In der Hitze der Nacht
beeindruckende Informationen, die Blake gesammelt hat.“ Das musste ihn sehr viel Zeit gekostet haben.
Hatte er also nicht nur den Überblick über seine eigenen Taten behalten, sondern auch noch festgehalten, was nach jedem Brand mit dem entsprechenden Besitz geschehen war?
„Wer kann den Abriss eines abgebrannten Gebäudes anordnen?“, fragte Kenzie.
„Der Eigentümer, sein Vertreter oder die Feuerwehr, falls ein Gebäude für instabil oder gefährlich erachtet wird.“
Kenzie stand auf und begann ihre im Zimmer verstreuten Kleider einzusammeln. Aidan sah ihr bedauernd zu, während sie die Teile eins nach dem anderen aufhob und anzog. Als nichts mehr von ihrem verführerischen Körper zu sehen war, seufzte er, griff nach seiner Jeans und stieg hinein. Zeit, sich wieder wie Erwachsene zu benehmen.
„Wie kommt es, dass du dir Blakes Dateien vorher noch nie angesehen hast?“, fragte er.
„Der Gedanke ist mir nie gekommen. Wir haben uns regelmäßig Dateien geschickt. Es war unser Sicherungssystem.“
„Was hast du ihm geschickt?“
Kenzie zog eine Schulter hoch. „Grobe Skizzen und Entwürfe.“
„Für was?“
„Ich habe Drehbücher geschrieben. Für die Zeit, wenn ich schließlich doch zu viele Doughnuts esse und zu keinem Casting mehr gebeten werde.“
„Du wärst bestimmt eine sehr gute Autorin.“
„Meinst du?“
Er dachte daran, wie einfühlsam sie war, wie sprachgewandt und witzig, und bejahte.
„Danke“, sagte sie und lächelte ihn an.
„Wann hat Blake dir diese Datei geschickt?“
„Er schickte mir jede Woche eine Sicherungsdatei. Wir wollten eigentlich immer nur die letzte Version füreinander aufheben, aber da ich meistens zu faul war, die von der Vorwoche zu löschen, müsste ich noch etliche haben.“ Kenzie starrte Aidan einen Moment mit großen Augen an, dann fuhr sie herum und hastete zurück an den Laptop. Ihre Finger flogen nur so über die Tasten, als Aidan sich über ihre Schulter beugte, um zu sehen, was sie tat.
Der Bildschirm füllte sich mit einer ganzen Liste von Sicherungsdateien von Blake, die zeitlich kurz nach den ersten verdächtigen Feuern begannen und am Tag vor seinem Tode endeten. Alle schienen in Zusammenhang mit den Brandstiftungen zu stehen.
„So“, sagte Kenzie nachdenklich. „Nach dem, was wir hier vorliegen haben, war er also entweder ein gottverdammter Schuft, oder er hat selbst wegen der Brandstiftungen ermittelt.“
Ihr Ton ließ klar erkennen, was sie glaubte.
„Oder“, wandte Aidan leise ein, wohl wissend, dass sie ihn dafür hassen würde, „er hat das alles schriftlich festgehalten, um einen Partner auf dem Laufenden zu halten.“
Kenzie wandte sich ihm wieder zu, und er konnte sehen, wie eisig ihr Blick wurde.
„Öffne die erste Datei.“
Ohne ein Wort zu sagen, klickte sie sie an. Es war ein Word-Dokument, eine Art Tagebuch mit Kommentaren. Der erste lautete:
Hill Street Feuer:
Zweiter Brandherd auf mysteriöse Weise am Tag der Reinigung verschwunden. Ein metallener Papierkorb, so ungewöhnlich vom Design her, dass er auffindbar sein müsste. Als ich das dem Chief sagte, meinte er, ich solle mich darauf beschränken, Feuer zu bekämpfen.
Kenzie las die Notiz zweimal vor und scrollte dann zum nächsten Eintrag, der mehrere Wochen später vorgenommen worden war.
Blut ist dicker als Wasser, sagte man mir heute, und das darf ich wohl auch nicht vergessen, falls ich weiterleben will.
Kenzie drehte sich zu Aidan um. „Was soll das heißen?“
„Es hört sich an, als hätte man ihm gedroht“, erwiderte er grimmig.
„Blut ist dicker als Wasser. Wen meinte er damit? Wir haben keine Familie mehr. Oder zumindest keine Verwandten, die sich etwas aus uns machen.“
Aidan hasste diesen abwesenden, verschlossenen und abwehrenden Gesichtsausdruck, den sie jedes Mal bekam, wenn sie über ihre Vergangenheit sprach. Für ihn bestand kein Zweifel, dass sie und Blake es sehr schwer gehabt hatten in ihrer Kindheit, als sie von einer Pflegefamilie zur anderen geschickt worden waren. Das einzig Gute war, dass sie zusammengehalten hatten, deshalb war ihre Bindung auch so stark gewesen. „Habt ihr irgendwo noch Blutsverwandte?“
„Ein paar, aber die leben überall verstreut. Eine Großtante in Florida, ein Onkel in Chicago, eine Cousine in Dallas …“ Kenzie verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Es gibt bloß niemanden, der uns gewollt hat.“
Aidan drehte sie sanft zu sich herum. „Könnte Blake dann vielleicht dich
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