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In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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reichten mehrere »Stockwerke« hoch über ihre Köpfe. Wohnungen für die Toten. Hunderte, Reihe auf Reihe, so weit das Auge reichte. Lang vergessene Menschen, die Knochen zu Staub zerfallen, die Artefakte, die man ihnen für die Reise über den Styx ins Grab gelegt hatte, längst geplündert und von Grabräubern entweiht. Über jeder Nische die verblassten Spuren altertümlicher Inschriften, die, von der Zeit abgetragen, in den Sandstein geritzt worden waren. Erinnerungen an geliebte Menschen, die Namen der Toten, Zaubersprüche gegen das Böse, alles in Hieroglyphenschrift.
    Die Farben mussten einst von strahlender Kraft gewesen sein, manche waren es immer noch. Terrakotta und Gold, Pfauenblau und Schwarz. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte AJ es genossen, hier zu verweilen, zu lernen und etwas über die Menschen zu erfahren, die hier beerdigt worden waren.
Jetzt konnte sie nur daran denken, dass sie vielleicht wieder im Spiel war.
    Kane ging neben ihr, die Galabija um die Füße wirbelnd. Das Hotel Ra lag auf der anderen Seite der Stadt, sechs Meilen entfernt, wenn man auf Maulwurfpfaden lief.
    Als sie vor dreißig Minuten, aus dem Treppenhaus kommend, die Tiefgarage erreicht hatten, hatte sie festgestellt, dass ihr Wagen beobachtet wurde, genau wie Ein- und Ausgang des Gebäudes.
    T-FLAC Agenten lernten früh und eingehend, dass es immer einen Weg nach draußen gab. Was in ihrem Fall dieser war. AJ wünschte sich, sie wäre diejenige gewesen, die über das Labyrinth aus Katakomben unter der Stadt Bescheid wusste. Sie musste ein paar Punkte sammeln, und zwar schnell.
    Wenn sie sich im Labyrinth der Katakomben nicht verirrten, würden sie in ungefähr einer Stunde am Hotel sein. AJ sah Kane an. »Woher kennst du diese Anlagen, ich dachte die Nekropolis ist in Alexandria?«
    »Da gibt es auch eine. Die haben sie als Erste entdeckt und ein paar Jahre später diese hier. Sie sind immer noch mit den Ausgrabungen beschäftigt. Alexandria hat Vorrang, weil sie glauben, dass dort möglicherweise Alexander der Große begraben liegt. Aber hier gibt es auch Unglaubliches zu entdecken. Interessierst du dich für Ägyptologie?«
    »Im Augenblick interessiere ich mich mehr für das Hier und Jetzt als für einen Haufen sehr alter, toter Körper.«
    »Sieben Jahrhunderte an Bestattungskultur in diesem Fall.«
    »Ich sehe zu, dass ich bei meinem nächsten Urlaub wieder herkomme.«
    Er hörte weder zu laufen auf, noch wurde er langsamer. Der Mann war der Energizer-Hase. Sie kamen an Tonscherben
vorbei, die die Archäologen in wilden Haufen auf den Sandboden gestapelt hatten. Sie passierten ganze Reihen von etwas, das wie römische Leuchten aussah. Sie bogen um eine Ecke und stießen auf Hunderte, wie zur Inspektion aufgestellte Terracottafigürchen.
    Vielleicht fand sie heraus, wie er tickte. »Du redest nicht gern, oder?«
    »Nein. Wir sind hier nicht auf einer Cocktailparty.«
    Also gut. »Bist du auf Cocktailpartys denn gesprächiger?«
    Kane warf ihr einen Blick zu. »Was glaubst du?«
    Ich glaube, du bekommst nicht sehr viele Einladungen . »Eher nicht.«
    »Richtig.«
    »Auch gut.« AJ hörte hinter sich etwas und schaute über die Schulter zurück. Eine Ratte. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber ihr Hinterkopf fühlte sich an, als stecke er in einem Schraubstock. Jedes noch so leise Knacken war ihr unheimlich. Sonderbar, dass ein Geräusch mehr aufregen konnte als der Anblick Strubens in seiner eigenen Blutlache.
    Das Bekannte und das Unbekannte? Wahrscheinlich.
    »Wenn du nicht im Einsatz wärst«, fragte sie Kane, »hättest du dann Spaß daran, hier zu sein?« Sie wies mit der Hand durch das riesige Gewölbe, das sie gerade durchquerten, auf die Fresken und Friese.
    Kanes Verkleidung war eine Täuschung des Auges, genau wie die altertümlichen Gemälde an den Wänden.
    »Sehr. Die ägyptische Regierung hat mich vor ein paar Jahren hierher eingeladen, als man die Katakomben gerade entdeckt hatte. Hab einen Fotobericht für National Geographic gemacht.«
    Er spricht! AJ sah ihn an. »Wirklich?« Sie wusste, dass die Arbeit als Fotograf den anderen Teil seines Lebens bestimmte,
aber darüber hatte natürlich nichts in den Berichten gestanden. Als sie im Krankenhaus gelegen hatte, war sie in den Zeitschriften dort zufällig auf ein paar seiner Bilder gestoßen und fasziniert gewesen. Sein fotografisches Werk schien das ganze Spektrum zu umfassen, von Mode bis Hungersnot. Es waren die Menschen, die auf seinen Bildern die

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