie nicht vernichtet. Seine diesbezüglichen Gefühle bestanden gegenwärtig aus einer seltsamen Mischung aus Faszination und Erleichterung.
    Doch bei seinem ersten Eintritt in das System war das Schiff direkt nach Lansing geflogen. Ein Mann von Lansing war mit der Frau auf Mekka gewesen. Wenn die Besatzung eine Art Abkommen mit Lansing abgeschlossen hatte, konnte das einiges erklären. Es würde auch bedeuten, daß das Schiff nicht direkt aus dem System verschwinden würde und es für die Schiffe des Demarchy immer noch eine Gelegenheit gab, es aufzubringen.
    MacWong blickte zurück, als der Pilot des Schiffes sich Tiriki und den anderen näherte und ihr Gespräch unterbrach. Und was würde geschehen, wenn sie das Sternenschiff in ihre Gewalt gebracht hatten? Er sah zur Luke an seiner Seite hinaus, wo er den langen, hellen Strahl eines zweiten Raumschiffes sehen konnte. Dann wären sie Millionen Kilometer vom Demarchy entfernt – diese drei bewaffneten Schiffe und die Männer, die sie kontrollierten: ambitionierte Männer, Männer, die Spaß an der Macht hatten. Männer wie Esrom Tiriki. Egal was das Volk hinsichtlich des Sternenschiffes entscheiden würde, zu diesem Zeitpunkt hätte es keinerlei Macht, die Männer auch zum Gehorsam zu zwingen… und sie würden das schnell erkennen. Die Nähe zu Tiriki und seine Isolierung vom Volk hatten ihn erkennen lassen, was Abdhiamal schon von Anfang an instinktiv gewußt hatte: daß das Schiff, das sie als ihren Segen ansahen, sich auch blitzschnell in einen tödlichen Fluch verwandeln konnte. Er seufzte.
Du warst immer schon der bessere Mann von uns beiden, Wadie, und darin lag das ganze Problem…
Und vielleicht ließ sich damit Abdhiamals Verrat besser erklären als mit den ganzen Spekulationen über Verrat und Rache. Es hatte ihm mehr als leid getan, aus Abdhiamal einen Heimatlosen zu machen… aber im Endeffekt konnte sich das als sein bisher bester Schachzug erweisen. Und vielleicht hatte er jetzt die
    Möglichkeit, Abdhiamal teilweise zu entschädigen – indem er als Sprecher des Volkes den Mund hielt.
    „Demarchos…“ Die drei Männer der Gesellschaften und der Pilot sahen ihn an, und er sah den Medienmann seine Kameralinse einstellen. „Ich glaube, wir alle sind uns inzwischen darüber im klaren, daß unser Versuch, das Raumschiff unter unsere

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