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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
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Die Einträge im Gästebuch sind nach dem Anreisetag geordnet. Im November sind keine neuen Gäste angekommen, das ist richtig. Aber ob zu der Zeit jemand hier wohnte, ist so nicht zu erkennen.«
    Adam war verblüfft. Kitty hatte recht. Warum waren sie nicht selbst darauf gekommen?
    Â» Also müssen wir nur den letzten Eintrag unter unserer Zimmernummer finden, hinter dem kein Abreisedatum vermerkt ist. Der Bewohner von 222 kann ja auch schon im Oktober oder sogar September angekommen sein.«
    Adam schnipste mit dem Finger. » Sehr gut, Kitty. Das muss er sogar, denn er hatte immerhin Zeit, in seinen Schreibtisch einen doppelten Boden einzubauen. Das macht niemand, wenn er nur zwei Tage bleibt.«
    Victor nickte stumm. Es wurmte ihn ein bisschen, dass er nicht diese Idee gehabt hatte.
    Er zog das Gästebuch zu sich hin, blätterte Seite um Seite zurück und überflog mit den Augen die Spalte ganz links. Doch erst im Januar 1927 wurde er fündig. Damals war Zimmer 222 zum letzten Mal belegt gewesen. Doch dahinter stand das Abreisedatum 4.2.27. Die Person war also nur ein paar Tage hier gewesen. Nicht zweieinhalb Jahre. Hatte er etwas übersehen? Victor blätterte ins Jahr 1929 vor und ging mit dem Finger jede einzelne Zeile ab. Besonders viele Einträge gab es ja in diesem Jahr nicht mehr.
    Als er den Anreisetag 21. Oktober ’29 erreicht hatte, glaubte Victor seinen Augen nicht zu trauen. Ihm war, als würde sich die ganze Eingangshalle um ihn drehen. Die kalte Nachtluft kroch unter sein T-Shirt und ließ ihn frösteln. Oder brachte ihn diese unglaubliche Entdeckung zum Frieren? Eben noch hatte er sich schwarzgeärgert, weil die Seiten, die er suchte, nicht da waren. Jetzt wäre es ihm lieber gewesen, Adam, Kitty, Schorsch und er wären sofort wieder in ihre Betten gegangen. Oder am besten gar nicht hierhergekommen.
    Erst nach ein paar Sekunden war es Victor möglich zu sprechen. » Wisst ihr, wer vor über achtzig Jahren in diesem Hotel gewohnt hat? In Zimmer 303? Auf deinem Stock, Kitty?«
    Victor holte tief Luft. Mit stockender Stimme sprach er weiter. » Haltet euch fest, Leute. Der Eintrag lautet: Wolf Eismann.«

In letzter Sekunde
    Adam und Kitty sahen Victor wie vom Donner gerührt an. Immer wieder starrten sie auf den Namen unter dem Datum. Adam hielt die Kerze ganz dicht ans Papier, aber es gab keinen Zweifel. Dort stand eindeutig Wolf Eismann.
    Â» Muss ein Zufall sein«, murmelte er. Trotzdem wanderte eine Gänsehaut über seinen Körper. Er holte das Vokabelheft vom Tresen, das als neues Gästebuch diente, und schlug den heutigen Tag auf. Wolf Eismann. Sicher, die Unterschriften waren nicht identisch. Aber der Schwung des » W« und das übergroße » f« ähnelten sich sehr.
    Kitty versuchte ein Grinsen. » Unser Leiter war also 1929 schon einmal hier.«
    Victor schnalzte mit der Zunge. » Jedenfalls haben beide Eismänner das gleiche Zimmer: Nummer 303– ist das etwa auch ein Zufall?«
    Adam wollte gerade antworten, als Schorsch Alarm schlug. » Die Erwachsenen stehen auf und bringen ihre Gläser in die Küche«, flüsterte er mit zitternder Stimme.
    Victor packte das Gästebuch, um es wieder in der Schublade zu verstauen, aber Adam griff ihm in den Arm. » Eine Sekunde noch.«
    Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht mehr viele Gelegenheiten haben würden, so ungestört in dem Buch herumblättern zu können. Einer inneren Eingebung folgend, nahm er das Handy und fotografierte die Namen der Gäste, hinter denen kein Abreisedatum eingetragen war. Außer Wolf Eismann waren es noch vier weitere.
    Â» Sie schieben die Stühle an den Tisch«, drängelte Kitty. » Wir haben vielleicht noch dreißig Sekunden, bevor sie in der Halle stehen.«
    Adam biss die Zähne fest zusammen. Noch ein Foto! » Jetzt!«
    Sofort zog ihm Victor das Buch unter den Fingern weg, wie es am Abend Adrian Cuk gemacht hatte, und steckte es in die Schublade.
    Einen Moment lang dachte Victor darüber nach, wie herum es gelegen hatte. Aber es war nicht mehr genug Zeit, Adam um seine Meinung zu fragen. » Wird wohl nicht auffallen«, murmelte er in sich hinein. Er schloss die Lade, drehte den Schlüssel um und warf ihn in das Fach an der Wand. Stifte darauf, Klappe zu und fertig.
    Adam faltete im Gehen den Plan zusammen. Neben Kitty und Schorsch blieb er am Türrahmen zum

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