Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
Vom Netzwerk:
schlug Adam freundschaftlich auf die Schulter. Dann kramte er in der Seitentasche seiner Cargo-Hose, bis er gefunden hatte, was er suchte. Victor zog einen rechteckigen Gegenstand hervor. Mehr konnte Adam nicht erkennen. » Meine Überlebensbox«, sagte Victor stolz. » Dann müssen eben die guten alten Streichhölzer herhalten.« Er riss eines der Hölzchen an. Das kleine Licht erleuchtete das Zimmer zwar nur schwach, trotzdem fühlte Adam sich gleich wohler.
    Â» Dahinten ist ein Kerzenständer«, kommandierte Victor. » Bring ihn her. Ich will endlich wissen, was wir da gefunden haben, und dann… Aaaau!« Victor fluchte und ließ das Streichholz fallen. Er hatte sich den Finger verbrannt.
    Zum Glück war die Schachtel noch voll. Im Licht des zweiten Streichholzes erreichte Adam den Kerzenständer auf dem Nachttisch und brachte ihn zu Victor. Victor zündete die beiden Kerzen an. Dann ließ er die Blechkiste wieder in der Tasche verschwinden.
    Draußen blitzte es. » 1, 2, 3 …«, zählte Adam. Dann krachte der Donner. » Das Gewitter hat sich schon ein Stück entfernt. Aber …« Er stutzte. » Was riecht denn hier so verbrannt? Hat der Blitzeinschlag doch das Hotel erwischt?« Mit mulmigem Gefühl dachte er an die verrußte Fassade. Konnte der Brand damals auch durch einen Blitz entstanden sein? Gewitter im Gebirge waren mordsgefährlich, davor hatten ihn seine Eltern vor der Abreise mehrfach gewarnt.
    Victor schnüffelte. » Nein. Das ist hier im Raum.« Er sah zu Boden. Auf der Papierrolle breitete sich millimeterweise ein roter Kranz aus. Die Glut des heruntergefallenen Streichholzes hatte ihren Fund in Brand gesteckt. Das alte Papier brannte nicht richtig, es glomm vor sich hin.
    Â» Verdammt!« Victor trampelte wild auf der Rolle herum. Nach dem dritten Stampfer hatte er den Schwelbrand gelöscht. Adam stellte den Kerzenständer auf den Teppich. In gebührendem Abstand, damit nicht eine weitere Unachtsamkeit die Rolle endgültig zerstören konnte. Dann rollten sie das Pergament auf.
    Es war ein Plan, etwa einen Meter lang und einen Meter zwanzig breit. Abgebildet war ein großes Gebäude mit sehr vielen Zimmern. Victor und Adam mussten nicht lange überlegen, bis sie das Hotel International erkannten. Darüber stand in verschnörkelter Schrift:
    Bureau für Architektur
    Mangold und Schleißheimer
    Luzern, Schweiz
    Letzter Entwurf November 1918
    Auftrag für den Bau eines Nobelhotels in den Alpen
    Bauherr: Hr. Branco Nagurski
    Es gab fünf Grundrisse nebeneinander: Keller, Erdgeschoss, erstes, zweites und drittes Stockwerk.
    Â» Mist!«, schimpfte Victor. Die Zeichnungen des Nordflügels waren durch eine Kette von kleinen Brandlöchern kaum zu erkennen. Ausgerechnet der Nordflügel, der durch die Bretterwände auf jedem Stockwerk sowieso nicht zu betreten war!
    Adam war noch enttäuschter. Wenn er richtiglag, handelte es sich um die ganz normale Zeichnung eines Architekten. Unzählige Kellerräume für Waschmaschinen, Heizung und Kohlen. Rezeption, Küche, Treppenhaus, Restaurant und zehn Zimmer im Erdgeschoss. In jedem anderen Stockwerk gab es fünfundzwanzig Zimmer, wovon jeweils zehn im Nordflügel lagen. Die Zimmer dort waren viel größer als das, was sie bewohnten. Das war aber auch das Einzige, was der Plan an Neuigkeiten verriet. Nirgendwo waren Geheimgänge oder versteckte Räume verzeichnet. Und an keiner Stelle gab es ein rotes Kreuz mit dem Hinweis daneben: Hier liegt mein riesiges Vermögen versteckt.
    Â» Willkommen in der Wirklichkeit«, grummelte Adam. » Einen Moment lang habe ich von einem spannenden Abenteuer geträumt. Aber wir sind einfach in einem alten, runtergekommenen Hotel in den Bergen.«
    Victor schüttelte den Kopf. » Glaube ich nicht. Warum versteckt jemand einen Bauplan? Der ist doch gerade dafür da, dass ihn alle sehen. Hunderte von Bauarbeitern und Handwerkern haben mit ihm arbeiten müssen.« Er wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. » Es muss also irgendetwas Besonderes mit diesem Plan auf sich haben. Irgendwas ist hier verzeichnet, das nicht jeder sehen soll. Vielleicht im Nordflügel, den ich Idiot mit dem Streichholz…«
    Plötzlich lachte er wie irre auf. » Nein, ich bin kein Idiot, ich bin ein Genie!« Mit den Fingern beider Hände formte er das Victory-V. » Die Götter lieben

Weitere Kostenlose Bücher