In der Gruft der Moenche
» Deshalb musst du mir doch nicht gleich wehtun.«
Adam gab Victor einen Stups.
» Tut mir leid«, entschuldigte er sich. » Wir haben nur eben rausgefunden, dass unser Wolf Eismann mit Sicherheit auch von dem Nagurski-Experiment weiÃ.«
Kitty blieb stehen. » NagurWas? Ich denke, ihr wollt nur rausfinden, wer in eurem Zimmer gewohnt hat?«
Adam wurde knallrot. Verdammt! Jetzt hatte er sich doch verplappert.
Victor schloss genervt die Augen. Dann aber zog er Kitty in den leeren Gang im ersten Stock und erzählte mit wenigen Worten, was sie alles sonst noch in der Nacht herausbekommen hatten.
Kitty riss den Mund auf und nickte. » Okay, verstehe. Die Sache ist ernst. Und waaaahnsinnig spannend.« Sie zog einen unsichtbaren ReiÃverschluss über ihre Lippen. » Also von mir erfährt keiner ein Wort.« Sie packte Victor am Ãrmel. » Vorausgesetzt, ich bin jetzt fest im Team. Ihr macht nichts, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Abgemacht?«
Victor schnaubte. » Sind deine Eltern Profi-Erpresser oder so was?«
Kitty grinste. » Nein, aber ich habe drei ältere Brüder. Da muss man sich eben was einfallen lassen.«
Unten in der Eingangshalle folgte der nächste Schock. Adrian Cuk stand hinter der Theke der Rezeption und betrachte aufmerksam einen kleinen weiÃen Gegenstand in seiner Hand.
» Verdammt!«, fluchte Victor. » Das ist unser Kerzenstummel. Den habe ich gestern in der ganzen Hektik hier vergessen.«
Als der Hotelbesitzer den Kopf zu ihnen drehte, tauchten Victor, Adam und Kitty in der Menge unter und liefen leicht gebückt bis in den Speisesaal.
Während sie sich am Buffet mit Brötchen, Käse und Marmelade eindeckten, suchte Victor nach Schorsch. In dem Gewimmel aus über fünfzig Kindern konnte er den Kleinen aber nicht finden.
» Sicher kommt er nicht aus dem Bett«, glaubte Adam. » In seinem Alter steckt man so eine kurze Nacht nicht einfach so weg wie wir.«
Nachdem alle mit Essen fertig waren, betrat Wolf Eismann den Speisesaal. Punkt acht Uhr, wie er gestern bei der Anreise angekündigt hatte. Majestätisch wie ein kleiner König schritt er an allen Tischen vorbei und stellte sich ans Buffet. Mit den Fingern der rechten Hand fuhr er sich durch die Pomade in seinen Haaren und klatschte sie so noch enger an den Schädel. Er versuchte freundlich zu sein, aber die Ader an seiner Schläfe war geschwollen. Irgendetwas war nicht nach Plan gelaufen, verriet sie. Und Adam, Victor und Kitty ahnten, was. Wegen dem Stromausfall war Adrian Cuk die halbe Nacht durch das Hotel gegeistert und Wolf Eismann hatte nicht im Keller den Raum suchen können, in dem das Experiment stattgefunden hatte.
» Guten Morgen, Leute!«, polterte Eismann los. » Wie mir die Betreuer berichtet haben, waren alle von euch gestern Abend vernünftig und sind während des Stromausfalls in ihren Zimmern geblieben.« Seine Kiefer bewegten sich, als würde er mit ihnen gerade Walnüsse knacken. » Zur Belohnung machen wir heute eine lange Wanderung. Aber erst Zimmer aufräumen, Spüldienst einteilen, beim Kochen helfen. Um 10 Uhr gehtâs los.«
Jetzt wurde Adam klar, warum er bisher auÃer dem Hotelbesitzer selbst noch keine Angestellten gesehen hatteâ es gab keine. Die Jugendgruppen mussten die meisten anfallenden Arbeiten selbst erledigen.
An allen Tischen wurde gemurrt. Einige riefen sogar Buh!, aber nur bis Wolf Eismann sie mit eisigen Blicken zum Schweigen brachte.
» Ich habe euren Eltern versprochen, dass ich euch fit und gesund zurückbringe. Dazu gehört nun mal auch Sport. Und da KugelstoÃen hier nicht möglich ist«â an dieser Stelle lieà er die Muskeln unter seinem Hemd spielenâ, » werden wir jeden Tag ein paar Stunden wandern.«
Kitty trat Adam unterm Tisch gegen das Bein. » Das ist die Gelegenheit!«, zischte sie den beiden Jungs zu. » Wenn das Hotel leer ist, können wir den Keller durchsuchen!«
Adam zuckte zusammen. » Hast du nicht gehört? Wir gehen wandern!«
Kitty grinste. » Klar, die meisten gehen wandern. Aber einer von uns wird leider urplötzlich krank werden und im Bett bleiben müssen.«
» Einverstanden!« Victor nahm drei Streichhölzer aus seiner Ãberlebensbox und brach eins in der Mitte durch. Dann mischte er sie unterm Tisch und hielt sie den anderen hin. » Wer den Kürzeren zieht, geht in
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