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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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wünschte sicher nicht, so leicht zu sterben, aber das Mehl auf seinem Rücken wog ebensoviel wie er selber und erlaubte ihm nicht aufzustehen.
    »Schönen Dank, Alter«, sagte er zu Tarwater, als der ihn aufs Trockene gezogen hatte.
    Während er sich die Schuhe aufschnürte und das Wasser ausgoß, setzten sie die Unterhaltung fort. Dann zog er ein Zehndollarstück aus der Tasche und bot es seinem Retter an.
    Der alte Tarwater schüttelte den Kopf und zitterte vor Kälte, denn das Eiswasser hatte ihn bis zu den Knien durchnäßt.
    »Aber ich denke, ich hätte nichts dagegen, mich zu einer freundschaftlichen Mahlzeit mit Ihnen zusammenzusetzen.«
    »Haben Sie noch nicht gefrühstückt?« fragte der kleine Mann, der über Vierzig war und gesagt hatte, daß er Anson hieß, mit einem offenbar interessierten Blick.
    »Nicht einen Bissen«, antwortete John Tarwater.
    »Wo ist Ihre Ausrüstung? Voraus?«
    »Hab’ keine Ausrüstung.«
    »Wollen Sie im Lande kaufen?«
    »Hab’ nicht einen Dollar, um was zu kaufen, Freundchen. Was im Augenblick nicht so wichtig ist wie ein bißchen warmes Frühstück.«
    In Ansons Lager, eine Viertelmeile weiter, fand Tarwater einen schlanken jungen Mann von dreißig mit rotem Backenbart, der über einem Feuer aus nassem Weidenholz fluchte. Nachdem er als Charles vorgestellt war, übertrug er seine finsteren Blicke und seine Wut auf Tarwater, der tat, als ob er nichts merkte, und sich seinerseits mit dem Feuer zu schaffen machte. Er benutzte den kühlen Morgenwind, um Zug zu erhalten, den die andern dummerweise durch Steine ferngehalten hatten, und erzeugte bald weniger Rauch und mehr Feuer. Das dritte Mitglied der Gesellschaft, Bill Wilson, oder der Große Bill, wie sie ihn nannten, kam mit einem hundertvierzig Pfund schweren Packen; und Charles servierte etwas, das Tarwater für ein sehr schlechtes Frühstück ansah. Die Grütze war halbgar und zum größten Teil verbrannt, der Speck verkohlt und der Kaffee unaussprechlich.
    Sobald das Essen verschlungen war, nahmen die drei Teilhaber ihre Packgurte und machten sich auf den Weg nach der Stelle, wo in ihrem letzten Lager, eine Meile zurück, der Rest ihrer Ausrüstung lag. Und der alte Tarwater bekam zu tun. Er wusch die Schüsseln, holte trockenes Holz, setzte einen zerrissenen Packgurt instand, schliff Schlachtermesser und Lageraxt und packte Hacken und Schaufeln um, so daß sie besser zu tragen waren.
    Was während des kurzen Frühstücks Eindruck auf ihn gemacht hatte, war der Respekt, den Anson und der Große Bill vor Charles hatten. Als Anson am Morgen einmal, nachdem er einen neuen Hundertpfundpacken hereingebracht hatte, verschnaufte, machte Tarwater eine feine Anspielung hierauf.
    »Sehen Sie, die Sache ist die«, sagte Anson. »Wir haben die Führerschaft geteilt. Jeder hat seine besondere Aufgabe. Ich bin Zimmermann. Wenn wir zum Linderman-See kommen und die Bäume gefällt und zu Planken zersägt sind, habe ich den Bootsbau zu leiten. Der Große Bill ist Flößer und Grubenarbeiter. Er hat für das Holz und für alle Minenunternehmen zu sorgen. Das meiste von unserer Ausrüstung ist vorausgeschickt. Wir mußten den Indianern so viel für den Transport nach dem Chilcoot bezahlen, daß wir ruiniert sind. Unser letzter Teilhaber ist oben bei den Sachen und schafft sie selbst nach der anderen Seite hinüber. Er heißt Liverpool und ist Seemann. Wenn die Boote gebaut sind, ist er es daher, der ihre Ausrüstung zu leiten hat, damit wir die Seen und Stromwirbel bis Klondike hinunterfahren können.«
    »Und Charles – dieser Herr Crayton –, was ist seine Spezialität?« fragte Tarwater.
    »Er ist Geschäftsmann. Er leitet die Organisation und etwaige Geschäfte.«
    »Hm«, überlegte Tarwater. »Es ist ein Glück, eine solche Schar von Sonderkenntnissen für eine Expedition zu bekommen.«
    »Mehr als Glück«, meinte Anson. »Es war auch alles Zufall. Jeder von uns zog allein. Wir trafen uns auf dem San-Franziskoer Dampfer und gründeten die Gesellschaft. – Na, ich muß fort. Sonst gibt Charles mir noch einen Tritt, weil ich nicht meinen Teil trage. Eigentlich kann man doch nicht verlangen, daß ein Mann von hundert Pfund ebensoviel trägt wie einer von hundertsechzig.«
    »Los, mach uns was zu Essen«, sagte Charles zu Tarwater, als er das nächste Mal mit einer Last hereinkam und sah, wie geschickt der alte Mann war.
    Und Tarwater bereitete ein Mittagessen, das wirklich ein Mittagessen war, wusch die Schüsseln, hatte wirkliches

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