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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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graben. Sie jagen und fischen nicht mehr, sondern erhalten Tagelohn, für den sie sich Mehl, Zucker, Baumwollstoff und solche Waren kaufen, wie »Search II« sie alljährlich von den Männern des Sonnenlandes bringt.
    Und diese Mine wird in aller Heimlichkeit ausgebeutet, wie so viele Nordlandminen ausgebeutet worden sind, und kein weißer Mann außerhalb der Aktiengesellschaft, die aus Bill, Jim und Charley besteht, weiß, wo an der Küste des Polarmeeres Mandell liegt. Aab-Waak trägt immer noch seinen Kopf schief auf der Schulter hängend, er ist zum Orakel geworden und predigt den jüngeren Generationen Frieden, wofür er eine Pension von der Aktiengesellschaft erhält. Tyee ist Vorarbeiter in der Mine und hat sich eine neue Theorie über die Männer des Sonnenlandes gebildet.
    »Wer unter dem Pfade der Sonne lebt, ist nicht weichlich«, sagt er, während er seine Pfeife raucht und beobachtet, wie die Tagschicht nach Hause geht und die Nachtschicht sich zur Arbeit begibt. »Denn die Sonne dringt in ihr Blut ein und brennt sie mit einem starken Feuer, so daß sie von Lüsten und Leidenschaften erfüllt werden. Sie brennen immer, so daß sie es selbst nicht wissen, wenn sie besiegt sind. Dazu ist eine Unrast in ihnen, ein Teufel, der sie über die ganze Erde treibt, um unaufhörlich zu arbeiten, zu schleppen und zu kämpfen. Ich weiß es. Ich bin Tyee.«
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Li Wan, die Schöne
    »Die Sonne sinkt, Canim, und die Hitze des Tages ist vorbei!« So rief Li Wan ihrem Manne zu, dessen Kopf in dem Eichhörnchenfellgewand verborgen war, aber sie rief es so leise, als wankte sie zwischen der Pflicht, ihn zu wecken, und der Furcht vor ihm, wenn er erwachte. Denn sie fürchtete ihren großen Gatten, der keinem der Männer glich, die sie je gekannt hatte.
    Das Elchfleisch prasselte unruhig über dem Feuer, und sie stellte die Bratpfanne neben die rote Glut. Dabei warf sie einen vorsichtigen Blick auf die beiden Hudsonbuchthunde, von deren scharlachroten Zungen gierig der Geifer troff und die jeder ihrer Bewegungen folgten. Es waren mächtige zottige Gesellen, die auf der vom Winde geschützten Seite des Feuers in dem dünnen Rauch zusammengekauert waren, um den schwärmenden Myriaden von Moskitos zu entgehen. Als Li Wan den Hang hinabblickte, dorthin, wo der Klondike seine angeschwollenen Fluten zwischen den steilen Ufern dahinwälzte, schlängelte sich einer der Hunde wie ein Wurm vorwärts und warf mit einem gewandten, katzenartigen Pfotenschlag ein Stück des heißen Fleisches auf den Boden. Aber Li Wan ergriff ihn auf frischer Tat und gab ihm mit einem Holzscheit einen Schlag über die Schnauze, daß er schnappend und knurrend zurücksprang.
    »Nein, Olo«, lachte sie und hob das Fleisch auf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Du bist immer hungrig, und dann bringt deine Nase dich in endlose Unannehmlichkeiten.«
    Aber Olos Kamerad gesellte sich zu ihm, und gemeinsam boten sie der Frau Trotz. Die Haare sträubten sich ihnen auf Rücken und Schultern, sie verzerrten und fletschten die dünnen Lippen und entblößten die grausam drohenden Fleischfresser-Fangzähne. Selbst ihre Nasen zuckten und wanden sich wie die wilden Bestien, und sie knurrten wie Wölfe mit all dem Haß und der ganzen Bosheit ihrer Rasse, bereit, sich auf die Frau zu stürzen und sie zu Boden zu reißen.
    »Und du auch, Bash? Du bist so wild wie dein Herr und beugst dich nie der Hand, die dich füttert! Dies ist nicht deine Sache, darum nimm dies! Und das!«
    Dies rufend, schlug sie mit dem Scheit nach ihnen, aber sie wichen den Schlägen aus, ohne sich zurückzuziehen. Sie trennten sich und näherten sich je von einer Seite, kriechend und knurrend. Li Wan rang mit dem Wolfshund um die Herrschaft seit der Zeit, da sie zwischen den Fellballen der Teepee herumgezottelt war, und sie wußte, daß eine Krisis bevorstand. Bash hatte haltgemacht, seine Muskeln strafften sich zum Sprunge; Olo kroch noch in Reichweite ihres Schlages.
    Sie ergriff zwei qualmende Scheite an den verkohlten Enden und trat den Bestien entgegen. Die eine hielt sich zurück, aber Bash sprang zu, und ihre brennende Waffe traf ihn in der Luft. Ein scharfes Schmerzgeheul ertönte, und der Geruch von verbranntem Haar und Fleisch machte sich bemerkbar, während das Tier in den Schmutz rollte und die Frau ihm die schwelende Asche in den Rachen stieß. Wild schnappend warf er sich beiseite und suchte in fast wahnsinniger Furcht das Weite. Olo hatte schon seinen Rückzug begonnen, als Li Wan

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