In der Hitze der Nacht
sie nicht, sondern schien sogar bereit zu sein, für sie zu kämpfen.
„Nein, das ist nicht nötig. Trotzdem danke.“ Sie lächelte ihn an. „Ich sollte wirklich schlafen gehen. Gute Nacht.“ Ohne ihm die Gelegenheit zu geben, sie davon abzuhalten, betrat Ivy ihr Zimmer und machte die Tür fest hinter sich zu. Einen Moment lang lehnte sie sich dagegen. Erst als sie ihn weggehen hörte, verriegelte sie die Tür und zog den nassen Badeanzug aus.
Sie würde sich die gehässigen Bemerkungen nicht zu Herzen nehmen. Sie hatte nicht mit allen Hauptdarstellern geschlafen. Zudem fiel Garrett Stokes nicht einmal in diese Kategorie. Doch auch wenn er gesagt hatte, ihr Privatleben wäre allein ihre Sache, wollte sie nicht, dass er sie für eine Frau hielt, die leichtfertig Beziehungen einging. Sie war in alle drei Männer verliebt gewesen, mit denen sie sich während der Dreharbeiten für die drei früheren Filme eingelassen hatte. Zumindest hatte sie das jedes Mal geglaubt.
Ivy holte sich ein Handtuch aus dem Bad und trocknete ihre Haare. Morgen würden ihre Locken fürchterlich aussehen. Aber das kümmerte sie nicht. Sie legte sich ins Bett und machte die Nachttischlampe aus. Dann stöhnte sie und schlug frustriert auf das Kissen ein. Verdammt. Was war nur los mit ihr? Sie wusste nicht, was sie am meisten bereute – zugelassen zu haben, dass Garrett, der fast noch ein Fremder für sie war, sie so heiß geküsst hatte, oder ihn gehen zu lassen, bevor er beenden konnte, was sie angefangen hatten.
4. KAPITEL
Ivy hätte am liebsten den Kopf weggedreht, um Erics Zungenkuss zu entgehen. Es kostete sie große Überwindung, es nicht zu tun. Stattdessen zwang sie sich, die Arme um seinen Hals zu schlingen und seine Schultern zu streicheln. Doch innerlich schäumte sie vor Wut und Empörung. Seit mehr als zwei Stunden versuchten sie erfolglos, diese Liebesszene zu drehen. Siebzehn Mal hatten sie einen neuen Anlauf genommen. Aber entweder hatte etwas mit dem Licht oder der Kameraeinstellung nicht gestimmt. Oder Eric hatte seinen Text vergessen – wie es zuletzt mehrmals der Fall gewesen war. Allmählich glaubte sie, dass er das absichtlich tat.
Sie wusste, dass es unzählige Frauen gab, die ganz wild darauf waren, in ihrer Position zu sein. Noch vor weniger als einer Woche war auch sie ganz aufgeregt gewesen, weil sie mit Eric Terrell ein Liebespaar spielen sollte. Aber sie hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass ihre Fantasien absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatten.
Jetzt spürte Ivy, dass ihre Lippen von seinen heftigen Küssen schon ganz geschwollen waren. Aber am meisten regte es sie auf, dass er die Szene als Entschuldigung dafür benutzte, sie intimer zu berühren, als es das Drehbuch verlangte. Und das brachte sie jedes Mal völlig aus dem Konzept.
Unter dem dünnen Laken des schmalen Betts trug sie nichts außer einem beigefarbenen String. Eric, der nur mit einem winzigen Slip bekleidet war, hatte seine Position zwischen ihren Oberschenkeln eingenommen. Finn hatte ihm gesagt, dass er sich auf einen Ellbogen stützen und mit der freien Hand ihr Gesicht, den Hals und das Dekolletee streicheln sollte. Aber einmal war er mit der Hand unter das Laken auf ihre Brust geglitten und hatte sogar ihre Brustspitze leicht stimuliert. Sie hatte überrascht aufgeschrien, und die Aufnahme musste unterbrochen werden.
Abgesehen von diesem Aufschrei hatte sie nichts zu Eric gesagt. Sie war sich zu sehr bewusst gewesen, dass Garrett hinter den Kameras stand und ihr zuschaute. Sie würde weder ihn noch irgendein anderes Mitglied der Crew wissen lassen, wie abstoßend sie Erics Aktionen fand. Das wäre unprofessionell. Die Wahrheit war, dass sie sich noch nie so wenig in ihrem Element gefühlt hatte wie bei diesem Projekt. Trotz aller Versuche konnte sie sich nicht genug entspannen, um in Helena Vanderveers Haut zu schlüpfen.
Trotz Finns höflicher Art wusste sie, dass sie seine Geduld auf die Probe stellte. Einmal hatte er sogar gemutmaßt, dass sie sich vielleicht unbehaglich dabei fühlte, die Liebesszene zu drehen. Aber sie hatte das verneint. Es hatte tatsächlich nichts mit dem Drehbuch oder Eric Terrell und seinem Verhalten zu tun, dass sie so befangen war. Auch nicht damit, dass fast die gesamt Crew zusah, sondern nur mit Garrett.
In der Szene, in der Helena und Garrett sich zum ersten Mal liebten, musste Ivy sich laut Drehbuch langsam, fast schüchtern ausziehen, bevor sie sich zu Eric auf das schmale
Weitere Kostenlose Bücher