In der Hitze der Nacht
irgendetwas um, das als Waffe dienen konnte. »Hat Marc irgendwo eine Pistole aufbewahrt ?«
»Nein, er hasste Waffen .« Laure ging zum Fenster, blickte hinaus und stieß einen Schrei aus. »Die Sicherheitsleute sind auch alle weg. Ich dachte, nachts brauche ich sie nicht .«
Als schwere Fußtritte auf die Bibliothek zukamen, griff Moriah nach einer Porzellanstatue und wog sie in der Hand. »Ist die unbezahlbar ?«
»Nein .«
Sie stellte sich neben die Tür und zuckte zusammen, als jemand von der anderen Seite dagegentrat. »Versteck dich unter dem Schreibtisch. Schnell .«
Ehe Laure sich rühren konnte, brach ein zweiter Tritt die Tür auf, und ein großer, schwarzhaariger Mann kam herein. Moriah holte aus, um ihm die Statue auf den Kopf zu schlagen, doch sie wurde ihr von der riesigen Hand des Mannes weggerissen.
Er hielt die Statue fest und zog jemanden hinter sich in den Raum. »Das ist aber nicht die feine Art, hallo zu sagen, chère . «
Moriah begegnete Sable Duchesnes erschrockenen braunen Augen, und dann fiel ihr Blick auf die Fesseln an ihren Handgelenken. Vorsichtig umrundete sie den Mann und stellte sich zwischen ihn und Laure.
»Wer sind Sie ?« Moriah versuchte, beeindruckend zu klingen, aber er war riesig und bestimmt der angsteinflößendste Mann, den sie je gesehen hatte. »Was wollen Sie ?«
Er ließ seine schwarzen Augen über sie schweifen, dann über Laure. »Du willst mir doch keinen Ärger machen, Goldlöckchen ?«
»Moriah .« Laures Stimme stockte, als sie ihren Namen aussprach.
Moriah bewegte sich rückwärts, bis sie die Arme um die Ältere geschlungen hatte. »Sie haben hier nichts zu suchen. Raus hier !«
»Caine, bitte « , sagte Sable. »Es ist noch nicht zu spät – du kannst jetzt gehen, bevor hier noch irgendetwas passiert .«
»Ich hab hier sehr wohl etwas zu suchen, chère .« Er zog ein Messer aus dem Gürtel und drehte es, um das Licht auf der tödlichen Silberschneide spielen zu lassen.
Moriah konnte ihre Augen nicht von der Klinge wenden, nicht einmal, als er damit ein längeres Stück Samtkordel abtrennte, die die Vorhänge zurückhielt. Sie schob Laure hinter sich, als er sich ihnen näherte, und streckte dann ihre Fäuste aus. »Ich lass nicht zu, dass Sie sie anrühren .«
»Ich will nicht sie, ich will dich .« Er hielt ihr die Messerspitze an den Hals.
Seine Augen waren so schwarz, dass sie die Pupillen nicht erkennen konnte. »Ich werde mich wehren « , flüsterte sie.
»Wirst du das ?« Er starrte einen Moment auf ihre zitternden Lippen. »Streck die Arme aus .«
Sie schielte auf das Messer hinunter und hob dann die Arme. Schnell schlang er mit einer Hand die Schnur darum und nahm das Messer erst weg, als ihre Handgelenke genauso gefesselt waren wie die von Sable. Er ließ noch genug Spielraum, dass er sie daran zu sich ziehen konnte. »Geh’n wir .«
»Meine Eltern sind reich. Sie bezahlen Ihnen alles, was Sie verlangen « , sagte Moriah zu ihm. »Sie brauchen also nur mich. Lassen Sie Sable und Laure gehen .«
Er blieb stehen und lächelte sie an. »Du hast ganz schön Rückgrat, Mädchen .« Er zog an der Schnur und zerrte sie zur Tür. »Mrs LeClare, meine Männer haben das ganze Haus umstellt, also rühren Sie sich nicht von der Stelle. Isabel ,« er machte eine knappe Bewegung mit dem Kopf Richtung Decke, »nach oben .«
Caine band die beiden zusammen und schloss sie in einem der Schlafzimmer im oberen Stockwerk ein. Dass das Haus umzingelt war, stimmte nicht – seine Männer hatten keine Ahnung, wo er war – , aber als er zurückkehrte, wartete Laure immer noch in der Bibliothek auf ihn.
»Wer sind Sie ?« Obwohl sie aschfahl aussah, war ihre Haltung ruhig und würdevoll, als sei er nichts als ein lästiger Vertreter. »Was wollen Sie ?«
»Ich will die Wahrheit, Lady .« Ihr zerbrechliches Aussehen ließ ihn behutsam ihren Arm ergreifen. »Zeigen Sie mir, wo sich die persönlichen Papiere Ihres Mannes befinden .«
Sie führte ihn aus der Bibliothek, den Flur entlang in ein großes und hübsch eingerichtetes Arbeitszimmer. »Wenn Sie mir sagen, wonach Sie suchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen .«
Er ließ sie los. »Kontoauszüge und persönliche Briefe .«
Sie ging zum Schreibtisch und öffnete eine Schublade. »Marc hat seine Geschäftskonten vom Büro aus verwaltet .« Sie nahm einen großen zusammengeklammerten Umschlag heraus. »Das hier sind die Auszüge der letzten sechs Monate .«
Caine schloss die Tür zum Arbeitszimmer
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