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In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Hauptrolle spielten. Im National Geographic hatte sie Fotos von einem kleinen südamerikanischen Dorf gesehen, die ihr die Tränen in die Augen getrieben hatte. Er hatte es irgendwie geschafft, die stille Würde des Dorfältesten und die schlichte Freude der Kinder einzufangen. Mit seinen schönen Bildern hatte er die Zeit zum Stillstand gebracht - und sie in eine Welt gezogen, die ihr bis dahin fremd gewesen war.
    »Ja«, sagte er und zog ein cremefarbenes Stoffbündel aus seiner Reisetasche. »Wirklich. Ich musste ultraviolettes Licht benutzen. Es war unglaublich, zum ersten Mal nach Jahrhunderten all diese Kunstwerke zu sehen. Hier.« Er reichte ihr die Nigab . »Zieh das an. Bedeck dein Haar und dein Gesicht. Zum Hintereingang des Hotels müssen wir durch eine U-Bahn-Station und über eine Straße.«
    Sie war vor Erstaunen fast wie betäubt. Kane Wright hatte mit ihr gesprochen . Wie mit einem richtigen Menschen. Einem Menschen, den er nicht hasste.
    »Richtig.« Nicht alle Araberinnen bedeckten dieser Tage noch ihr Haupt, und viele trugen Hosen. Doch um sich mitten in der Öffentlichkeit zu verbergen, war das lange Gewand mit dem Schleier, wie es die konservativen Musliminnen trugen, das beste Mittel. AJ brauchte einen Moment, um sich Hosen und T-Shirt abzuklopfen, wobei der Staub in kleinen Wolken aus dem Stoff aufstieg. »Ich hoffe, man schaut uns nicht allzu genau an. Ich bin verdreckt genug, um Fragen aufzuwerfen.«
    »In zehn Minuten steckst du bis zum Hals in warmem
Wasser«, sagte Kane, der vermutlich selbst nach einer Dusche lechzte.
    So lange noch, dachte AJ ironisch, während sie das Gewand über den Kopf streifte und zurechtzog. So lange.
    Ihr selbst stand das Wasser nämlich schon seit Stunden bis zum Hals.

5
    Die nächsten Minuten verliefen ereignislos. Sie ließen sich mit der Woge der morgendlichen Pendler durch den überfüllten Ramses-Bahnhof treiben und überquerten die Straße zum Hintereingang des Hotel Ra.
    AJ hielt die Augen züchtig gesenkt, während sie das Hotel durch den Dienstboteneingang betraten. So war es zum einen Brauch, und zum anderen wollte sie nicht, dass irgendwer sie ansah. Grüne Augen fielen hier genauso auf wie ein Bikini auf dem Bazar. Man hätte sie auf der Stelle erkannt.
    Sie und Kane waren hier gestern mit Getöse und einem Berg von Louis-Vuitton-Koffern durch den Vordereingang eingelaufen. Der weltbekannte Fotograf Kane Wright und sein derzeitiges Lieblingsmodel. Für die Ankunft heute nahmen sie dezent den Personalaufzug.
    Der Lift roch nach gewürztem Essen, Schweiß und einer besonders stechenden Möbelpolitur. Ein brauner Steppstoff bedeckte die Wände und schluckte den Lärm.
    »Um zwei gibt es einen Linienflug. Damit bleiben dir ein paar Stunden, um dich zu waschen und etwas auszuruhen«, sagte Kane, als die Tür sich schloss. »Ich bringe dich persönlich zum Flughafen.«
    So viel zum Thema zweite Chance. AJ warf ihm einen katzenhaften
Blick zu. »Traust du mir nicht zu, mir selber ein Taxi zu rufen?«
    »Nein«, sagte er kurz und bündig. »Und das kannst du dir bei mir sparen, Cooper.«
    »Was kann ich mir sparen?«
    »Dieses verführerische ›Durch-die-Wimpern-Blinzeln‹. Ich bin nicht dein Freund. Und verzaubert bin ich auch nicht.«
    AJ war sich nicht bewusst, was immer er ihr vorwarf, getan zu haben. Aber sein Verhalten ging ihr langsam wirklich auf die Nerven. Der Zorn baute sich auf wie eine Welle. »Was, zur Hölle, glaubst du …« AJ machte den Mund wieder zu.
    Gütiger Himmel, was machte sie da? Ihn noch mehr ver ärgern?
    Auf der anderen Seite, was hatte sie schon zu verlieren? Wer weiß, vielleicht flößte es ihm ja Respekt ein, wie sie für ihre Sache eintrat? Wie sie sich das Recht auf eine zweite Chance erstreiten wollte.
    »Was wolltest du sagen?«
    Vielleicht lieber nicht. Die Worte blieben ihr wie ein Stein im Magen liegen. »Gar nichts, verdammt.« Ihr tat vom Zähnezusammenbeißen schon der Kiefer weh, aber für den Rest der Fahrt sagte sie nichts mehr.
    Der Aufzug blieb stehen. AJ sah sich um, während sie den breiten Gang im achtzehnten Stock betraten. Ein dicker rot und gold gemusterter Teppich dämpfte ihre Schritte. Nirgendwo ein Käfer zu sehen.
    »Juhu«, sagte sie albern. »Keine grässlichen Krabbler.« Genau in diesem Augenblick passierten sie einen prunkvollen Spiegel, der über einem vergoldeten Tischchen hing, und sie erheischte einen gut beleuchteten Blick auf sich selbst. »Oh, Mann!« Sie würgte ein Lachen hinunter,

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