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In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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wahrscheinlicher, sie bestanden darauf, dass sie den verfluchten Schreibtischjob annahm, den sie ihr schon einmal angeboten hatten. Noch wahrscheinlicher war, dass man sie mit einem schnellen Fußtritt aus der Organisation beförderte.
    Sie würde nach Fayum gehen.
    Und dieses Mal würde sie Raazaq nicht verfehlen.
    Das war schlicht keine Option.
    Entscheidung gefällt. Ende der Diskussion.
    Seltsam, jetzt, da sie den Entschluss gefasst hatte, fiel die Erschöpfung von ihr ab wie eine alte Jacke. Da war ein Federn in ihren Schritten, und ein kleiner Energieschub pumpte durch ihre Adern. Es war noch nicht vorbei. Sie würde nicht in Schmach und Schande nach Hause fahren. Sie würde es Kane zeigen. Sie würde es ihnen allen zeigen!
    Die endlosen Korridore rochen nach Urin, Kreuzkümmel und Armut. Hinter geschlossenen Türen weinten Babys, und große schwarze Kakerlaken krochen die Wände entlang
und knirschten unter ihren Füßen in den Spalten des schmutzigen Linoleums. Nichts im Vergleich zum eleganten Ra.
    Noch eine Biegung weiter durch das Labyrinth aus Schmutz, und sie standen vor einer blau gestrichenen Tür. E1101. Die Tür sah aus, als hätte der Hund von Baskerville sich in die abgestoßene, verblichene Farbe verbissen. »Hast du den Schlüss -« Sie schnappte den Mund zu.
    Die Tür war zu, aber nicht zugesperrt. AJ umfasste die SIG etwas fester. Sie würde sich nicht noch einmal auf dem falschen Fuß erwischen lassen. Die Waffe mit beiden Händen umfassend, sagte sie, sie ginge jetzt rein.
    Er nickte.
    Sie stürmten durch die Tür, AJ geduckt, Kane hoch aufgerichtet.
    Sie machte sich schnell ein Bild von dem großen, verwahrlosten Raum. Ihre Nase kräuselte sich wegen des ranzigen Geruchs, und sie fing sofort an, durch den Mund zu atmen.
    Sie konnte nichts entdecken, das nicht in Ordnung gewesen wäre, doch irgendetwas stimmte hier absolut nicht. Irgendetwas …
    Die Waffe im Anschlag umrundete sie das große beige Sofa und konzentrierte sich darauf, mit den Augen dem Lauf der SIG zu folgen. Beständig in Bewegung studierte sie die Umgebung.
    Schäbig. Billig. Abgenutzt. Eine typische Zuflucht. Nichts Unerwartetes.
    Wohnzimmer. Offene Küche. Zwei Schlafzimmer.
    Still wie ein Grab.
    Und genauso riechend.
    Mit zusammengezogenen Augen ging sie langsam im Kreis, die SIG als Wegweiser, Kane am Rande ihres Sichtfeldes. Er bewegte sich lautlos durch den Raum und in die Küche.
Für einen so großen Mann bewegte er sich leise und anmutig wie ein Tänzer. AJ schloss ihren Kreis ab.
    Etwas auf dem Sofa erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie starrte den dunklen, braunroten Fleck auf den fettigen Polstern eine Zeit lang an. Vom Zentrum in der Mitte des Sitzes aus schienen mit hoher Geschwindigkeit Blutstropfen gespritzt zu sein. In die Mitte platziert lag ein kleines Objekt. Ein kleines blutiges Objekt.
    Eindeutig etwas, das da wo es lag, auch abgeschnitten worden war …
    »Oh, Gott!«, flüsterte sie. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    Kane kam um die Theke herum, die das Wohnzimmer von der Küche trennte. »Nichts, ich checke noch die...«
    AJ zeigte auf das Sofa. »Ist das da das, wofür ich es halte?«
    »Ja«, sagte er grimmig und kam zu ihr. »Wenn das, wofür du es hältst, eine menschliche Zunge ist.«
    »Oh, verflucht …« Sie atmete ein wenig schwerer durch den Mund und wirkte unter der Dreckschicht ein wenig blasser, aber sie nahm es einigermaßen gut auf. Gott sei Dank. Sie flippte nicht aus. Er hatte schon genug zu tun.
    AJ wandte sich in seine Richtung, aber ihr Blick klebte immer noch an der blutrünstigen Visitenkarte, als könne sie nicht ganz glauben, was sie da sah. Sie zwinkerte, wechselte die Blickrichtung und sah ihn fest an. Sie hatte sich wieder im Griff. Er hatte zuvor nie bemerkt, wie grün ihre Augen waren. Das mussten der Schmutz und die Blässe sein. Er hatte nie zuvor jemanden mit so klaren hellen grasgrünen Augen getroffen.
    Himmel, er wollte AJ Cooper wirklich nicht hier haben. Eine Frau - zur Hölle, niemand - sollte so etwas zu sehen bekommen. Wie sie so vor ihm stand in ihrer dreckigen schwarzen Kleidung, mit dem bleichen schmutzverschmierten
Gesicht, den Ärmel von einer Pistolenkugel zerfetzt, brachen in ihm alle Schutzreflexe durch. Sie war für seidene Laken und Kerzenlicht gemacht, nicht für Schießpulver und Blut.
    Sie sollte nicht - Himmel. Was, zur Hölle, dachte er da? Es war nicht sein Job, sie zu schützen. Cooper war eine Einsatzkraft. Es war ihr Job, mit solchen Dingen

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