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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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machte.
    »Hältst du mich hier fest ?« , fragte sie ihn, als er die Lebensmittel sortierte, die er mitgebracht hatte, erntete aber bloß einen leeren Blick.
    Allmählich schien er sich von dem, was ihn aufgewühlt hatte, zu erholen, und er fing an, mit ihr zu reden, während er das Essen zubereitete. Hauptsächlich stellte er ihr viele Fragen – über Marc, aber auch über ihre Erinnerungen an ihre Mutter und warum Ginny solche Angst vor Menschen hatte.
    »Mama war einfach schüchtern « , beharrte Sable, als er den Topf mit aufgewärmtem Gumbo auf den Tisch stellte. »Sie blieb lieber für sich .«
    »Ginny redete für ihr Leben gern mit Menschen. Sie verkaufte mehr Köder als jedes andere Mädchen am Bayou .« Er löffelte etwas Reis in eine Schale, bevor er sie mit dem reichhaltigen Eintopf aus Meeresfrüchten auffüllte. »Sie wurde erst nach dem Brand so .«
    »Du glaubst, sie hatte vor jemandem Angst .« Als er nicht antwortete, gab sie einen frustrierten Laut von sich. »Caine, Marc hat nicht versucht, mich zu töten .«
    Er sah sie an. »Ich kann es beweisen .«
    »Weißt du denn, wer ihn umgebracht hat ?«
    »Ich dachte es zumindest .« Er griff hinter sie und befreite ihre Handgelenke von den Stricken. »Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher .«
    »Wer denn? War es Billy ?«
    Er knallte die Schale vor ihr auf den Tisch. »Iss deinen Gumbo .«
    Für die Nacht richtete er ihr ein Bett mit einem Schlafsack in einer der Holzkojen her, und blieb selbst auf, um am Fenster zu sitzen und in die Nacht hinauszustarren. Sie war so erschöpft vor Sorge, was er mit ihr vorhatte, dass sie einschlief, ehe sie überhaupt über eine Fluchtmöglichkeit nachdenken konnte. Es wurde Morgen, und Caine rüttelte sie wach und half ihr von der harten Bank auf.
    Er löste ihr wieder die Fesseln, damit sie ihren Kaffee trinken und die Mahlzeit aus Apfelhaferbrei mit braunem Zucker essen konnte, die er ihr zubereitet hatte, aber als sie dasaß und in den kochend heißen Kaffee starrte, tätschelte er ihr die Wange. »Du bist nie dumm gewesen, Isabel. Also fang jetzt nicht damit an .«
    Sie verließen den Fluss wieder und schoben sich inmitten der Fahrzeugkolonnen in die Stadt zurück. Er ließ sie eine seiner Baseballmützen tragen, um ihr Haar zu verdecken, schien sich aber ansonsten keine Gedanken darüber zu machen, dass er mit einer bekannten Flüchtigen im Auto durch New Orleans fuhr. Im Gegenteil, er hielt an und parkte den Wagen, um sich zwei verschiedene Paraden anzusehen, und begeisterte sich für ein paar der ausgefalleneren Bräuche. Abgesehen von der Tatsache, dass er sie nicht aus dem Lieferwagen ließ, hätten sie genauso gut Touristen sein können.
    Sie kam zu dem Schluss, er schindet Zeit – aber wozu?
    Caine kaufte sich an einem Straßenstand einen gewaltigen Shrimp- Po’ Boy , parkte dann in einer winzigen Seitenstraße um die Ecke und teilte sich das Sandwich mit ihr.
    »Das ist alles so nett « , murrte sie. »Und als Nächstes gehen wir tanzen ?«
    Er lächelte ein wenig. »Früher habe ich mal drüber nachgedacht, dich zu fragen, ob du mit mir tanzen gehst. Obwohl ich weder Geld noch anständige Klamotten dafür gehabt hätte. Ich wollte einfach nur derjenige sein, den du ansiehst, für den du lächelst .«
    Sie runzelte die Stirn. »Wann war das denn ?«
    »Ungefähr zu der Zeit, als du diesem Cop auf dem College begegnet bist .« Er öffnete eine Flasche Wasser und reichte sie ihr. »Das hat wehgetan, Isabel, aber ich wollte, dass du glücklich bist. Ich war todsicher nicht gut genug für dich. Also habe ich mich zurückgelehnt und zugesehen, wie er dich ausgeführt hat .«
    Jetzt klang es so, als hätte er einen Narren an ihr gefressen, anstatt an ihrer Mutter, wie sie erst angenommen hatte. »Warum hast du nie …?«
    »Was gesagt? Wozu? Damit du mich ausgelacht und bemitleidet hättest ?« Er schüttelte den Kopf. »Ich komme vielleicht aus ärmlichen Verhältnissen, chère , aber an Stolz hat es mir nie gefehlt .«
    »Ich hätte dich nicht ausgelacht .« Sie verlor den Appetit und reichte ihm den Rest ihrer Sandwichhälfte. Die nächsten paar Stunden kurvten sie in der Stadt herum, Caine hielt zwei Mal an und nahm sie mit in eine der kleinen, vierundzwanzig Stunden offenen Kneipen, um Getränkenachschub zu holen, und damit sie die sanitären Einrichtungen benutzen konnte. Sie versuchte nicht, wegzulaufen, denn sie wusste, dass er sie sowieso wieder einfangen würde. Als sie nach dem zweiten Stopp

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