In der Hitze der Nacht
wieder im Wagen saß, fesselte er ihr nicht mehr die Hände.
Er blieb bei einem Straßenverkäufer stehen und kaufte ihr einen Sno-Ball, braun-weiß gesprenkelt, mit einem Topping aus Schokoladensirup und gesüßter Kondensmilch. »Als kleines Mädchen hast du die immer geliebt. Damals konnte ich mir nie leisten, dir einen zu kaufen .«
Allmählich machte sie sich Sorgen wegen seines Verhaltens. »Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan hab, Caine. Ich hätte nie gedacht, dass ich dir etwas bedeute .«
»Für dich wollte ich ein besserer Mensch werden, bis zu dem Abend, als du aus der Schule heimgerannt kamst .« Ihre Blicke begegneten sich. »Da habe ich gemerkt, dass du dich schämst – nicht nur für mich, sondern für uns alle. Dein größter Wunsch war, so wie sie zu sein .«
»Nein, das ist nicht wahr .« Aber einige Dinge, die sie an jenem Abend gesagt hatte, kamen ihr wieder in den Sinn, und sie zuckte leicht zusammen. »Vielleicht doch. Caine. Ich hatte gerade die schlimmste Erfahrung meines Lebens hinter mir. Der einzige Grund, dass sie mir das angetan haben, war, weil ich vom Bayou kam, und sie nicht .«
»Was ist mit deiner Wohltätigkeitsarbeit? Glaubst du, dass sie dir deine Herkunft am Ende verzeihen werden, wenn du uns anderen Cajuns Almosen gibst ?«
Endlich verstand sie, warum er ihrem Sozialprojekt so feindselig gegenüberstand. »Ich wollte doch nichts ändern oder mich dafür entschuldigen, was wir sind. Ich wollte nur unseren Leuten helfen. Ich bin doch stolz auf unsere Kultur .«
»Wir brauchen draußen am Bayou keine Großstadtmethoden .«
»Wir brauchen bessere Schulen und medizinische Versorgung und Unterstützung für Menschen, wie alleinerziehende Mütter und Alte. Wir müssen den Fischern helfen, die finanzielle Unterstützung zu bekommen, die sie brauchen, um im Geschäft zu bleiben, und illegale Müllhalden beseitigen. Es gibt tausend Dinge, mit denen den Bedürftigen geholfen wäre, aber keiner von ihnen weiß, wie man die erforderlichen Papiere einreicht oder an welche Behörde man sich wenden muss. Ich kenne mich damit aus. Das ist meine Absicht – unseren Leuten Zugang zu den verfügbaren Ressourcen zu verschaffen .«
»Du kannst nicht die Welt verändern, Isabel .«
»Nein. Aber ich kann versuchen, das kleine Stück zu verändern, in dem wir leben .« Durch die Windschutzscheibe hindurch erblickte sie eine junge Mutter, die einen Buggy über die Wiese auf den Spielplatz zuschob. Ihr kleiner Sohn kaute auf seiner Faust herum und boxte mit der anderen auf den gepolsterten Rahmen ein. »Der kleine Junge da wird wahrscheinlich nie Hunger haben. Er bekommt alle Impfungen, die er braucht, seine Zähne werden regelmäßig untersucht, und er wird einmal eine gute Schule besuchen. Er wird nicht seine Kultur dafür aufgeben müssen. Und wir müssen das auch nicht .«
Caine sah auf die Uhr und startete den Motor. »Es wird Zeit .«
14
Moriah wollte eigentlich nur noch nach Hause und sich für eine Woche in ihrem Zimmer einschließen, aber da ihre Mutter wild entschlossen war, ein neues Kleid für die Gala der Gambles aufzutreiben, zwang sie sich, bei Laure zu bleiben und ihr Gesellschaft zu leisten.
»Du solltest auch hingehen, mein Schatz .« Laure sah besorgt aus. »Ich weiß, dass Elizabet leidtut, was passiert ist .«
MoriahhatteeherdenVerdacht,dassElizabetGambleniewiedermitihrsprechenwürde.»Esistbesser,diePartyauszulassen,daichjetztniemandenmehrhabe,dermichdorthinbegleitet .«
Laure sah sie mitfühlend an. »Entschuldige. Ich hatte nicht daran gedacht, wie viel dir Jean-Delano bedeuten muss .«
Moriah war nicht in J.D. verliebt gewesen, ihr Herz würde es also überleben und auch ihr verletzter Stolz. »Ich würde viel lieber hier bei dir bleiben. Also, was würdest du heute Abend gern machen? Video sehen? Musik hören ?«
»Ich denke, ich werde ein bisschen lesen .« Laure ging zum Zeitschriftenständer und zog eine Ausgabe der Vogueheraus. »Hast du schon die neue Frühlingsmode gesehen ?«
Moriah hörte das Splittern von Glas vor dem Haus. »Ist deine Haushälterin noch da ?«
»Nein .« Alarmiert sprang Laure auf. »Ich habe nach dem Abendessen alle heimgeschickt .«
Moriahs Herz pochte, als sie zur Doppeltür rannte, sie zumachte und abschloss. »Ruf die 911 – sag ihnen, dass jemand ins Haus einbricht .«
Laure war bereits am Schreibtisch und hielt sich den Hörer ans Ohr. Langsam legte sie wieder auf. »Die Leitung ist tot .«
Moriah sah sich nach
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